Im Bann des stolzen Griechen
erneut ihren Namen hörte, drehte sie sich langsam um. Vor ihr stand Andreas! Sie konnte den Schrei nicht unterdrücken und ließ ihre Reisetasche fallen.
Er betrachtete ihre verweinten Augen. „Das dachte ich mir“, sagte er rau.
Bei seinem Anblick hatte ihr Herz wie wild zu pochen begonnen. Er trug ein blaues Hemd, dessen Ärmel er hochgekrempelt hatte, und eine weiße Cargohose.
„Ist etwas mit den Kindern? Warum hat Leon mich nicht angerufen? Er hat doch meine Nummer.“
„Wie wär’s mit ‚Hallo, Andreas? Schön, dich zu sehen. Wie geht es dir‘?“
Gabi spürte, wie sie errötete, wandte den Blick allerdings nicht ab. „Ein Mann in deiner Position taucht nicht an einem Fähranleger in irgendeinem kleinen Hafen auf, wenn es sich nicht um einen Notfall handelt.“
„Das kann man so nicht sagen.“ Er wirkte erstaunlich lässig. „Seit wann urteilst du so vorschnell? Hat sich seit unserer letzten Begegnung irgendetwas geändert?“
Für ihn nicht. Obwohl er eine feste Freundin hatte, machte es ihm Spaß, bis zuletzt den Playboy zu spielen. Allerdings hatte die Geschichte mit Randy sie etwas gelehrt. Was Andreas konnte, das konnte sie auch!
„Nein. Letzte Woche habe ich dir gesagt, ich würde meine Arbeit wieder aufnehmen, wenn Leon das Sorgerecht für die Kinder will.“
Geistesabwesend strich er sich übers Gesicht. „Ich bin derjenige, der dich nach Milos gebracht hat. Warum hast du nicht wenigstens gewartet, bis ich deine Rückkehr nach Kreta organisiere?“
Gabi setzte ein falsches Lächeln auf. „Hast du vergessen, dass ich Geschäftsfrau bin, Andreas? Ich kann durchaus auf mich selbst aufpassen.“
Seine Züge verspannten sich. „Ist dir gar nicht in den Sinn gekommen, dass ich es vielleicht für dich tun möchte?“
Offenbar war er hier aufgetaucht, weil er dort weitermachen wollte, wo sie am Strand aufgehört hatten. Falls seine Freundin von seinen anderen Affären wusste, musste sie sehr tolerant sein. Ich bin ganz anders.
„Du bist wohl der großzügigste Mensch, der mir je begegnet ist. Aber du leitest auch das Unternehmen deiner Familie. Nun, da Leon seine Kinder bekommen hat, müssen wir beide uns um wichtigere Dinge kümmern. Da ich bald befördert werde, muss ich Griechenland mit der nächsten Maschine verlassen.“
Forschend betrachtete Andreas sie. „Spielt ein Tag mehr da eine Rolle?“
„Ja, denn mein Chef erwartet mich. Und nun entschuldige mich bitte, die anderen gehen schon auf die Fähre.“
„Lass sie doch gehen“, meinte er. „Mein Boot kann dich überall hinbringen.“
Ruhig erwiderte sie seinen Blick. Offenbar war er so fest entschlossen, sie zu ihren Eltern zu bringen, dass es keinen Sinn hatte, ihm zu widersprechen. Wenn sie sich zusammenriss, sollte sie es schaffen, noch einige Stunden in seiner Gesellschaft zu überstehen.
„Okay, ich gebe auf. Hallo, Andreas. Schön, dich wiederzusehen. Was verschlägt dich an so einem schönen Sommertag auf diese Insel?“
Nun lachte er. „Schon besser.“
„Freut mich, dass du das findest.“ Sie merkte, wie sie seinem Charisma erneut zu erliegen drohte. „Ich möchte nach Heraklion, denn ich muss meine restlichen Sachen packen, bevor ich nach Hause fliege.“
Andreas hob ihre Reisetasche hoch. „Dann komm mit. Wir erreichen Kreta viel schneller als die Fähre.“
Er führte sie in eine andere Richtung zu einem schnittigen Jetboot, das an einem Steg vertäut war. Offenbar hatte seine Familie für jeden Anlass ein anderes Fahrzeug. Diesmal würden Andreas und sie allein sein. Obwohl sie sich dagegen wehrte, verspürte Gabi ein erregendes Prickeln. Sie musste masochistisch veranlagt sein.
Nachdem er ihr an Bord geholfen hatte, reichte er ihr eine Rettungsweste und wies sie an, sie anzulegen. Während sie es tat, band er die Leinen los, sprang wieder hinein und stellte sich ans Steuer. Bevor er den Motor anließ, gab sie ihm auch eine Schwimmweste. „Was dem einen recht ist …“, neckte sie ihn. „Kennst du die Redewendung?“
„Ich kenne eine bessere.“ Er erwiderte ihr Lächeln. „Leg dich nie mit einer bewaffneten Frau an.“ Dann nahm er sie ihr ab und legte sie an.
Obwohl sie nicht damit rechnete, dass etwas passierte, war sie erleichtert, dass er nun auch eine Schwimmweste trug. Nachdem er den Motor angelassen hatte, fuhr er langsam aus dem Hafen.
„Wie lange willst du mich eigentlich noch auf die Folter spannen?“, fragte sie ihn dann eindringlich. „Warum bist du wirklich
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