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Im Bann des roten Mondes

Im Bann des roten Mondes

Titel: Im Bann des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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einen Fluss, hörte das knarrende Schöpfwerk eines Brunnens. Dann sah sie die guelta vor sich, diesen verzauberten See zwischen den Felsen. Eine Fata Morgana narrte sie. Böse Geister, die sie zu verwirren drohten. Sie wollte um Wasser bitten, doch sie brachte keinen Ton heraus. Es schickte sich nicht, um Wasser zu betteln. Ihr wurde übel, und sie befürchtete, gleich aus dem Sattel zu stürzen.
    Da hörte sie Touhami etwas rufen. Gleichzeitig stockten die Kamele. Désirée hielt sich am Sattelknauf fest und riss die brennenden Augen auf. Was war geschehen?
    Sie blickte sich um, doch sie sah nichts. Nur Sand, sanft gewellte Dünen und die bizarren dunklen Felsnadeln, die daraus wie drohende Finger in den hellen Himmel ragten. Vielleicht hatten auch ihn die Trugbilder der Hitze genarrt.
    »Sie sind weg«, rief Arkani und sprang von seinem Mehari. Auch Touhami war abgestiegen. Beide beugten sich über den Sand.
    Was war weg? Die Felsen? Aber sie waren doch noch da. Nur langsam kamen ihre Gedanken wieder in Bewegung. Was war das für ein Ort? Musste sie ihn kennen?
    Touhami scharrte im Sand, hob etwas auf, das er Arkani zeigte. Verwundert schaute Désirée vom Kamelrücken herab auf diese Szene, die sie nicht verstand. Gab es hier einen Brunnen?
    Arkani trat zu ihr heran und blickte zu ihr auf. Er hatte sich den Schleier hoch vor die Augen geschoben, und sie sah nur das graue Schillern seiner Iris. »Die Männer haben uns verlassen. Schon gestern Morgen.«
    »Aber warum?« Désirée begriff noch immer nicht. »Sollten sie nicht auf unsere Rückkehr warten?«
    »Sie glaubten nicht an unsere Rückkehr. Niemand kehrt von den Kel Essouf zurück.«
    Die Empörung über diesen schändlichen Verrat rüttelte an Désirées Lebensgeistern. »Dann beweisen wir ihnen das Gegenteil. Das wirst du doch nicht dulden, oder?«
    Arkani antwortete nicht. Er stand nur da, und der Wind bewegte den dunkelblauen Stoff seines Gewandes. Es war das Bild, das Désirée ihr ganzes Leben nicht vergessen würde. Der König der Wüste! Er war der wahre Herrscher. Stolz, schön, frei – und sie liebte ihn!
    »Es sind sieben Tagesritte zurück bis zum Lager. Wir haben weder genügend Nahrung noch Wasser.«
    »Der See«, entfuhr es ihr. »Wir können am See Wasser schöpfen.«
    Arkani schüttelte sacht den Kopf. »Wir haben zu wenige Wasserbeutel. Und am See gibt es keine Hirse.«
    Sie starrte ihn an. »Wie können sie so etwas tun? Wie können sie uns so schändlich im Stich lassen? Was sind das nur für Menschen?«
    Er schwieg. Dann wandte er sich um. »Reiten wir weiter.«
    Sie rasteten erst, als die Sonne hinter dem gewellten Dünenkamm verschwand. Mit erstarrten Gliedern kippte Désirée aus dem Sattel und blieb einfach im Sand liegen. Ein wühlender Schmerz hatte ihren Körper erfasst, Fieber trübte ihre Sinne. Arkani flößte ihr Wasser ein.
    Sie wollte sich wehren. »Wir müssen sparsam sein«, flüsterte sie.
    »Trink«, forderte er sie auf. »Morgen erreichen wir die guelta . Dann beraten wir, was zu tun ist.«
    Seine Worte beruhigten sie wieder. Sie würde bis morgen noch leben. Ja, bis morgen.
    Touhami bereitete das Lager, während sich Arkani um die Kamele kümmerte. Als gäbe es nicht diese drohende Katastrophe, verhungern zu müssen, buk er aus Hirsemehl Fladenbrot im heißen Sand. Der Duft des warmen Brotes raubte Désirée fast die Sinne. Es waren drei Fladen, die sie alle drei sättigten. Und es gab Tee, für jeden drei Becher.
    Langsam beruhigte sich Désirées aufgewühltes Innenleben. Sie beobachtete die beiden Männer. Nichts verriet, was sie dachten oder fühlten. Ihre Bewegungen waren gemessen, sie verständigten sich nur mit wenigen Worten. Der Tuareg-Fürst und sein Sklave ...
    Nach dem Tee zog sich Touhami zu den Kamelen zurück und bereitete sein schlichtes Schlaflager. Désirée blieb neben Arkani sitzen.
    »Woher stammt Touhami?«, fragte sie ihn.
    »Aus dem Süden. Er wurde bei einem der Rezzous gefangen genommen. Da war er fast noch ein Kind.«
    »Ihr raubt Kinder?« Sie konnte ihr Entsetzen nicht unterdrücken.
    »Seine Mutter wurde gefangen genommen. Sie trug den Jungen bei sich. Niemand hätte ihr etwas angetan.«
    »Aber sie wurde versklavt. Was hat sie euch getan?«
    »Nichts. Es war ein Rezzou. Daran ist nichts Ehrenrühriges. Wir haben auch viele Kamele erobert. Er war sehr erfolgreich für unseren Stamm.«
    Sie senkte den Kopf. Eine Mutter mit ihrem Kind zu rauben, zu verschleppen und zu versklaven, war etwas

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