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Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Titel: Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Martin
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Vahanian.
    Tris kämpfte erbittert darum, seine Konzentration aufrechtzuerhalten, doch die Anstrengung zehrte an seinen Kräften, und er begann zu ermüden. Es war mittlerweile fast unmöglich, in dem Nebel noch etwas zu sehen. Selbst der Mond schien heute Nacht verflucht zu sein und schimmerte in einem seltsamen Glanz, denn die Dunkelheit begann sein Licht zu schlucken und hüllte das Gestirn in unheimliche Farben. Tief in dem Gifthauch des Nebels konnte Tris die entsetzten Schreie der Sklavenjäger und den Lärm des Kampfes hören. Die anderen Gefangenen, die auch von den Geistern befreit worden waren, besorgten sich jetzt Waffen oder flohen. Ein paar Sklavenjäger liefen vor den Nebelgespenstern in den dunklen Wald davon: Ihre schauerlichen Todesschreie bewiesen denjenigen, die es ihnen nachmachen wollten, dass dort Schlimmeres als Wiedergänger die Lebenden erwartete.
    Der Nebel wallte heftig, bisweilen durchsetzt von Bällen des Magierfeuers, die Alyzza auf die wenigen Sklavenjäger schleuderte, die noch am Kämpfen waren. Das Kribbeln in seinem Nacken begriff Tris instinktiv als Warnung, und er sah, dass der Nebel noch dichter wurde und die Wiedergänger leichter zu erkennen waren. Ihre verzerrten Gesichter würden ihn noch lange in seinen Albträumen heimsuchen, und als das Heulen des Windes lauter wurde, merkte er, dass er die Geister nicht mehr unter Kontrolle hatte.
    »Versteckt euch!«, schrie Tris seinen Freunden zu. »Ich kann ihnen nicht länger Einhalt gebieten!« Ihren aschfahlen Gesichtern entnahm Tris, dass sie es schon vermutet hatten. »Lauft! Ich werde sie von euch fern halten! Versucht die Höhlen zu erreichen!« Vahanian und Carroway packten Carina an den Armen und wollten auf die dürftige Deckung der Felswand zu. Sie befreite sich aus ihrem Griff.
    »Tris – was ist mit Tris?«, schrie sie gegen den heulenden Wind an.
    »Macht, dass ihr wegkommt!«, brüllte er und hob abwehrend die Hände gegen einen Windstoß, der ihn fast von den Füßen riss. Er konnte die Bosheit der Geister spüren, und es bedurfte jedes Fünkchens Macht, das er aufbieten konnte, um eine schützende Aura um seine Freunde aufrechtzuerhalten.
    »Tris kommt alleine zurecht«, versicherte Vahanian ihr und zog sie mit auf die Felswand zu. Unter einem Vorsprung blieb er stehen. »Berry, spring!«, rief er und streckte die Arme aus. Ihr Gewicht ließ ihn beinah in die Knie gehen, er wankte, hielt sich aber aufrecht und zog die Heilerin und das Mädchen hinter sich her auf eine Felsspalte zu. Er schob zuerst Berry hinein und dann, trotz ihrer Proteste, Carina, dann Carroway und versiegelte die Öffnung anschließend mit seinem Körper. Den linken Arm vor dem Gesicht, in der rechten Hand kampfbereit das Schwert, so versuchte er sich instinktiv vor den Gespenstern in ihrer mörderischen Wut zu schützen.
    Tris setzte seine Seele aufs Spiel und öffnete sich den Geistern, um seine letzte Kraft in einen schwachen, blauen Schild mentaler Energie über der Spalte zu stecken, in der seine Freunde Zuflucht suchten.
    Und dann wurde der Mond dunkel.
    Tris kannte die Geräusche hitziger Schlacht, hatte das Stöhnen sterbender Männer schon früher gehört, aber was jetzt um ihn herum auf der Lichtung losbrach, hatte nichts Menschliches mehr an sich, und die Qualen, die den Sklavenjägern von den Geistern zugefügt wurden, überstiegen die schlimmsten Fantasien, die je ein Maler oder Dichter über das Reich der Finsternis gehabt hatte. Erbarmungslos hetzten die rachsüchtigen Gespenster ihre Beute, spielten mit den verzweifelten Sklavenjägern. Die schrillen Schreie der Sterbenden vermischten sich mit unmenschlichem Heulen zu einer grausigen Kakophonie, bis Tris, aus Furcht den Verstand zu verlieren, die Hände auf die Ohren presste und die Augen nicht mehr zu öffnen wagte. Der metallisch scharfe Geruch nach Blut lag schwer in der Luft, und Tris spürte die Berührungen geisterhafter Zähne auf seinem Fleisch, erschauderte, als die Wiedergänger über ihn hinweg und durch ihn hindurch zogen, denn er war, ohne es zu wollen, ein Glied der Kette ihrer blutrünstigen Rache und konnte sich nicht von der Macht losreißen, die beschlossen hatte, die Lichtung zu befreien und Vergeltung zu erzwingen.
    Die Dunkelheit schien nicht enden zu wollen. Irgendwann fühlte Tris dann die Geister schwinden, übersättigt von ihrer Jagdbeute. Er riskierte einen Blick himmelwärts und sah eine dunkle Kugel, die die helle Scheibe des Mondes anfangs völlig

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