Im Bann des Prinzen
angezogen zu haben. Irgendwann war es ihr undankbar vorgekommen, nicht wenigstens ein paar der neuen Teile zu tragen, wenn jemand sich schon die Mühe gemacht hatte, sie zu besorgen. Sie strich das Designerkleid glatt, dessen Stoff so herrlich weich war, dass er bei jeder Bewegung ihren Körper streichelte.
„Lassen Sie den Jungen ruhig noch ein wenig länger seinen Spaß haben. Antonio ist auf dem Weg.“ Alys setzte sich auf die Kante eines Stuhls, das Glas auf den Knien.
„Wie ich hörte, waren Sie diejenige, die all die neuen Sachen für mich bestellt hat. Vielen Dank.“
Alys kümmerte sich hier um alles in diesem reibungslos funktionierenden Haushalt. „Sie brauchen sich nicht zu bedanken. Das ist mein Job.“
„Sie haben einen ausgezeichneten Geschmack.“
„Ich habe im Internet ein Foto von Ihnen gesehen und Dinge ausgesucht, die Ihnen stehen müssten. Es macht Spaß, Geld von anderen für andere auszugeben.“
Und es war nicht wenig Geld gewesen. Der Kleiderschrank barg immer wieder neue Überraschungen, von lässigen Jeans, über Designerblusen bis zu Seidenkleidern und eleganten Schuhen, die sie zum Abendessen anziehen konnte, war alles zu finden. Außerdem eine Reihe von Badeanzügen und Bikinis …
Und dann die Unterwäsche. Ein wohliger Schauer lief Shannon über den Rücken, als sie an das Gefühl von Seide und Satin auf ihrer Haut dachte. Obwohl es ihr ein wenig unangenehm war, dass diese Frau all das für sie ausgesucht hatte.
„Die Ausgaben, über die Sie sich Sorgen machen, bedeuten den Medinas nichts. Sie können es sich leisten. Jetzt passen Sie hierher, und dadurch hat der König eine Sorge weniger.“
Das wollte sie natürlich nicht, dass der König sich wegen ihrer abgetragenen Turnschuhe unwohl fühlte. Um nicht undankbar zu klingen, behielt sie diesen Gedanken lieber für sich.
„Darf ich Sie fragen, wie lange Sie schon für den König arbeiten?“
„Erst seit drei Monaten.“
Wie lange sie wohl vorhatte zu bleiben? Die Insel war ein Paradies, doch eher als eine Art Feriendomizil. Sie war so sehr von der Welt abgeschnitten, dass die Zeit stillzustehen schien. Was für eine Art von Leben konnte sich eine Frau wie Alys hier aufbauen?
Abrupt stand Alys auf. „Hier ist Antonio.“
Den Blick auf Shannon gerichtet, trat er selbstbewusst durch die Tür. „Danke, dass Sie sie gefunden haben, Alys.“
„Gern geschehen“, erwiderte sie und ging höflich ein paar Schritte zur Seite.
Tony fuhr sich mit der Hand durchs Haar und schenkte Shannon ein Lächeln. Doch seine Schultern verrieten die Anspannung, die sie immer bemerkte, wenn er eine Unterredung mit seinem Vater gehabt hatte.
„Wie war deine Besprechung?“
„Ich hab keine Lust, darüber zu reden.“ Tony nahm eine Lilie aus der Vase auf der Bar, knipste den Stiel ab und steckte Shannon die Blüte hinters Ohr. „Viel lieber würde ich die Aussicht genießen. Die Blume ist fast so atemberaubend wie du.“
Der schwere Duft der Blüte stieg Shannon in die Nase. „All diese frischen Blumen sind absolut dekadent.“
„Ich wünschte, es wäre mein Verdienst, aber es gibt ein Gewächshaus mit einem fast unbegrenzten Vorrat.“
„Trotzdem“, wiederholte sie und berührte die Lilie, „weiß ich die Geste zu schätzen.“
„Ich würde dich auf einem Bett von Rosen lieben“, flüsterte er ihr ins Ohr, „wenn du mich ließest.“ Zärtlich streichelte er ihre Wange, bevor er mit der Hand über ihr Schlüsselbein glitt.
Wie einfach es doch wäre, der köstlichen Versuchung nachzugeben, und sich auf seine Worte und seine Welt einzulassen. Nur, dass sie schon einmal in solch eine Falle getappt war.
Und natürlich war da noch die nicht unerhebliche Tatsache, dass er derjenige gewesen war, der sich die ganze Woche zurückgehalten hatte. „Und was ist mit den Dornen?“
Er lachte und ließ die Hand sinken. „Komm, meine pragmatische Geliebte. Wir haben etwas vor.“
Geliebte? Sie schluckte. „Was denn?“
„Wir fahren zum Flugplatz.“
Ihr Magen verkrampfte sich. War diese wunderbare Zeit wirklich schon vorbei? „Wir reisen ab?“
„Nein, ich fürchte, diese Freude kann ich dir nicht machen. Deine Wohnung wird immer noch von der Presse und anderen Gestalten belagert. Heute kommen Gäste an, und ich möchte, dass du sie mit mir zusammen begrüßt.“
Sie reisten noch nicht ab. Die Erleichterung darüber war so groß, dass Shannon stutzig wurde.
Tony neigte den Kopf zur Seite. „Möchtest du
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