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Im Bann des roten Mondes

Im Bann des roten Mondes

Titel: Im Bann des roten Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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so Entsetzliches in Désirées Augen, dass sie sich nicht mit dem Gedanken abfinden konnte.
    »Seine Mutter lebt bei den Frauen meines Stammes, und sie ist sehr glücklich. Als Touhami älter wurde, nahm ich ihn zu mir.«
    »Es ist einfach grausam, einer Mutter das Kind wegzunehmen«, flüsterte sie.
    Arkani lachte leise. »Es war ihr Wunsch, dass ich mich um ihn kümmere. Und auch Touhami wollte es so.«
    »Wie bitte?«
    »Touhami ist mir wie ein Sohn«, sagte Arkani zu Désirées Überraschung.
    »Ich dachte, er ist dein Sklave?«
    »Ist er auch. Es bedeutet, dass ich die Verantwortung für ihn habe, es zu meiner Pflicht gehört, ihn zu beschützen. Wäre ich nicht gut zu ihm, hätte er das Recht, sich einen neuen Herrn zu suchen.«
    Bedeutete es eine Ungerechtigkeit, wo sich die geraubten Sklaven ihre Herren aussuchten? Sie strich sich fahrig über die Stirn.
    »Solange ich meinen Vater auf die Ausgrabungen und Expeditionen begleitete, hat er mich immer dazu angehalten, den Völkern mit Respekt zu begegnen. Aber diese Völker waren alle bereits untergegangen, ihre Kultur, ihre Götter. Und doch ...« Sie verspürte plötzlich das dringende Bedürfnis, über ihren Vater zu reden. »Ich habe immer versucht zu verstehen, auch wenn es mir manchmal schwer fiel. Auch die Tuareg versuche ich zu verstehen. Schade, dass Vater es nicht erleben konnte. Er war ein sehr kluger Mann. Er war ein guter Mensch. Du hättest ihn bestimmt gemocht.«
    »Man spricht nicht den Namen eines Toten aus. Man soll nicht an die denken, die nicht mehr unter uns sind. Nur im Leben kann man sich Liebe schenken.«
    »Nein, das stimmt nicht«, widersprach sie. »Ich liebe ihn, auch wenn er tot ist.«
    »Man kann einen Menschen nicht lieben, wenn er tot ist«, widersprach Arkani. »Aber wenn er gute Taten hinterlassen hat, dann wird man noch in Generationen darüber reden.«
    Sie schwieg und hing ihren Gedanken nach. »Ja«, sagte sie schließlich. »Er hat gute Taten hinterlassen.«
    Das Feuer brannte herunter. Es gab nichts mehr, womit man es noch einmal hätte entfachen können. Noch atmete die Wüste die Hitze des Tages aus.
    Arkani wandte sich zu Désirée. Im letzten Schein des sterbenden Feuers sah sie seine Augen. Sie lächelten. »Es gibt ein beliebtes Spiel am abendlichen Feuer. Einer beginnt eine Geschichte zu erzählen. Der Nächste fährt fort. Und so weiter reihum, bis alle ihren Teil dazu erzählt haben.«
    »Das ist schön«, erwiderte sie versonnen. »Schade, dass ich die Geschichten nicht verstehe.«
    »Dann erzähle selbst eine.«
    Sie überlegte einen Augenblick. »Ich kenne keine.«
    »Du musst sie nicht kennen. Sie muss gerade in deine Gedanken fliegen.«
    »Soll ich anfangen?«, fragte sie
    »Éoulla.«
    Désirée dachte eine Weile nach. »In einer Stadt lebte einmal ein Mann. Er war reich und mit seinem Leben zufrieden. Er besaß Kamele und Pferde, Schafe und Ziegen und einen Brunnen. Doch wenn er abends vor seinem Haus aus Stein saß und die Sonne hinter dem Horizont versinken sah, erfasste ihn eine Sehnsucht. Er wusste nicht, wonach er sich sehnte, und lange fand er keinen Grund für die abendliche Traurigkeit.«
    Arkani hörte schweigend zu und lauschte ihren Worten nach. Der Klang ihrer Stimme war rein und angenehm. Er brachte etwas in ihm zum Schwingen wie die Saite der imzad .
    »Jetzt erzähl du die Geschichte weiter«, forderte sie ihn auf.
    Unvermittelt begann er zu erzählen. »Eines Tages brach der Mann auf. Er nahm selbst seine Esel und Ziegen und Schafe und Kamele und verließ die Stadt und das Haus aus Stein. Er wollte bessere Weidegründe für seine Herden finden. Er wanderte von einem Wadi zum anderen, von einem Brunnen zum anderen. Am Tag beschützte ihn das blaue Firmament des Himmelsgewölbes, bei Nacht schlug er ein Zelt auf. Ein Feuer spendete ihm Wärme und Licht, verscheuchte die Schakale und vertrieb ihm die Einsamkeit.«
    Désirée schlug die Beine unter, wie es Arkani tat, und legte ihre Hände auf die Knie. »Und da begriff der Mann, dass er im Grunde seines Herzens ein Nomade war. Nur in der Wanderung fand er den Frieden, den er daheim in seinem Haus aus Stein vermisste. Doch das Leben als Nomade war nicht einfach. Ein Brunnen war ausgetrocknet, und viele seiner Tiere starben. Der Regen kam nicht, und weitere Tiere starben. Er fand ein grünes Wadi und eine reiche Oase. Er aß und trank sich satt, seine Tiere futterten sich fett, und er konnte viele verkaufen. Bald war er wieder so reich wie zu

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