Im Bann des Piraten: Er nahm sie gefangen - doch sie entfesselte seine Liebe (German Edition)
grinste. »Erspar mir diesen Tonfall, mon ami . Es ist eine Ewigkeit her, seit ich zuletzt einen so unterhaltsamen Gast hatte.«
Yves sah zu den Gewitterwolken, die sich am östlichen Horizont zusammenbrauten. »Ich fürchte, wir alle werden weit mehr Unterhaltung geboten bekommen, als uns lieb ist, mon Capitaine. Bonne nuit. «
»Danke, dir auch.« Alexandre schaute noch einmal zur La Fortuna , deren Segel unter dem sich rasch verfinsternden Nachthimmel kaum mehr auszumachen waren. Derzeit meinte es das Schicksal anscheinend gut mit ihm, und es war möglich, dass ihn der Sturm auf immer von Vasquez befreite. Wie dem auch sei, er wollte sich nicht länger mit verdrießlichen Angelegenheiten befassen, deshalb eilte er hinunter zu seiner Kajüte. Rosalind erwartete ihn, in nichts als ein paar Fetzen Batist gehüllt und schon beinahe bereit, sich ihm ganz und gar hinzugeben. Mit einem Lächeln stieß er die Kajütentür auf.
Sein Bett war leer.
Wütend sah Alexandre sich in der Kajüte nach einem Hinweis um, wo sich das betrügerische kleine Luder verstecken könnte. Ihm fiel die offene Seetruhe auf. Und sein Marinesäbel lag auf dem Bett, neben seiner Spule mit schwarzem Seidenband. Alexandre schüttelte den Kopf, da er nicht begriff, was das zu bedeuten hatte. Er schlug sich gegen die Stirn, weil es ihm nicht gelingen wollte, nachzuvollziehen, was in dem Kopf einer verängstigten Jungfrau vor sich gehen mochte, die aus Black Angels Bett floh. Fast hätte er gelacht, aber die Hitze seines Verlangens schlug in unbändige Wut um. Er griff nach seinem Säbel und hängte ihn zurück an seinen Platz. Dann ging er wieder zur Tür.
»Yves!«
Yves sprang vom Achterdeck zu ihm herunter und sah an Alexandre vorbei zum leeren Bett.
»Finde sie«, befahl Alexandre scharf. »Sie versteckt sich wahrscheinlich bei ihrer kleinen Freundin. Ich will sie auf der Stelle hierhaben!«
Yves nickte nur, ging zur Achterluke und verschwand unter Deck. Alexandre wartete und lauschte. Wenn er an ihren Zusammenstoß am Nachmittag dachte, würde Miss Rosalind Brooks wahrscheinlich nicht zahm und bereitwillig zu ihm zurückkehren.
»Ich sage Euch doch, sie ist krank!«, hörte er da auch schon Rosalinds laute Stimme, die einen geradezu hysterischen Unterton hatte. »Wenn der Capitaine mich zu sehen wünscht, kann er hier herunterkommen. Ich werde meine Schwester auf keinen Fall allein lassen.«
Alexandre seufzte. Die kleine Engländerin war ihm gleich ein wenig kränklich vorgekommen. Engländer waren immer so kälteempfindlich! Dünnes Blut eben. Besäßen sie gälisches Temperament, eben jenes, das seit Generationen den Engländern den Krieg erklärte, wären sie auch würdigere Feinde. Die britische Marine wäre gewiss amüsiert zu erfahren, dass ausgerechnet L’Ange Noir zwei englische Jungfrauen zusetzten, von denen eine mit nichts als einem leichten Fieber bewaffnet war.
»Yves!«, rief er. »Bring beide nach oben!«.
Kurz darauf erschien Rosalind an Deck und kniete sich vor die Luke, um Beatrice heraufzuhelfen. Yves folgte den beiden mit einem vollkommen versteinerten Gesicht, wie er es stets aufsetzte, um seine wahren Gedanken zu verbergen. Alexandre indes konnte sich lebhaft vorstellen, was in seinem Maat vorging. Und er selbst wurde erst recht wütend, als sich Rosalind vor ihm aufbaute, Beatrice fest umarmend und das Kinn stolz in die Höhe gereckt. Sie sah ihn verärgert an. In der Mannschaft verstummten alle und beobachteten die Szene gespannt.
»Mademoiselle, ich hatte Euch gesagt, Ihr solltet in meiner Kajüte bleiben.«
»Ich fürchtete um die Sicherheit meiner Schwester, mon Capitaine . Das versteht Ihr doch sicher, nicht wahr?«
»Was ich verstehe, Mademoiselle, ist, dass Ihr in dem Augenblick davonlieft, als ich Euch den Rücken zukehrte. Ich würde sagen, das war kein sonderlich hoffnungsfroh stimmender Auftakt für unser Arrangement.«
Rosalind winkte ab. » S’il vous plaît, mon Capitaine , habt Ihr einen Arzt an Bord? Meine Schwester hat hohes Fieber.«
Alexandre sah zu Yves, der kaum merklich nickte. Es war also keine Lüge, sondern das kleine englische Mädchen war wirklich krank. Alexandre betrachtete Beatrice genauer. Sie war sehr rot im Gesicht, ihr Blick glanzlos und unruhig. Er streckte die Hand aus, ohne sie zu berühren, aber das musste er auch nicht, um zu fühlen, wie heiß sie war.
» Très bien. Gingras soll kommen.«
Ein kleiner Mann in einem sehr gepflegten braunen Gehrock mit passenden
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