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Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Titel: Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Martin
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verdeckte, jedoch allmählich zur Seite glitt, bis schließlich, nach einer Ewigkeit, der Mond wieder schien. Der Nebel, dessen blutiges Werk vollendet war, zog sich zögernd zurück auf den Wald zu.
    Wir haben unseren Teil der Abmachung erfüllt, Blutsverwandter Bava K’aas , heulten die Stimmen. Keinem von denen, die gewaltsam festgehalten wurden, ist ein Leids geschehen. Nun gib uns unseren Frieden!
    Tris sammelte das letzte bisschen, was von seiner Kraft noch übrig war, und streckte segnend seine Arme aus. Als er die Worte der Macht zu murmeln begann, fühlte er wieder, wie die Geister um ihn herumwirbelten, doch war ihre Stimmung jetzt sehnsuchtsvoll, trauernd, einsam. Er bezog Stärke aus dem Mitgefühl, das in ihm aufwallte angesichts des langen Exils der Geister, des Verrats, dem sie zum Opfer gefallen waren, ihrem Verlust und ihrem Kummer, und webte diese Stärke in den letzten Segen und gestaltete das Ritual des Hinübergehens. In den Ebenen des Geistes, die nur für die als Magier Geborenen sichtbar waren, konnte Tris die Seelen sehen, die auf Erlösung warteten, und in der Ferne, am Rande der Dunkelheit, spürte er, mehr als er sah, die Gegenwart von Ihr, die die Nacht regiert.
    Ihr Ruf nach den verlorenen Geistern war das Süßeste, was seine Seele jemals vernommen hatte, wenngleich er es nie in sterblicher Sprache hätte ausdrücken können. Selbst sein eigener Geist sehnte sich danach, doch weil er noch in seinem Körper verankert war, konnte er ihm nicht folgen. Ruhet jetzt , sprach er segnend, und die Wiedergänger begannen sich von den Banden zu lösen, die sie an den Wald fesselten. Ruhet für immer.
    Als ob er plötzlich aus dem Zugriff starker Finger befreit würde, verließen ihn die Geister, und Tris fiel auf die Knie, zu entkräftet, um noch zu spüren, wie der Boden ihm entgegenkam und alles schwarz wurde.
*
    Als Vahanian die Augen wieder zu öffnen wagte, herrschte Stille auf der Lichtung. Die Geister von Ruune Videya hatten ihre Rache gut geübt. Über das Lager verstreut wie kaputte Puppen lagen die Körper der Sklavenjäger mit verdrehten Gliedern und in Todesangst verzerrten Gesichtern. Schwere Wagen lagen wie Spielzeuge umgekippt zwischen zerfetzten Zelte. Inmitten der Trümmer lag Tris auf dem Boden, reglos und mit dem Gesicht nach unten. Von den übrigen Gefangenen war keiner zu sehen, bis auf Alyzza, die auf Tris zutaumelte; aus ihren Augen strahlte der Wahnsinn.
    Vahanian bedeutete den anderen mit einer zögernden Handbewegung, ihr Versteck zu verlassen, und hörte Carina hinter sich aufkeuchen, als sie Tris entdeckte. Sofort rannte die Heilerin zu ihm hin und drehte ihn behutsam auf den Rücken.
    »Ist er –«, setzte Vahanian an.
    »Er lebt«, nickte Carina mit Tränen in den Augen. »Ich weiß nicht, was er getan hat oder wie er es getan hat, und ich glaube auch nicht, dass ich es wissen will. Aber er hat sich schlimm verausgabt. Wenn er wieder zu sich kommt, wird er ein höllisches Kopfweh haben.«
    »Was ist mit den anderen Gefangenen – sind sie auch tot wie die Sklavenjäger?«, fragte Vahanian Carroway und Berry, die zwischen den Leichen herumgingen.
    »Es besteht kein Grund zur Sorge um das Wohl der restlichen Gefangenen«, antwortete eine Stimme hinter ihm. Vahanian wirbelte herum, das Schwert in der Hand, und starrte verblüfft den strohblonden Mann an, der aus der Dunkelheit trat. »Sie sind in Sicherheit. Sie haben sich zerstreut, aber nichts, was euer Freund herbeigerufen hat, wird ihnen Schaden zufügen«, gelobte der Neuankömmling und kam mit einem unheimlichen, gleitenden Gang näher. Der aristokratisch wirkende Mann blieb eine Armlänge von Vahanian entfernt stehen und verbeugte sich tief und respektvoll.
    »Wer seid Ihr?«, fragte Carina, obwohl Vahanian darauf gewettet hätte, dass die Heilerin die Natur ihres Besuchers erraten konnte.
    »Ich bin Gabriel. Ich diene der Dunklen Lady, unserer Gebieterin«, entgegnete der Vayash Moru, als handele es sich um ein gewöhnliches Bekanntmachen. »Man hat mich zu euch geschickt.«
    »Wieso?«, fragte Vahanian argwöhnisch.
    »Die Geister des Waldes gehorchten dem Befehl eures Freundes«, sagte Gabriel geschliffen, »doch gibt es andere, weniger natürliche Wesen, die der Dunkelheit dienen. Meine Lady hat mich geschickt, um euch sicher zu einem Ort zu führen, wo ihr die Nacht verbringen und euch um eure Bedürfnisse kümmern könnt.«
    »Äh, Jonmarc«, sagte Carroway, ohne den Blick auch nur einen Moment von Gabriel

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