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Im Bann des roten Mondes

Im Bann des roten Mondes

Titel: Im Bann des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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weitem beobachtete. Doch wenn sie zu ihm hinschaute, drehte er sich weg und beschäftigte sich anderweitig.
    Der Gedanke an Arkani beunruhigte Désirée. Jetzt, wo es ihr besser ging, erinnerte sie sich daran, warum sie überhaupt hier war. Ihr Schicksal lag in Arkanis Hand. Und sie war sich gar nicht sicher, dass es gut ausgehen würde.
    Sie bedauerte, dass sie die Sprache nicht verstand und sich mit den beiden Frauen nicht unterhalten konnte. Sie hatte so viele Fragen, die ihr Herz schier überquellen ließen. Aber niemand würde sie ihr beantworten können. Niemand, außer Arkani.
    Es war unmöglich, Arkani zu fragen. Dazu hätte sie zu der Gruppe Männer hingehen müssen. Einige Male hatte sie es sich sogar vorgenommen, es sich im letzten Moment aber wieder anders überlegt. Sie wollte nicht als Bittstellerin vor ihm auftreten. Die anderen Männer hätten sie wahrscheinlich wieder ausgelacht. Wenn sie mit Arkani sprechen würde, dann nur erhobenen Hauptes. Sie hatte nicht vor, sich zu beugen. So musste sie sich in Geduld üben.
    Geduld war etwas, das Désirée schwer fiel. Bislang hatte sie zumeist ihren Kopf durchgesetzt oder einfach die Zügel selbst in die Hand genommen. Hier aber rann die Zeit so langsam dahin wie die Sandkörnchen am Hang der Dünen.
    Langsam hinkte sie zu Aissas Zelt zurück. Mit Erstaunen stellte sie fest, dass daneben ein zweites Zelt aufgebaut worden war. Es war deutlich kleiner und schlichter, etwa schulterhoch. Zwei Sklaven erledigten die letzten Handgriffe, bauten einen Windschutz auf und räumten die Decken ins Zelt.
    Aissa kam Désirée entgegen und deutete auf das kleinere Zelt. »Désirée«, sagte sie in bestimmtem Ton.
    »Ist das jetzt mein Zelt?« Die Frage war überflüssig, Aissa konnte sie ja nicht verstehen. Außerdem war ihre Geste eindeutig.
    Désirée neigte dankend den Kopf und ließ sich auf den Teppich davor nieder. Wahrscheinlich wollten die Männer nun endlich zu ihren Frauen zurückkehren. Lange genug hatte Désirée Aissas Zelt blockiert. Vielleicht würde sie dann Arkani öfter sehen.

XV
    Als hätte Arkani ihre Gedanken erraten, stand er kurze Zeit später vor ihr. Er verdeckte den Himmel und die sinkende Sonne, und sie konnte nur seine riesige, dunkle Gestalt sehen. Schützend legte sie die Hand über ihre Augen und blinzelte zu ihm auf.
    »Ich sehe, dass Schmerz und Krankheit verflogen sind wie die Sandwirbel über den Dünen«, sagte er.
    »Ja, dank Aissas und Tedests Pflege«, erwiderte sie. »Sie sind sehr nett zu mir.«
    Arkani beugte sich etwas zu ihr herab, fasste unter ihr Kinn und drehte ihren Kopf. »Und dein Gesicht sieht auch nicht mehr aus wie ein falsch gegerbtes Ziegenleder.«
    Schamesröte schoss in ihr Gesicht, und sie drehte schnell den Kopf weg. Wie hatte sie nur einen Augenblick annehmen können, dass dieser Arkani seine Arroganz abgelegt hätte!
    Sie hörte ihn hinter seinem Schleier gedämpft lachen. »Du bist immer noch schön genug, dass sich die Sonne verstecken kann.«
    »In Zukunft werde ich mich wohl vor der Sonne verstecken müssen«, erwiderte sie. »Ich werde mein Gesicht verschleiern, wenn ich weiterreise.«
    Sie vernahm wieder sein gedämpftes Lachen, dann hockte er sich vor ihr nieder. »Es wäre schade, wenn du dein Gesicht verschleierst. Dann könnte niemand deine Schönheit sehen. Aber es wird auch so nicht nötig sein. Du wirst nicht weiterreisen.«
    Erstaunt zog Désirée die Augenbrauen zusammen, was ihr einen leichten Schmerz auf der Haut verursachte. »Wer will mich daran hindern, meinen Vater zu suchen?«
    »Ich«, erwiderte er schlicht. »Oder hast du vergessen, dass du meine Gefangene bist?«
    Désirée schlug die Augen nieder. »Ich habe es keinen Augenblick vergessen«, sagte sie leise. »Ich frage mich nur, welchen Grund es gibt, mich gefangen zu halten. Ich habe nicht vor, jemandem etwas Unrechtes zu tun. Ich habe auch nicht vor, mich in euer Leben einzumischen, wenngleich mir vieles fremd und seltsam vorkommt. Ich bin dankbar für die Gastfreundschaft und die Fürsorge, die mir zuteil wurde. Ich danke Ihnen, Ihrer Mutter und Ihrer Frau für alles, was für meine Genesung getan wurde.«
    Er schwieg und neigte nur leicht den Kopf.
    Nervös verschränkte sie die Finger ineinander. »Sie können stolz auf Ihre Frau sein. Und sie ist sehr schön.«
    »Meine Frau?«, fragte er. »Ich nehme an, du meinst Tedest.«
    Désirée nickte.
    Dann neigte er wieder den Kopf. »Sie ist nicht meine Frau.«
    Sie blickte ihn

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