Im Bann des Prinzen
ihn notfalls beschützen können, solange ihr hier seid.“
Sie zitterte ein wenig, trotz der wärmenden Sonnenstrahlen. „Kann ein Hund nicht einfach nur ein Haustier sein?“
„Für uns ist das alles nicht so einfach.“ Er schaute zur Seite und beobachtete einen Fischadler, der seine Flügel ausbreitete.
Wie oft hatte er als Kind die Vögel beobachtet und sich gewünscht, fortfliegen zu können? Sie verstand seinen Wunsch, einem goldenen Käfig zu entfliehen, nur zu gut. „Tut mir leid.“
„Muss es nicht.“ Offenbar wollte er ihr Mitgefühl nicht.
Seine knappe Antwort verriet Stolz, und sie suchte fieberhaft nach einem weniger heiklen Gesprächsthema.
Ihr Blick fiel auf die Wellen, die sich weiter draußen auf dem Meer bildeten. „Hast du hier gesurft?“
„Nein, hier in der Bucht ist es zu geschützt. Der beste Platz ist ungefähr eine Meile entfernt. Oder zumindest war er es. Wer weiß, wie es nach so vielen Jahren jetzt aussieht?“
„Du durftest hier auf der Insel frei herumtollen?“ Sie trat auf eine kleine Sandbank. Als Mutter konnte sie sich nicht vorstellen, ihr Kind diesen Strand allein erkunden zu lassen.
„Ja, jedenfalls als Teenager. Natürlich erst, nachdem ich mit dem Unterricht fertig war.“ Eine Schildkröte hob den Kopf über Wasser und kam ans Ufer geschwommen. „Obwohl wir manchmal sogar hier draußen Unterricht hatten.“
„Das heißt, Surfen war dein Sportunterricht?“
„Nein, das war Hobby. Im Sportunterricht ging es eher um Gesundheitserziehung und Kampfsportarten.“
Während der wenigen Jahre, die sie an der Highschool Musik unterrichtet hatte – bevor sie Nolan getroffen hatte –, waren einige ihrer Schüler zum Karate gegangen. Aber die hatten diesen Sport zusammen mit vielen anderen in einer Sporthalle ausgeübt, statt auf einer Insel nur zusammen mit zwei Brüdern. „Irgendwie ist es so unwirklich, sich vorzustellen, dass du nie auf einem Abschlussball warst, nie einen Aushilfsjob gehabt oder im Basketballteam mitgespielt hast.“
„Wir haben hier auch gespielt … Aber du hast recht, es gab kein Stadion mit Schulkameraden und Eltern. Keine Cheerleader.“ Er zwinkerte ihr zu und lächelte, doch sie spürte, dass er die Ungezwungenheit nur als eine Art Ablenkungsmanöver benutzte.
Wie oft hatte er das in der Vergangenheit getan, und sie hatte nicht bemerkt, dass er damit seine wahren Gedanken und Gefühle verbarg?
Shannon drückte seinen muskulösen Oberarm. „Bei deiner Größe wärst du ein guter Footballspieler gewesen.“
„Fußballer.“ Sein Bizeps spannte sich unter ihren Fingern an. „Ich komme schließlich aus Europa.“
„Ach ja.“ Es war unwahrscheinlich, dass sie seine Wurzeln je vergessen würde. Und sie wollte noch mehr erfahren über diesen energischen Mann, der daran gedacht hatte, einen motorisierten Mini-Jeep für ihren Sohn zu bestellen – und nicht einmal Anerkennung dafür wollte.
Sie hakte sich bei Tony unter. „Also fühlst du dich immer noch als Europäer, obwohl du gerade mal fünf warst, als du nach Amerika gekommen bist?“
Er hob die Augenbrauen. „Ich habe die Insel hier nie wirklich als die Vereinigten Staaten wahrgenommen, obwohl ich wusste, dass wir in der Nähe sind.“
„Das kann ich verstehen. Hier vermischen sich auf interessante Weise die verschiedensten Kulturen.“
„Wir haben beide eine Menge verloren. Ich frage mich, ob ich das irgendwie gespürt habe, und ob wir uns deshalb zueinander hingezogen gefühlt haben.“
Er schlang ihr einen Arm um die Schultern und zog sie näher, während sie weiter durch das flache Wasser spazierten. „Mach dir nichts vor. Es waren dein verführerischer Gang und dieser kurze enge Rock, die mich angemacht haben. Du hast so heiß ausgesehen. Und als du mir dann noch über die Schulter einen Blick zugeworfen hast, mit dieser züchtigen Brille und deinen großen Augen …“ Er pfiff anerkennend. „… da war’s um mich geschehen.“
Shannon versuchte, ein Lächeln zu unterdrücken, spürte aber, dass ihr ganz warm wurde. Zur Strafe stieß sie ihm den Ellbogen in die Seite. „Du Chauvi.“
„Hey, ich mag zwar blaublütig sein, aber ich bin auch nur ein Mann, und du bist so verdammt sexy.“ Er strich ihr über die Wange. „Im Moment bist du aber viel zu ernst. Die Probleme werden uns schnell genug wieder einholen. Wir sollten den Augenblick genießen.“
„Du hast recht.“ Wer wusste schon, wie viel Zeit ihr mit Tony noch blieb, bevor das Ganze völlig
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