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Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)

Titel: Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gail Martin
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immer noch in den Armen der Vettel schluchzte.
    »Ich kümmere mich um sie«, sagte die Großmütterchenhexe und tätschelte Carinas Rücken. »Geht nur ruhig wieder euren Geschäften nach.«
*
    Bei Sonnenaufgang lag das zerstörte Lager ruhig und friedlich da. Tris, der erschöpft und müde war und die Nachwirkungen des Rauchs noch spürte, trat nach einem verkohlten Holzstück, als er von den Arbeiterzelten aus den Hang zur Karawane hinaufging. Sein Kopf juckte unter dem Verband, der die Wunde auf seiner Kopfhaut bedeckte, und die Wunde selbst pochte. Soterius und die anderen schichteten die Leichen der Banditen übereinander und steckten sie in Brand. Tris musste an sich halten, um sich bei dem Gestank nach verbranntem Fleisch nicht zu übergeben.
    Die Karawane bot ein Bild der Verwüstung. Von vielen Wagen waren nur noch verkohlte Haufen übrig. In der Mitte der Lichtung schwelte das Hauptzelt vor sich hin; die noch verbliebenen Masten ragten wie verbrannte Knochen aus dem Boden. Maynard Linton streifte zwischen den Trümmern umher und schüttelte den Kopf.
    »Der Überfall hat uns den Großteil des Profits einer Saison gekostet«, sagte er traurig, und sein feistes Gesicht war ein Bild des Jammers. »Ganze Wagen sind futsch. Wie viele Leute verletzt oder tot sind, weiß ich nicht. Und das alles, wo der Winter vor der Tür steht!« Noch einmal schüttelte er den Kopf. »Das ist nicht gut«, brummte er besorgt. »Gar nicht gut.«
    In diesem Moment entdeckte Tris Carroway, der gebeugt unter der Last zweier Eimer ging. Seine Jacke war zerrissen, ein Ärmel hing von der Schulter bis zum Handgelenk in Fetzen. Rußverschmiert und blutbespritzt lächelte der Barde müde, als er Tris bemerkte. »Schön, dich in einem Stück zu sehen«, begrüßte Carroway ihn und blieb stehen. »Warum kommst du nicht mit mir? Carina braucht alle Hilfe, die sie kriegen kann, drüben am Zelt.«
    Tris nahm ihm einen Eimer ab und steuerte das größte der noch stehenden Zelte an. Brandlöcher in seinem Dach ließen die Sonne herein. Tris duckte sich unter der durchhängenden Zeltklappe hindurch. Das Innere des Zeltes war ein Krankensaal, in dem in ordentlichen Reihen die Verletzten auf Decken lagen. Von den fast einhundert Karawanenleuten schien mindestens die Hälfte auf Carinas Dienste zu warten.
    Die Nacht brach herein. Tris und Carroway brachten Fackeln herbei, um der Heilerin Licht für ihre Arbeit zu spenden. Die alte Herdhexe, Alyzza, arbeitete neben Carina, legte Breiumschläge auf und mischte Heiltees zusammen. Sowohl Cam als auch die alte Hexe behielten Carina fürsorglich im Auge, zwangen die Heilerin, sich auszuruhen, zu essen und zu trinken. Als Tris Carina zusah, bemerkte er, dass sie und Cam eine unheimliche Ähnlichkeit miteinander aufwiesen. Bruder und Schwester vielleicht, dachte er, kein Liebespaar?
    Als die Nacht fast vorbei war, war Tris zu dem Schluss gekommen, dass das Los eines Stegreifmedikus fast so strapaziös wie das eines Kämpfers war. Carroway bewegte sich selbstsicher durch das Chaos, trug die Verwundeten, gab anderen, die ihre Kameraden zum Heilen brachten, Anweisungen, spaltete Holz für Schienen und Krücken und zerriss große Stücke Stoff für Verbände. Ein Feuer in der Zeltmitte lieferte das kochende Wasser, das für Tees und Breiumschläge gebraucht wurde. Tris folgte Carroways Vorbild und versuchte, sich nicht auf seinen eigenen pochenden Kopf zu konzentrieren oder, in den Momenten, wo dieser nicht schmerzte, auf die Fragen, die seine Schlachtfeldvisionen aufwarfen.
    Als das erste Licht der Morgendämmerung die Hügel streifte, kam Carina bei ihrem letzten Patienten an. Die Erschöpfung zeichnete ihr Gesicht, dunkle Ränder lagen um ihre Augen. Tris vermutete, dass nur noch schiere Willenskraft sie auf den Beinen hielt, und seine Achtung für die Heilerin stieg beträchtlich. Behutsam legte Carina eine Hand über die Wunde des Verletzten, schloss die Augen und lehnte sich Beistand suchend an Cam. Nach wenigen Augenblicken lächelte der Patient erstaunt, denn Carina nahm ihre Hand weg und gab seinen Blicken eine Wunde preis, die in einem Stadium der Heilung war, das normalerweise erst nach mehreren Wochen erreicht worden wäre. Als der Mann seine Dankbarkeit ausdrückte, sackte die Heilerin, erschöpft bis aufs Äußerste, gegen Cam.
    Ein paar Nachzügler drängten sich mit kleineren Verletzungen vor. »Kommt morgen wieder«, schnauzte Cam sie an und nahm Carina beschützend in die Arme. »Für heute

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