Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)
worden«, sagte Tris im Näherkommen. »Ich habe ihr gesagt, dass wir eine Heilerin unter uns haben.«
Bei diesen Worten blickte die Frau am Feuer auf und erstarrte, als ihr Blick auf Kiara fiel. Die Prinzessin selbst stand da wie vor den Kopf geschlagen, als sie plötzlich erkannte, wer sie anstarrte.
Sie war sich nicht einmal sicher, ob sie noch Carinas Namen herausbrachte, als die Heilerin schon in ihren Armen lag und beide zugleich unter Freudentränen aufeinander einredeten.
»Seid ihr auch so begrüßt worden?«, fragte der Schwertkämpfer trocken die anderen, die dem Geschehen verblüfft beiwohnten.
Kiara fuhr sich mit dem Ärmel über die Augen. »Entschuldigt bitte!«, sagte sie, als sie ihre Stimme wiederfand. »Es ist nur – o Göttin! Wir sind Cousinen, und Carina war so lange unterwegs –«
Der dunkelhaarige Mann machte einen Schritt aus sie zu. »Dann musst du Kiara Sharsequin sein!«
»Woher –«
»Schon gut, Kiara«, sagte Carina und holte tief Luft, um sich zu sammeln, während sie sich die Tränen aus den Augen wischte. »Es sind Freunde. Nun komm. Ich will mir deine Schulter ansehen und auch einen Blick auf Jae werfen. Wir haben uns viel zu erzählen!«
Die Heilerin stellte ihr Carroway, Vahanian und Berry vor und ging dann zu ihrem Pferd, um ihre Heilertasche zu holen, während Berry Kiara ein großes Stück Brot und einen Batzen Fleisch und Käse in die Hand drückte. Jae schob den Kopf aus der Schlinge und jagte dem Mädchen einen Schrecken ein, doch gleich darauf lachte sie und streckte die Hand nach dem Gyregon aus. Kiara rechnete mit einem verärgerten Zischen, doch zu ihrer Überraschung hatte der Gyregon nichts gegen die sanfte Berührung einzuwenden. Vorsichtig nahm Kiara die Schlinge ab, bis der Gyregon nur noch in dem Stoffverband steckte, und reichte das Tier Berry, die einen Topf mit Wasser aufs Feuer stellte und sich dann im Schneidersitz hinsetzte, Jae mit kleinen Käsestückchen fütterte und dabei Kiaras Erzählung lauschte.
Als Carina mit ihrer Schulter fertig war, stellte Kiara fest, dass der stechende Schmerz verschwunden war. Als die Heilerin daraufhin den kleinen Gyregon sanft aus Berrys Händen nahm, zischte Jae wiedererkennend und ließ seine Zunge freudig über die Hand der Heilerin schnellen. Nach kurzer Zeit sah der Schnitt über Jaes Bauch so gut wie verheilt aus. Zwischen den beiden Behandlungen mischte Carina einen Tee für Tris zusammen, der Schmerzen zu leiden schien und ihn dankbar annahm.
Es war schon fast Mitternacht, bis Carina Kiara alle Einzelheiten ihrer Abenteuer mit den Sklavenjägern erzählt hatte, und was die Prinzessin dabei über die Rolle erfuhr, die Tris bei der Wiedererlangung der Freiheit der Gruppe gespielt hatte, bestätigte ihr, dass der junge Magier beträchtlich mehr Macht hatte, als er sich anmerken ließ. Die Heilerin erklärte, wie die Umstände ihren Weg geändert hatten, der sie jetzt alle zur Bibliothek nach Westmark führte statt nach Dhasson. Es gelang ihr sogar, mit Fassung von Cams Verschwinden zu berichten, obwohl Kiara sich ihrer eigenen Tränen nicht schämte. Von den Geschichten der anderen hatte Carina wenig zu berichten. Während die beiden Frauen sich unterhielten, fertigten die Männer neue Fackeln und Pfeile an, um die aufgebrauchten zu ersetzen für den Fall einer neuerlichen Begegnung mit den Bestien.
»Ich beende eure Plauderstunde nur ungern«, sagte Vahanian irgendwann, »aber wenn wir morgen losreiten, haben wir dann irgendeine Vorstellung davon, wo diese Bibliothek von euch sich befindet?« Er streckte sich und schnippte lässig ein Stück Holz ins Feuer, bevor er seinen Blick von Tris zu Carina und wieder zurück wandern ließ.
»Würde es euch helfen, wenn ich euch meine Karte gebe?«, bot Kiara an. In knappen Worten umriss sie ihre eigene Queste und die Anweisung des Orakels, die sagenumwobene Bibliothek ausfindig zu machen.
»Jetzt kommt Bewegung in die Sache«, meinte Vahanian und nahm die alte Landkarte entgegen.
»Wenn man diesem Relikt Glauben schenken kann«, sagte der Söldner nach kurzer Überprüfung zu Kiara, »dann sind wir nicht mehr als ein oder zwei Tagesritte von unserem Ziel entfernt. Vorausgesetzt natürlich, die Bibliothek ist noch da. Unser Spuky hier«, fügte er mit einem Nicken in Tris’ Richtung hinzu, »kann dir bestätigen, dass ich eher der Sehen-ist-Glauben-Typ bin.«
»Vielleicht sollten wir etwas schlafen«, warf Tris ein. »Morgen haben wir noch genug Gelegenheit
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