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Im Bann des Omphalos

Im Bann des Omphalos

Titel: Im Bann des Omphalos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. C. Tubb
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der Finsternis, Verleiher der Macht, Hüter des Tores, knien wir in demütiger Verehrung!«
    Jetzt! dachte Carodyne, als er das Rascheln der Andächtigen hörte, während ihre Gewänder über den Boden strichen. Er drehte sich um und sah einen Halbkreis schimmernder Speerspitzen. Die Wachen hatten sich nicht niedergekniet, sondern standen mit angespannten, ja fast verängstigten Gesichtern auf ihn und die gewaltige Scheibe gerichtet. Dann blickte Mark nach links und rechts. Auch hier befanden sich Doppelreihen von Speerträgern.
    Also war nur der Weg geradeaus für ihn offen: auf und über den Altar, zur Scheibe und dahinter, wo sich möglicherweise eine Tür befand. Wenn er sie erreichen und hindurchspringen konnte, hatte er vielleicht noch eine Chance.
    Carodyne spannte die Muskeln, als der Gong erneut schlug. Taneft trat von der Scheibe weg, den Männern entgegen, die Riemen in den Händen hielten. Einer krümmte sich würgend, als Carodyne ihm die Handkante gegen die Kehle schlug. Ein anderer schrie, als Marks Fuß seine empfindsamste Stelle traf. Ein dritter stürzte rückwärts, die Hände auf das Gesicht gepreßt, während die Finger sich blutig verfärbten. Ehe die anderen ihn erreichen konnten, sprang Carodyne auf den Altar.
    Und erstarrte.
    Etwas beobachtete ihn aus der pechschwarzen Scheibe: ein formloses Wirbeln, Schwärze auf Schwärze, etwas wie Augen und Chitinkiefer. Ein Alptraumwesen, das gerade, weil es nur vage zu erkennen war, um so grauenvoller wirkte.
    Tanefts Stimme hob sich dröhnend.
    »Dir, mächtiger Kanin, bringen wir dieses Opfer dar! Großer Kanin, erhöre unsere Gebete!«
    Die Kreatur ist zu schnell gekommen, dachte Carodyne. Offenbar hatte sie in ihrer Gier das Blutopfer nicht erwarten können. Sie hätte sich Zeit lassen müssen, bis er auf den Altar geschnallt war. So aber war er frei zu kämpfen, zu laufen, ja vielleicht sogar zu entkommen.
    Er drehte sich um, sah die Speere, die furchterfüllten Gesichter dahinter, und andere Wachen, die, mit Armbrüsten bewaffnet, herbeirannten. Er blickte auf die Scheibe zurück. Mit Saugnäpfen versehene, schleimüberzogene Tentakel tasteten sich vorsichtig heraus und wurden länger.
    An beiden Plattformseiten standen Opfergaben: wertvolle Kannen, Kelche, Dreibeine und darunter auch ein Schwert mit edelsteinbestecktem Griff. Carodyne sprang darauf zu und riß es hoch, als ein Tentakel sich um seine Hüften wand. Die Klinge zischte herunter und biß tief in gummiartige Substanz. Grünlicher Lebenssaft floß aus der klaffenden Wunde. Wieder schwang die Klinge herab. Der Saugarm fiel abgetrennt auf die Plattform, während zwei weitere Tentakel sich um seine Beine und seinen linken Arm schlangen. Sich wütend wehrend, wurde er auf die schwarze Scheibe zugezogen, aus der ein eisiger Windstoß pfiff.
    Licht schimmerte vom Metallrahmen. Carodyne griff mit der Linken danach und stach mit der Schwertspitze auf die Oberfläche der Scheibe ein. Es war, als stieße er durch Rauch. Die Saugarme um ihn schlossen sich enger und lösten mit einem heftigen Ruck seinen Griff um den Metallrahmen. Er sah noch flüchtig die Wachen, die Andächtigen und das Gesicht des Hohenpriesters, dann war nur noch Finsternis um ihn.
    Sie war dicht, klamm und drückte sich wie eine Flüssigkeit an ihn. Er spürte die Tentakel um Arme und Beine, den Schwertgriff in seiner Hand und die Bewegung seiner Muskeln, als er blindlings um sich hieb. Ein neuer Windstoß lähmte ihn mit eisiger Kälte. Etwas Rauhes mit Dornen oder Stacheln kratzte über seinen Schenkel. Er hieb die Klinge hinab, spürte Widerstand, hieb erneut. Die Tentakel lockerten sich ein wenig, als er seinen Angriff fortsetzte.
    Plötzlich war er frei und fiel wie in einen wirbelnden Strudel. Der Wind blies in einem auf- und abschwellenden Heulen und erstarb. Weiter purzelte er in der nun stillen Dunkelheit in unvorstellbare Tiefen. Sanfte Schwingen legten sich um ihn, trugen ihn nach einer Seite und setzten ihn auf einer Oberfläche ab, die sich wie eine Mischung aus Schotter und Stacheln anfühlte. Er stolperte, stürzte, und es gelang ihm, sich auf etwas Pulsierendem aufzurichten. Wieder fiel er und erkannte, daß er in eine bestimmte Richtung bewegt wurde. Er ließ sich auf alle viere nieder und kroch über etwas, das wie ein warziger Hügel war.
    Er streckte einen Arm aus und betastete etwas Weiches. Tief stieß er die Klinge in gallertige Masse. Wieder stach er das Schwert hinein, drehte es. Eine Fontäne schoß

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