Im Bann des Piraten: Er nahm sie gefangen - doch sie entfesselte seine Liebe (German Edition)
sich ihm schamlos an. Wieder küsste er sie auf den Mund, wieder vereinten sich ihre Zungen zu einem sinnlichen Tanz, und im Feuer der Leidenschaft verging der letzte Rest von Rosalinds Vernunft.
Yves hämmerte noch einmal an die Tür. » Mon Capitaine , Vasquez rudert herüber. Wo wollt Ihr ihn empfangen?«
Alexandre hob seufzend den Kopf. »Auf dem Achterdeck. Gib ihm genug Rum, damit er keinen Ärger macht.«
»Oui, mon Capitaine.«
Alexandre legte Rosalind behutsam auf die Kissen zurück und deckte sie mit dem Überwurf zu. Dann legte er beide Hände an ihre Wangen.
»Ihr bleibt hier und gebt keinen Laut von Euch, comprenezvous ? Wenn Ihr mich für einen brutalen Schurken haltet, dann wollt Ihr Ricardo Vasquez nicht einmal aus der Ferne sehen.«
Er stieg aus dem Bett, hob sein Hemd auf und zog es sich über den Kopf. Dabei fluchte er leise vor sich hin. Nachdem er die Hemdenzipfel in die Hose gestopft hatte, wand er sich wieder die Schärpe um die Hüften, steckte zwei Pistolen hinter den Stoff und nahm den Dolch aus der Tür, den er in seinem Stiefel verschwinden ließ. Dann warf er einen Blick in den kleinen Spiegel auf dem Regal neben dem Bett, fuhr sich mit den Händen durchs Haar und raffte es hinten mit einem breiten schwarzen Band zusammen. Schließlich beugte er sich über Rosalind und hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen.
» Adieu, ma belle. Bis bald.«
Er ging hinaus, schloss die Tür hinter sich, und Rosalind horchte, wie er die wenigen Stufen zum Achterdeck hinaufging, das genau über der Kajüte lag. Eine laute Stimme begrüßte ihn auf Französisch, allerdings mit einem starken, unschönen Akzent.
»Ah, le diable français ! Dem Wrackgut im Wasser nach zu urteilen, hattet Ihr mal wieder einen guten Tag.«
»Was wollt Ihr, Vasquez?«
»Habt Ihr etwas, was Ihr gern los wärt? Zu viel Baumwolle, zu viele Fässer Pökelfleisch oder vielleicht Anglaises , die wir dazu überreden könnten, sich zu uns zu gesellen?«
»Wie kommt Ihr darauf, dass ich Gefangene habe?«
»Ein so großes Schiff muss Passagiere an Bord gehabt haben. Und Ihr segelt noch unter schwarzer Flagge, also habt Ihr nicht allen die Kehle durchgeschnitten, noch nicht jedenfalls.«
»Was seid Ihr doch für ein schlauer kleiner Geier«, sagte Alexandre. »Ich machte keine Gefangenen.«
Rosalind setzte sich auf. Warum belog Alexandre diesen Vasquez? Eine gänzlich neue Angst regte sich in ihr und ließ sie frösteln.
Sie hörte, wie Vasquez vor sich hinmurmelte. »Wahrhaft schade. Es gibt doch nichts Schöneres als ein englisches Mädchen, das mit ihrem Kreischen die Knoten aus der Takelage sprengt!« Dazu knallte er seinen Krug auf die Reling und lachte dröhnend.
Die Grausamkeit, die aus Vasquez’ Worten sprach, katapultierte Rosalind jäh in die Wirklichkeit zurück. Hier lag sie, im Bett desselben Piraten, der schon unzählige Engländer auf dem Gewissen hatte, und gebärdete sich wie eine billige Dirne. Sie warf die Decke von sich und griff nach ihrem Korsett. Nur waren die Bänder beschädigt, so dass sie es nicht mehr zuschnüren konnte. Kurz entschlossen sah sie in die Seetruhe am Fußende des Betts. Darin lagen Alexandres Hemden und Hosen. Sie suchte darunter, bis sie fand, was sie brauchte: eine Spule mit schwarzem Band, genau so ein Band, wie er es in seinem Haar trug.
Rosalind wickelte sich so viel davon ab, wie sie für ihr Korsett brauchte, und überlegte. Wie sollte sie es abschneiden? Seinen Dolch hatte Alexandre mitgenommen, aber in der Kajüte musste es doch noch eine andere scharfe Waffe geben, die sie benutzen konnte. Und tatsächlich entdeckte Rosalind an der Wand gegenüber dem Bett ein Schwert, das dort in seiner Scheide hing. Es sah sehr edel aus. Wahrscheinlich hatte Black Angel es einem Mann von edler Herkunft abgenommen. Sie holte es herunter und warf es aufs Bett. Dann zog sie es gerade weit genug aus der Scheide, um das Stoffband darüberzuziehen und so zu durchschneiden.
Es war nicht leicht, das eher breite Band durch die Ösen des Korsetts zu fädeln und richtig strammzuziehen, aber schließlich gelang es ihr gut genug, um damit schnell unter Deck zu laufen. War sie erst wieder bei Beatrice, konnte die ihr helfen, alles wieder so gut herzurichten, wie es die Umstände zuließen. Dann flocht sie sich das Haar und sicherte den Zopf mit ihrem eigenen Band.
Sie öffnete die Kajütentür einen winzigen Spalt breit und lugte hinaus. Die Siegesfeier dauerte noch an, und überall wurde getrunken
Weitere Kostenlose Bücher