Im Bann des Nekromanten: Die Chroniken des Beschwörers - 1. Roman (German Edition)
zwar mehr als ein paar Leute, die einen Grund hätten mich finden zu wollen, aber nur einen, der eine frische Rechnung zu begleichen hat. In welchem Fall Kaine nur nach mir suchen würde, weil ihm jemand gesagt hat, dass ich bei dir bin«, sagte Vahanian und ließ seine Blicke über den dunklen Horizont schweifen, als ob er erwartete, noch mehr Räuber zu sehen – oder Schlimmeres.
»Gute Nacht, Jonmarc«, sagte Tris, als sie zu den Zelten kamen.
»Schlaf leicht«, erwiderte der Söldner. »Und halt dein Schwert griffbereit.«
*
Vahanian hatte es sich zur Aufgabe gemacht, jede Nacht die Reittiere seiner Reisegruppe zu kontrollieren. Obwohl Pferdediebe meistenorts gehängt wurden, verschwanden dennoch immer wieder Tiere, und er wollte nicht auf ihre verzichten, die besser als der Durchschnitt waren. Nachdem er nach den Pferden gesehen hatte, ging Vahanian durch das Lager zurück; die kalte Nachluft ließ ihn frösteln. Er duckte sich in Lintons Zelt, das von mehreren Öllampen in freundliches Licht getaucht wurde, und genoss die Wärme, die das Kohlenbecken lieferte.
»Gut siehst du aus, Jonmarc!«, gluckste der Karwan-Baschi, während er ein Tablett mit einer großen Karaffe und zwei Gläsern anbrachte. »Das Leben auf der Straße bekommt dir.«
»Ich wär schon lange tot, wenn es nicht so wäre«, antwortete Vahanian, lehnte sich zurück und stützte sich mit den Stiefeln auf einem Baumstamm ab.
»Deine ›Schmuggelware‹ verdient sich doch noch ihre Unterkunft und Verpflegung«, fuhr Linton fort, als er den goldenen margolanischen Brandy einschenkte und ein Glas vor Vahanian stellte. »Irgendwann musst du mir mal die ganze Geschichte erzählen. Es sieht dir gar nicht ähnlich, den Adel zu retten.«
Vahanian nippte an seinem Glas. »Die Zeiten ändern sich«, sagte er und blickte Linton an und dann an ihm vorbei. »Du wärst überrascht.«
»Wahrscheinlich nicht«, meinte Linton und ließ sich schwerfällig in seinen ledernen Klappsessel sinken.
»Komm zur Sache.«
»Die Sache ist die, Jonmarc«, setzte Linton an und unterbrach sich gerade so lang, dass er an von seinem Brandy kosten konnte, »dass jemand anders etwas rausgekriegt hat.«
»Wer?«
Linton zuckte die Schulter. »Die Namen, die genannt wurden, sind erfunden, ebenso wie die Gründe, da bin ich mir sicher. Aber heute am frühen Abend haben zwei Männer eine beträchtliche Summe an unseren Spieltischen gewonnen. Genug, um die Aufmerksamkeit des Spielmeisters zu erregen, und als er zu ihnen ging, um sie zu ihrem Gewinn zu beglückwünschen – und sich zu vergewissern, dass sie nicht betrogen – verlangten sie den Karwan-Baschi zu sehen.
Der Spielmeister brachte sie zu mir. Sie behaupteten, Teppichhändler aus dem Westen zu sein und ihre Waren in der Schenke gelassen zu haben, wo sie wohnten. Sie sagten auch, dass sie gerade Margolan durchquert hätten und was es für ein Jammer sei, dass nichts mehr so sei wie früher.«
»Was du nicht sagst«, bemerkte Vahanian trocken und nahm einen langen Schluck von seinem Getränk.
Linton lehnte sich zurück, hievte seine schweren Stiefel auf einen dicken Baumstamm und leerte sein Glas. »Weiter sagten sie, dass es einen neuen König in Margolan gebe und die Geschäfte nicht gut liefen. Neue Steuern. Und es gebe Gerüchte, dass nicht alle Mitglieder von König Bricens Familie tatsächlich tot seien«, berichtete Linton und beobachtete Vahanian aufmerksam.
Vahanian äußerte sich nicht dazu, sondern sah Linton ungerührt an. »Und?«
»Und ich habe den Eindruck, dass meine beiden Gäste von einer Karawane zur anderen ziehen und außerdem auch kein Wirtshaus zwischen hier und Dhasson auslassen, um überall dieselbe Geschichte zu erzählen«, antwortete Linton.
»Wieso Dhasson?«, wollte Vahanian wissen.
Linton zuckte die Achseln. »Es ist kein Geheimnis, dass König Harrol mit Bricen verwandt war. Wenn ich Martris Drayke wäre, wäre es Dhasson, wo ich Zuflucht suchen würde«, führte er aus und blickte Vahanian herausfordernd an. »Ich habe ihnen gesagt, das sei eine interessante Geschichte«, fuhr er fort, als der Söldner keine Reaktion zeigte. »Und habe sie weggeschickt mit dem Versprechen, sie aufzusuchen, falls wir jemals in ihrer Provinz sind und Teppiche zum Handeln bräuchten.«
»Und warum erzählst du mir das alles?«, fragte Vahanian und trank seinen Brandy aus.
»Weil einer der Männer eine verblüffende Ähnlichkeit mit Vakkis hatte«, antwortete Linton und stellte sein leeres
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