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Im Bann des roten Mondes

Im Bann des roten Mondes

Titel: Im Bann des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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untereinander. Désirée vermutete, dass es sich um Verwandte handelte, denn dann lebten sie meist einige Tage mit im Zelt.
    Es gab viele Kinder. Sie beobachtete eine Frau, die ihren Säugling hingebungsvoll in einer flachen Schüssel badete, während der Kleine herzzerreißend schrie. Wahrscheinlich waren die Tuareg von Geburt an dem Wasser abgeneigt.
    Alle Kinder bis zu einem gewissen Alter liefen nackt herum. Sie tobten, spielten, zankten und versöhnten sich wie alle Kinder auf der Welt. Die größeren Kinder und Jugendlichen kamen häufig zu zwanglosen Zusammenkünften zusammen. Die Jungs erprobten sich in harmlosen Kampfspielen, in Wettstreiten, Bogenschießen und Speerwerfen, Kamelreiten und Disputen. Die Mädchen zeigten schon zeitig einen unglaublichen Stolz und Schönheitssinn. Stundenlang waren sie damit beschäftigt, sich zu schmücken, gegenseitig die Frisuren zu gestalten oder miteinander zu schwatzen. Wasserholen war auch eine Aufgabe der Frauen und jungen Mädchen. Den Gang zum Brunnen oder hinunter zum Fluss nutzten sie gleich zu ausgelassenen Gesprächen. Scheinbar ignorierten sie das Imponiergehabe der halbwüchsigen Jungs, die schon zeitig damit begannen und so den erwachsenen Männern nacheiferten. Doch meist endete es in fröhlichem Gelächter auf beiden Seiten.
    Die Zubereitung der Speisen war denkbar einfach. Und doch staunte Désirée, wie abwechslungsreich die eigentlich karge Wüstenküche war. Am einfachsten waren die Fladenbrote herzustellen. Weizenmehl wurde mit etwas Wasser vermischt, gut durchgeknetet und eine Prise Salz hinzugegeben. An der Stelle, an der vorher ein Feuer gebrannt hatte, wurde der Sand aufgegraben, der Teig hineingegeben, heiße Holzkohle und Sand darübergeschaufelt. Eine halbe Stunde später wurde das Loch geöffnet, das Brot gedreht und noch einmal mit Holzkohle und Sand bedeckt. Danach war das Fladenbrot fertig. Aissa kratzte Sand und Kohle von der Kruste und brach es auf. Heiß strömte der köstlich duftende Dampf heraus.
    Häufig gab es auch kleine Klößchen aus Hirsebrei. Dazu wurde eine Soße aus Zwiebeln, getrockneten Tomaten und rotem Pfeffer gereicht. Fleisch gab es nur ganz selten. Zum Fladenbrot wurde Ziegenkäse mit Zwiebeln gegessen. Mehrmals am Tag wurde Tee zubereitet. Morgens wärmte er nach der kalten Nacht, mittags erfrischte er in der Hitze, nachmittags spendete er Lebenskraft und abends war er einfach ein Genuss. Wenn die Männer auch nicht kochten, so bereiteten sie sich doch ihren Tee selbst zu und saßen dann meist in kleinen Gruppen um ein Feuer und schlürften das heiße, aromatische Getränk aus dicken Gläsern oder flachen Tonschalen.
    Die Hauptarbeit verrichteten die Frauen. Sie waren allesamt unverschleiert. Sie trugen ein ähnliches Übergewand wie die Männer. Auffallend war, dass manche Gewänder der Männer reich mit Ornamenten bestickt waren und lange Ärmel aufwiesen, die der Frauen waren gänzlich schlicht. Manche Frauen trugen einen einfachen Schleier über dem Haar, dafür aber interessanten Schmuck.
    Mit Hingabe widmeten sich die Frauen der Zucht und Pflege der Esel. Auch dabei beobachtete Désirée, dass ihnen Männer zur Hand gingen, die die schmutzigen und niederen Arbeiten verrichteten. Aber es waren keinesfalls ihre Ehemänner! Einmal wurde Désirée Zeugin einer für sie ungeheuerlichen Szene. Einer dieser Männer hatte beim Beladen eines Esels eine Tonamphore fallen lassen, die in tausend Scherben zersprang. Wahrscheinlich beinhaltete sie Öl, denn eine klebrige gelbe Masse ergoss sich über die Steine, den Sand und auch den Esel. Die Frau, der der Esel gehörte, griff erbost zu einem Stock, aber sie prügelte nicht auf den Mann ein. Der hob zwar schützend den Arm über den Kopf, aber wehrte sich nicht weiter. Den Rest des Tages war er damit beschäftigt, den Esel in knietiefem Wasser zu schrubben. Mehrmals kontrollierte die Frau das hellgraue Fell des Tieres. Entdeckte sie noch gelbliche Flecken, musste der Ärmste weiterschrubben, bis sie ihn endlich erlöste.
    In der Nähe des Wassers gab es gartenähnliche Felder, auf denen Getreide, Gemüse und Kräuter wuchsen. Désirée entdeckte ganze Pfefferminzfelder, Tomatensträucher mit kleinwüchsigen Früchten, Zwiebelfelder, Hirse und Weizen. Diese Gärten und Felder wurden von Männern bearbeitet, die ganz offensichtlich eine ähnliche niedere Stellung besaßen wie jene Unglücklichen, die den Frauen bei den Ziegen und Eseln zur Hand gingen.
    Désirée kannte die

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