Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)
mit Behandlung wäre es ihm schwergefallen zu atmen, aber dann noch der Rauch …«
Sie hob den Kopf gerade so weit, dass sie ihn wütend anfunkeln konnte. »Du verstehst nicht, wie es ist, einen Patienten zu verlieren.«
»Nein«, räumte er ruhig ein. »Nur Soldaten unter meinem Kommando.«
»Das Auge der Lady muss auf dir geruht haben, dass es dir gelungen ist, lebendig dort rauszukommen«, stellte die Großmütterchenhexe fest und nahm den Becher von Tris entgegen. Sie füllte ihn erneut und bot ihn Soterius an, der ihn dankbar annahm. Tris konnte die verbrannten Stellen sehen, von denen Soterius’ Gesicht und Arme übersät waren, und kam zu dem Schluss, dass sein Freund in keiner besseren Verfassung als er selbst war.
»Danke, dass du mich da rausgebracht hast«, sagte Tris.
Soterius blickte ihn einen Moment lang an, ohne etwas zu sagen, und Tris wusste, dass sein Freund gesehen hatte, wie er Magie eingesetzt hatte, um den Balken zur Seite zu schleudern. »Gern geschehen«, entgegnete Soterius schließlich, und obwohl sein Tonfall aufrichtig war, sah er weg.
Er weiß nicht mehr, was er von mir halten soll , dachte Tris, dem immer noch der Trank der Hexe im Hals brannte. Er hatte nicht damit gerechnet, einmal Lehnsmann eines Magiers zu sein.
Die alte Vettel nahm den Becher wieder an sich und bot ihn Vahanian an, der mit einer Handbewegung ablehnte und ihr zu verstehen gab, sie solle sich lieber um Carina kümmern. Die Vettel kniete sich neben die Heilerin und nahm sie in ihre Arme, wo Carina wie ein verzweifeltes Kind an ihrer Schulter schluchzte.
Vahanian schaute Tris an. Aschfahl und zitternd begegnete dieser seinem Blick. Sie wussten beide, dass der Balken auf Tris’ Geheiß hin seinen Kurs geändert hatte. Sein Hass auf Magie ist noch größer als der von Soterius , dachte Tris, als er Vahanian in die Augen sah. Sein vogelfreier Prinz entpuppt sich als ungeübter Zauberlehrling – wieder eine Sorge mehr.
»Hättest du auf meinen Rat gehört, wäre das alles nicht passiert!« Eine Stimme durchschnitt beißend den Rauch. Als Tris aufblickte, sah er Kaine, der Maynard Linton an den Fersen klebte, während der Karwan-Baschi sich seinen Weg durch die Trümmer suchte.
»Wo ist die Heilerin?«, fragte Kaine herrisch und blieb stehen, wo sie ruhten. »Ich bin verletzt!«
»Die Dame ist beschäftigt. Geh weg!«, beschied ihm Vahanian, indem er sich zwischen Kaine und Carina stellte.
Kaine setzte sich in Bewegung, um sich an ihm vorbeizudrängen. »Sie ist eine Heilerin, lass sie heilen!«, blaffte er. Dieses Mal versperrte Vahanians Klinge ihm den Weg.
»Ich sagte, die Dame ist beschäftigt!«, sagte Vahanian mit krächzender Stimme. Er sah aus, als ob er den überstandenen Kampf in jedem schmerzenden Muskel zu spüren begänne und in Betracht zöge, sein Mütchen an Kaine zu kühlen. »Geh fort!«
»Du bist mir ja ein feiner Beschützer, Jonmarc Vahanian!«, giftete Kaine. »Könnte mir gut vorstellen, dass es Banditenfreunde von dir waren, die das getan haben«, stichelte Kaine, wich jedoch einen Schritt von der funkelnden Klinge zurück. »Ich hab’s Linton gleich gesagt, sich mit dir einzulassen bedeutet Ärger. Nichts von dem hier wäre passiert, wenn wir nicht deine diebische Haut aufgenommen hätten.«
Vahanian machte einen Schritt auf Kaine zu und hob die Klinge höher. »Ich habe immer noch die Kraft, um dich zu durchbohren, Kaine, und ich werde es auch tun, falls du noch hier bist, wenn ich bis fünf gezählt habe. Eins …«
»Seht ihr, was ich meine?«, winselte Kaine und wich noch einen Schritt zurück. »Er würde mich einfach kaltblütig erschlagen –«
»Zwei …«, knurrte Vahanian und rückte vor.
»Ich habe kein Verlangen danach, mich durchbohren zu lassen, Vahanian«, versetzte Kaine und leckte sich das Blut von seiner gespaltenen Lippe. »Aber merkt euch meine Worte«, sagte er und sah dabei Tris und die anderen an, »wir werden das Pech nicht los, ehe wir ihn nicht los sind!«
»Drei …«
Mit einem unsicheren Blick auf den Söldner und sein Schwert hob Kaine zum Zeichen der Aufgabe die Hände und zog sich zurück und verschwand in der Menge der Karawanenreisenden, die in ihr zerstörtes Lager zurückkehrten.
»Ich hätte nichts dagegen gehabt, diesen Unruhestifter durchbohrt zu sehen«, bemerkte Soterius finster, als Vahanian sein Schwert in die Scheide zurücksteckte.
»Ist der Mühe nicht wert«, antwortete Vahanian. Tris warf einen Blick nach hinten auf Carina, die
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