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Im Bann des Omphalos

Im Bann des Omphalos

Titel: Im Bann des Omphalos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E. C. Tubb
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nur Kedash. Ihr beherrscht das Herz eines jeden Mannes, dem Euer Anblick gegönnt ist. Ihr müßt nicht allein sein.«
    Sie stellte ihr Glas ab. »Eure Worte erfreuen mich, Mark. Sprecht weiter.«
    Er trat zu der Couch, auf der sie ganz in Rot und Silber saß. Die glänzenden Fäden erinnerten ihn an ein Netz – eine Spinne, die mit ihrem Gefährten spielte, ihn benutzte und danach tötete. Er ließ sich nieder und erinnerte sich an die Zelle und an den Mann im Käfig. Es spielte keine Rolle, wie sie aussah, sie war von Grund auf schlecht und grausam.
    »Das Leben ist schwer«, sagte sie. »Um so mehr, wenn man herrschen muß, und schlimmer noch, als einsame Frau. Doch nun, da der falsche König tot ist, muß ich mir, was ihn betrifft, keine Sorgen mehr machen.«
    »Feya? Feya ist tot?«
    »Lebend war er eine ständige Bedrohung, ein Ansporn für jeden rebellischen Untertan und ehrgeizigen Edlen. Jetzt wird er schnell vergessen sein.« Sie rückte ein wenig näher an ihn heran, daß ihm der aufreizende Duft ihres Parfüms in die Nase stieg. »Könnt Ihr Euch mein Problem vorstellen, Mark? Wem, in ganz Kedash, könnte ich auf dem Thron neben mir trauen? Gehorcht mir, und Eure Zukunft ist gesichert.«
    »Als Euer Gatte oder als Euer Sklave?« fragte er ruhig.
    »Würde es eine Rolle spielen, wenn Ihr mich liebt?«
    »Ja, das würde es. Ein Mann braucht seinen Stolz.«
    »Ein Gockelhahn, der kräht und sich seiner Eroberungen brüstet? Mark, Ihr enttäuscht mich.«
    Es ist ein Spiel, sagte er sich, in dem ich keine einzige Karte halte, obgleich der Einsatz mein Leben ist. Um zu gewinnen, mußte er auf die Launen eines sadistischen Mädchens eingehen.
    »Ihr müßt verstehen, daß ich ehrgeizig bin«, sagte er. »Doch Euch zu dienen, wäre mir Lohn genug.«
    Sie lächelte, griff nach seiner Hand und drückte sie. Kühn strich er ihr über ihr Seidenhaar. Sie blickte mit erwartungsvoll geöffneten, angefeuchteten Lippen zu ihm auf. Seine freie Hand hob sich ihrer Kehle entgegen, dort war die Halsschlagader, die, wenn er sie drückte, Bewußtlosigkeit oder den Tod herbeiführen mochte. In einem Moment konnte sie völlig hilflos in seinen Armen liegen.
    »Narr!« Sie zuckte zurück, und ihre Linke schlug ihm ins Gesicht. Der Ring kratzte über seine Nase. »Hast du dir wirklich eingebildet, du könntest mich so leicht hereinlegen?«
    Er blinzelte, war viel zu überrascht, als gleich antworten zu können. Wo eine junge, aufregend schöne Frau sitzen sollte, kauerte eine ausgezehrte Greisin. Dünnes weißes Haar klebte auf der gelblichen Schädeldecke, zahnlose Kiefer waren zur Parodie eines Lächelns geöffnet, Pergamenthaut spannte sich über scharf abgezeichneten Wangenknochen.
    Er schüttelte sich, rieb sich die Augen, und plötzlich war die häßliche alte Frau verschwunden, und Iztima saß wieder neben ihm. Erneut hob sie ihre Hand, und er war unfähig, sich zu bewegen.
    »Die – die Greisin!« Sein Mund war trocken, als er die Worte herauspreßte. »Ihr seid eine Greisin gewesen.«
    »Du weißt also Bescheid«, sagte sie. »Ich sah es in deinen Augen. Dann sollst du noch mehr wissen. Ich bin Mukalash, und die Götter sind mir wohlgesinnt. Meine Zauberkraft ist so groß, daß ich ein Wesen aus der äußeren Finsternis herbeizubeschwören vermochte. Wir schlossen einen Pakt, dafür, daß ich den Weg öffnete, erhielt ich, was ich mir wünschte. Ich wünschte mir dies!« Sie deutete auf sich und fuhr ihre Rundungen nach.
    »Einen neuen Körper«, würgte Carodyne. »Jetzt verstehe ich.«
    »Ich wurde als Tochter eines Bergbauern geboren, und kein Mann beachtete mich«, fuhr sie ruhiger fort. »Eine Hungersnot kam, und ich wurde als Sklavin verkauft. Ein Zauberer erstand mich als Hausdirn. Heimlich studierte ich seine Bücher und lernte sehr vieles. Als er starb, gewann ich meine Freiheit zurück. Durch meine magischen Kräfte brachte ich den alten König dazu, mich als Kindermagd für seine Tochter zu nehmen, und dann wurde ich ihre Erzieherin. Kannst du dir vorstellen, welche Höllenqualen ich litt?«
    Iztima stand auf und räkelte sich. Das Licht aus den Glühedelsteinen ließ ihr seidenes Haar noch stärker glänzen.
    »Die Prinzessin war schön und wurde von allen verehrt«, fuhr sie fort. »Ich dagegen war alt und häßlich, und niemand beachtete mich. In meiner Verzweiflung vertiefte ich mein Wissen der Zauberkünste und drang in ein Gebiet ein, in dem ein normaler Sterblicher den Verstand verloren hätte. In

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