Im Bann des Prinzen
Aussicht zu genießen und sich zu überlegen, wie es weitergehen sollte, schaute sie ständig zu der Zwischentür, die zu Tonys Suite führte, und fragte sich, warum sie ihn heute noch nicht zu Gesicht bekommen hatte.
Es war ein ziemlich hektischer und vor allem aufregender Vormittag gewesen, an dem sie zusammen mit Alys einen Teil des Hauses besichtigt hatte. Und auch, wenn sie vorhatte, Tony zu widerstehen, hatte sie doch seine Nähe vermisst, während sie die vielen Zimmer mit ihren unbezahlbaren Kunstwerken und Antiquitäten erkundet hatten.
Interessanterweise gab keiner der Angestellten des Königs die Lage der Insel preis, obwohl Shannon mit subtilen Fragen versucht hatte, Genaueres herauszufinden. Für jeden, der auf Enriques Gehaltsliste stand, schien Diskretion oberste Priorität zu sein. Genauso wichtig war es ihnen, für ihr Wohl zu sorgen. Dazu gehörte auch eine Schrankladung neuer Kleidung für sie und Kolby. Nicht, dass sie der Versuchung schon nachgegeben und etwas anprobiert hätte.
Das Klicken der Terrassentür riss Shannon aus ihren Gedanken. Sie brauchte sich nicht einmal umzusehen, um zu wissen, wer nach draußen gekommen war. Sie erkannte seinen Schritt und auch den Duft nach Sandelholz.
„Hallo, Tony.“
„Tut mir leid, dass ich mich nicht schon früher um dich gekümmert habe. Mein Vater und ich haben den Morgen damit verbracht, zusammen mit meinen Brüdern und den Anwälten bei einer Telefonkonferenz nach Lösungen zu suchen.“
„Und, gibt es etwas Neues?“
„Nein, wir hoffen, dass wir Schadensbegrenzung betreiben können, indem wir echte Informationen an die Presse durchsickern lassen.“ Er schüttelte den Kopf und zwang sich dann zu einem Lächeln. „Hast du Lust auf einen Spaziergang?“, wechselte er das Thema.
„Aber Kolby könnte jeden Moment aufwachen und nach mir fragen …“
„Eins der Kindermädchen kann bei ihm bleiben und uns rufen, sobald er die Augen öffnet. Komm schon. Ich erzähle dir die verrücktesten Geschichten über uns aus dem Internet.“ Seine Mundwinkel zuckten. „In einer der Quellen heißt es, die Medinas hätten eine Raumstation, und ich hätte dich zum Mutterschiff gebracht.“
Shannon musste lachen. Es war geradezu eine Erlösung nach all dem Stress der vergangenen Tage – der vergangenen Woche, um genau zu sein. „Geh vor, mein außerirdischer Geliebter.“
Sein Lächeln erreichte zum ersten Mal, seit sie mit der Fähre angekommen waren, auch seine Augen. Die Kraft dieses Lächelns überstrahlte alles andere, sodass Shannon die opulente Ausstattung kaum wahrnahm, als sie durch das Anwesen hinunter zum Strand gingen.
Die Oktobersonne stand noch hoch am Himmel und wärmte sie. Wieder einmal überlegte Shannon, wo sie sich befanden. Waren sie in Mexiko oder in Südamerika? Oder noch in den Vereinigten Staaten? Kalifornien oder …
„Wir sind vor der Küste von Florida.“
Abrupt hob sie den Kopf und schluckte. Erst in diesem Moment wurde ihr bewusst, wie sehr die Geheimniskrämerei ihr zu schaffen gemacht hatte. „Danke.“
Tony machte eine abwehrende Handbewegung. „Du hättest es sowieso in den nächsten Tagen herausgefunden.“
Vielleicht, aber angesichts der Verschwiegenheit des Personals, war sie sich nicht sicher. „Also, was gibt es noch für absurde Gerüchte im Internet?“
„Willst du wirklich darüber reden?“
„Nicht unbedingt.“ Sie schlüpfte aus ihren Flipflops und vergrub die Zehen im warmen Sand. „Danke für all die Sachen für mich und Kolby. Und auch für das Spielzeug. Wir werden das alles hier genießen, aber du weißt natürlich, dass wir es nicht behalten können.“
„Sei nicht so ein Spielverderber.“ Er tippte ihr auf die Nase. „Das Personal meines Vaters hat alles bestellt. Ich hatte damit nichts zu tun. Wenn es dich glücklich macht, spenden wir es, wenn ihr abreist.“
„Wie hat er alles so schnell hierher bekommen?“ Sie lief ins flache Wasser, und ließ die Flipflops an ihren Fingern baumeln.
„Ist das wichtig?“ Auch Tony zog Schuhe und Socken aus und kam zu ihr.
Je mehr Tony wieder zu dem lockeren und vertrauten Mann wurde, den sie kennengelernt hatte, desto mehr konnte Shannon sich entspannen. „Nein, wohl nicht. Das Spielzeug ist schon beeindruckend, aber was Kolby am meisten genießt, sind die Hunde. Sie sind unglaublich gut erzogen.“
„Sind sie. Mein Vater wird dafür sorgen, dass die Trainer mit den Hunden daran arbeiten, eine Beziehung zu Kolby aufzubauen, damit sie
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