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Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Titel: Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Martin
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ausgefochtenen Kampf vorübergehend seine Magie verstärken würde. Zweitens, dass es einige Abwehrkräfte gegen natürliche und unnatürliche Gifte und gegen verfluchte Gegenstände verlieh, wenngleich Taru das genaue Ausmaß dieser Kräfte nicht kannte und ihn davor gewarnt hatte, sich zu sehr auf den Schutz des Schwertes zu verlassen. Und drittens, dass es eine meisterlich geschmiedete und perfekt ausbalancierte Klinge war, die sogar Vahanian einen neidischen Blick abgerungen hatte, doch wagte es natürlich niemand außer Tris, sie auch nur anzufassen.
    Sie ritten schweigend, geführt vom Mondlicht, und so schnell, wie die schneebedeckten Straßen es erlaubten. Keine anderen Reisenden waren zu dieser Stunde unterwegs, und Gasthäuser gab es nur wenige in dieser entlegenen und dünn besiedelten Gegend Fahnlehens. Als Stunde um Stunde ereignislos verstrich, begann Tris sich zu fragen, ob sie sich umsonst Sorgen gemacht hatten.
    »Es ist nicht mehr weit jetzt«, sagte Vahanian eine Stunde vor Sonnenaufgang müde. Sie konnten das Flussufer sehen und in der Ferne auch die Galgenbrücke. Tris’ Fantasie gaukelte ihm baumelnde Leichname vor, obwohl er wusste, dass es nur vom Wind bewegte Äste waren. Auf einer Seite der Straße, an einer Biegung des Flusses, lag ein kleiner Weiler. Als sie sich ihm näherten, ging plötzlich das Reetdach eines der Häuser in Flammen auf; erschrocken tänzelten die Pferde vor dem Hitzeschwall zurück.
    »Vorsicht!«, schrie Carroway, als Pfeile aus den dunklen Häusern flogen.
    »Ein Hinterhalt!«, brüllte Vahanian. »Reitet zur Brücke!«
    Tris spürte, wie ihn ein Pfeil am Oberschenkel traf und ihm die Haut aufriss. Eine Woge blauen Feuers brandete aus der Dunkelheit auf ihn zu und wurde im letzten Moment abgelenkt, als Tris gerade noch rechtzeitig seine Schilde hochriss. Irgendetwas stimmt hier nicht, ganz und gar nicht , dachte er, während sein Herz zu hämmern begann und das Blut ihm in den Ohren dröhnte. Das blaue Feuer nahm an Intensität zu, während Tris darum kämpfte, sich im Sattel zu halten. Noch einmal pulsierte das Feuer, und Tris schlug peitschend aus, mehr instinktiv als geplant; später war er sich nicht einmal mehr sicher, welche Kraft genau er dem Feuer eigentlich entgegengeworfen hatte. Eine Explosion erschütterte die Nacht; eine Flut von Funken schoss in den Himmel, und das blaue Feuer erlosch.
    »Reite!«, rief Kiara, als Berittene in den Straßen des Weilers auftauchten. Tris fiel auf seinem Pferd nach vorn und klammerte sich an der Mähne fest, denn unvermittelt überkam ihn ein Schwindelgefühl. Er hörte das Klirren von Stahl und das Schwirren von Armbrustbolzen, während sein Pferd hinter den anderen durch den Schnee donnerte.
    Und dann, im Licht des Mondes, sah er auf einmal dunkle Umrisse – nein, eigentlich fühlte er sie mehr, denn sie bewegten sich zu schnell, als dass ein menschliches Auge ihnen hätte folgen können. Er hörte einen erstickten Schrei von einem der Bogenschützen, dann das panische Aufwiehern eines Pferdes, dessen Reiter aus dem Sattel gerissen wurde.
    »Schaut nicht zurück!«, schrie Carina, packte Roysters Zügel und zog das verängstigte Pferd des Bibliothekars neben ihrem her.
    Orientierungslos und um Atem ringend hielt Tris sich mit schweißnassen Händen an seinem Pferd fest; er fühlte sich, als ob sein Sehvermögen und seine Magiersinne durch starken Wein beeinträchtigt seien. Er sah die Geister, die sich hinter ihnen erhoben, als sie sich der Brücke näherten, und wusste instinktiv, dass es Argus und seine Männer waren, die ihre Gräber für ein letztes Gefecht verlassen hatten. Die Angstschreie der wenigen verbliebenen Verfolger bewiesen ihm, dass die Gespenster kein Produkt seiner plötzlichen Verwirrtheit waren. Er versuchte eine Hand zur Abwehr zu heben, versuchte einen einfachen Schutzzauber über seine Freunde zu verhängen, doch er musste feststellen, dass seine Macht in großer Ferne war und seinem Befehl nicht gehorchen wollte.
    Der Winterwind peitschte ihre Gesichter und ließ ihre Haare wehen, als die Pferde mit donnernden Hufen über die steinerne Bogenbrücke jagten, die die dunklen und eisigen Fluten des Flusses überspannte. Obwohl weder Verfolger noch Beschützer Anstalten machten, ihnen über den Fluss nachzukommen, verlangsamte keiner der Gefährten seinen Ritt, bis sie die Brücke ein gutes Stück hinter sich gelassen hatten. Der Morgen dämmerte, als Vahanian, der immer noch an der Spitze ritt,

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