Im Bann des Prinzen
die unangenehmen Details ihrer Ehe zu diskutieren, doch unabhängig davon, wie es mit ihnen weitergehen würde, wollte sie, dass er verstand, woher sie kam. „Ich bin nicht in diesen Kreisen aufgewachsen, in denen Nolan sich bewegt hat. Mein Dad war Lehrer an einer Highschool und meine Mom Sekretärin an einer Grundschule. Wir hatten genügend Geld, aber reich waren wir nicht.“ Sie zögerte … „Aber das haben deine Sicherheitskräfte bestimmt längst herausgefunden, oder?“
Tony zuckte nur mit den Schultern, also ließ Shannon das Thema ruhen und kratzte den letzten Rest Creme aus dem Schälchen, bevor sie den Löffel genüsslich ableckte.
Als sie den Blick hob, sah sie, dass Tony sie über den Tisch hinweg anstarrte, voller Intensität und Erregung. Sie erkannte die Anzeichen, auch wenn Tony sich keinen Millimeter auf sie zu bewegte.
Sie legte den Löffel auf den Tisch. „Tony, warum bist du noch wach?“
„Ich bin eine Nachteule. Man könnte auch sagen, ich leide unter Schlaflosigkeit.“
„Ehrlich? Das wusste ich gar nicht.“ Sie lachte gequält. „Aber woher soll ich das auch wissen? Wir haben ja noch nie eine ganze Nacht zusammen verbracht. Leidest du schon lange darunter?“
„Ja, ich war schon immer so.“ Er drehte seinen Teller auf dem Tisch herum. „Meine Mutter hat alles Mögliche versucht, warme Milch, eine ‚magische‘ Decke, bis sie mich schließlich einfach aufbleiben ließ. Sie hat mir manchmal sogar nachts noch etwas gekocht.“
„Deine Mutter, die Königin, hat gekocht?“ Die Vorstellung, dass Tonys Mutter in der Küche eines Schlosses aus dem sechzehnten Jahrhundert gestanden und ihrem kleinen Sohn etwas zu essen gemacht hatte, war ihr sympathisch.
Zur Hölle damit, Distanz wahren zu wollen und darauf zu warten, dass Tony den ersten Schritt tat. Kurz entschlossen legte Shannon die Hand auf seine. „Deine Mutter muss ein besonderer Mensch gewesen sein.“
Er nickte kurz. „Ich glaube auch.“
„Du glaubst?“
„Ich habe nur wenige Erinnerungen an die Zeit, bevor sie … starb.“ Er streichelte ihre Hand mit dem Daumen. „Der Strand. Eine Decke. Essen.“
„Düfte helfen, Erinnerungen fester zu verankern.“
Sein Blick war traurig. „Starb“ schien ein so harmloses Wort, um den Tod einer jungen Mutter zu beschreiben, die ermordet worden war, weil sie einen König geheiratet hatte. Eine Ader pochte sichtbar an Tonys Schläfe, mit jeder Sekunde schneller.
Shannon hielt ganz still, während ihr Herz sich ihm öffnete. „Erinnerst du dich daran, wie sie gestorben ist? An eure Flucht aus San Rinaldo?“
„Kaum.“ Er konzentrierte sich weiter auf ihre verschränkten Hände. „Ich war ja erst fünf.“
Das hatte er ihr bereits erzählt. Aber sie kaufte ihm seine Nonchalance nicht ab. „Traumatische Ereignisse brennen sich tiefer in unsere Erinnerung ein. Ich weiß noch, dass wir einen Autounfall hatten, da war ich erst zwei.“ Sie würde jetzt nicht aufgeben, nicht jetzt, da sie so kurz davor war, den Mann, der sich hinter dem Lachen und den großzügigen Gesten verbarg, besser zu verstehen. „Ich erinnere mich noch genau, dass der Wagen rot war.“
„Wahrscheinlich hast du später Fotos von dem Auto gesehen“, meinte er, bevor er den Kopf hob und sie kämpferisch ansah. „Wie lange willst du noch warten, bis du mich bittest, dich zu küssen?“, wechselte er abrupt das Thema. „Ich bin so heiß auf dich, dass ich am liebsten ausprobieren würde, was dieser Tisch aushält.“
„Tony, merkst du eigentlich, was du sagst?“, fragte sie, frustriert und auch ein wenig beleidigt darüber, wie er mit ihr umsprang. „Erst bist du der romantische Prinz, der sich diskret zurückhält, dann ignorierst du mich beim Essen. Eben enthüllst du ganz private Dinge, und schon in der nächsten Sekunde machst du mir auf rüde Art sexuelle Avancen. Offen gesagt, komme ich mir vor wie auf einer emotionalen Achterbahnfahrt.“
Seine Arme zuckten, die Muskeln spannten sich. „Täusch dich nicht, ich begehre dich und denke Tag und Nacht an kaum etwas anderes. Mich kostet es verdammt viel Beherrschung, dich nicht an mich zu ziehen, egal, wer hier noch hereinspazieren könnte. Das Problem ist, ich bin mir einfach nicht sicher, ob dieses chaotische Leben, das ich führe, gut genug für dich ist.“
Sie schmolz bei seinen Worten dahin, auch wenn sie genau das beunruhigend fand. Tony hatte die immer stärker werdende Verbindung auch gespürt, und es machte ihm Angst. Also
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