Im Bann des stolzen Griechen
betrachtete er den flatternden Puls an ihrem Hals. „Ich war gerade bei meiner Familie. Die Babys weinen ständig. Wir wissen beide, dass sie dich vermissen. Lass uns ehrlich sein. Wegen der bevorstehenden Operation wird Leon dich brauchen.“
Gabi neigte den Kopf. „Sie werden die Trennung von mir in ein paar Tagen verwunden haben und ihn als neue Bezugsperson akzeptieren.“
„Das glaube ich nicht – und du tust es auch nicht.“ Andreas beugte sich zu ihr hinüber. „Diese Dinge brauchen Zeit. Ich weiß, wie sehr du die Jungen liebst. Gib es zu, du gehst durch die Hölle.“
„Natürlich tue ich das.“ Prompt liefen ihr die Tränen übers Gesicht.
„Gabi …“,sagte er mitfühlend.
„Als Thea mich gebeten hat, ein Paar zu suchen, das die Kinder adoptiert, habe ich wahnsinnig gelitten, weil ich sie nehmen wollte. Zu dem Zeitpunkt wusste sie nicht, dass ich bereit war, meinen Job aufzugeben. Aber die rechtliche Situation hat mich gezwungen, mich an dich zu wenden.“
„Gott sei Dank!“
Ehe sie sich’s versah, zog er sie an sich. Zuerst verspannte sie sich, doch als er sie sanft hin- und herzuwiegen begann, brachen alle Schleusen, und sie schluchzte hemmungslos, das Gesicht an seiner Schulter.
„Ich weiß, wie sehr du sie liebst“, sagte er leise, die Lippen an ihrem Haar. „Deswegen sollst du auch nicht gehen. Bleib hier, und arbeite für mich, bis Kris sich von dem Eingriff erholt hat. Wir beide können die Zwillinge jeden Tag nach der Arbeit besuchen. So werden alle glücklich sein, und Leon und die Zwillinge können eine Beziehung zueinander aufbauen.“
Als ihr klar wurde, dass sie am liebsten für immer in seinen Armen geblieben wäre, löste Gabi sich von ihm und wischte mit dem Handrücken die Tränen weg.
„Wenn du es so sagst, klingt alles ganz einfach. Nur ein Mann wie du schafft es, die Dinge so darzustellen, auch wenn sie schrecklich kompliziert sind.“
„Mehr wollte ich nicht hören. Das wäre also erledigt.“
„Von wegen! Erst muss ich mit meinem Chef reden und ihn fragen, ob ich auch noch befördert werde, wenn ich meinen Job erst später wieder aufnehme.“
„Ich kann dir garantieren, dass er sich auf alles einlassen wird, nur um dich nicht zu verlieren.“
Er sagte alles, was gesagt werden musste, um sein Ziel zu erreichen. Es gab nur ein Problem. Sie wusste nicht, was ihn dazu bewog. Natürlich liebte er die Zwillinge, doch es steckte mehr dahinter.
„Nenn mir den wahren Grund, warum ich für dich arbeiten soll“, forderte sie ihn deshalb auf. „Dann weiß ich, ob du ehrlich bist oder nicht.“
„Du bist die Tante der Jungen und solltest sie ab und zu sehen. Das ist schwierig, wenn du auf der anderen Seite des Atlantiks bist.“ Er lächelte unwiderstehlich. „Und ich möchte sie mit dir zusammen besuchen.“
Andreas …
Gabi wandte den Blick ab. „Das ist die falsche Antwort.“
„Eine andere kann ich dir nicht geben“, erwiderte Andreas ruhig.
„Du meinst, du willst es nicht. Aber wenn ich die Wahrheit nicht kenne, kann ich nicht in Griechenland blieben.“
Nun wurde er ernst. „Eine andere Wahrheit gibt es nicht, es sei denn, es ist meine Schuld.“
„Was?“, hakte sie verblüfft nach.
Forschend betrachtete er sie. „Alles. Ich bin daran schuld, dass mein Bruder wieder Eheprobleme hat. Hätte ich nichts unternommen, nachdem du bei mir warst, würden die beiden sich jetzt nicht scheiden lassen, und du würdest glücklich und zufrieden mit den Kindern in Virginia leben.“
„Aber ich hätte sie nicht adoptieren können.“
„Trotzdem hätten sie zu dir gehört, Gabi.“
„Und was wäre gewesen, wenn sie später nach ihrem Vater gefragt hätten? Hätte ich zugegeben, dass ich die ganze Zeit gewusst habe, wer er ist, hätten sie es mir womöglich nie verziehen.“
Er stöhnte. „Das wäre mein größter Albtraum gewesen. Hätte ich das Geheimnis bewahrt, obwohl ich weiß, dass Leon und Deline niemals Kinder bekommen können, hätte ich mir niemals verzeihen können, dass ich über das Leben meines Bruders entschieden habe.“ Dann nahm er ihre Hände. „Wir beiden stecken bis zum Hals in dieser Geschichte mit drin. Leon braucht noch eine Weile unsere Unterstützung.“
Sie atmete tief durch. „Und du brauchst dringend eine Assistentin.“
„Stimmt. Anna muss sich so schnell wie möglich operieren lassen.“
„Du könntest beliebig viele Sekretärinnen aus anderen Abteilungen abziehen.“
„Sicher, aber ich dachte, du wolltest
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