Im Bann des stolzen Griechen
hat seiner Familie alles erzählt.“ Sie sprang auf. „Heute Morgen hat er mich im Haus meiner Eltern besucht und mich gebeten, hierher zu fliegen und mir die Kinder anzusehen, bevor ich irgendetwas unternehme.
Ich weiß, worauf er hofft, aber er versteht überhaupt nichts. Selbst wenn ich bereit wäre, unserer Ehe noch eine Chance zu geben, ich erkenne mich in den Kindern nicht wieder …“ Für einen Moment versagte ihr die Stimme. „Ich fürchte, ich werde sie immer in den Kindern sehen und die beiden ablehnen, obwohl sie überhaupt nichts dafür können.“
Spontan ging Gabi zu ihr und umarmte sie. „Ich bewundere Sie für Ihren Mut und Ihre Offenheit“, sagte sie unter Tränen. „Es tut mir so schrecklich leid!“
Deline drückte sie ebenfalls. Nachdem sie sich wieder voneinander gelöst hatten, erkundigte sie sich: „Was wollen Sie jetzt machen?“
„Sobald Leon die Kinder abholt, kehre ich erst nach Kreta und dann in die USA zurück. Meine Arbeit wartet auf mich.“
„Was machen Sie beruflich?“
„Ich habe eine leitende Position in einer Werbeagentur. Der Job macht mir sehr viel Spaß.“ Zumindest um der Zwillinge willen musste sie Smalltalk machen. Sie durfte jetzt auf keinen Fall zusammenbrechen. „Sind Sie auch berufstätig?“
„Noch nicht, aber eine Freundin hat mir einen Job in der Geschenkboutique eines Hotels angeboten. Ich überlege, ob ich ihn annehmen soll, damit ich eine Aufgabe habe.“
Gabi bewunderte Delines Tapferkeit. „Ich wünsche Ihnen alles Gute.“
Inzwischen hatte Kris zu quengeln begonnen. Sie nahm ihn hoch, um ihn zu trösten.
Deline betrachtete sie einen Moment, während ihr die Tränen übers Gesicht liefen. „Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, Sie nicht zu mögen, aber das kann ich nicht.“
Erneut traten Gabi Tränen in die Augen. Ob Leon bewusst war, was für eine fantastische Frau er mit Deline verlor? Sie wünschte, er und Thea hätten sich nie kennengelernt. Dann würde Thea vermutlich noch leben. Andererseits hätte es die Zwillinge dann nicht gegeben, und sie wäre Andreas niemals begegnet.
Gabi begleitete Deline zur Tür. „Sind Sie hierher geflogen?“
„Ja, mit Leon im Hubschrauber. Er ist zur Villa gefahren. Sobald ich die Insel wieder verlassen habe, kommt er her.“
„Kommen Sie gut zurück.“
Als Kris plötzlich einen Schluckauf bekam, betrachtete Deline ihn. „Welcher von den beiden ist er?“
„Kris.“
„Ist er der, der operiert werden muss?“
„Ja.“
„Er sieht gesund aus.“
„Ich weiß, aber er wird schnell müde und quengelt mehr als Nikos. Außerdem ist er etwas kleiner als er. Der Arzt verspricht sich sehr viel von der ersten Operation.“
Delines Lippen begannen zu beben. „Er ist … so süß.“ Unvermittelt wandte sie sich ab. „Ich muss jetzt los.“ Dann eilte sie davon.
„Passen Sie gut auf sich auf“, rief Gabi ihr nach, während es ihr fast das Herz zerriss.
6. KAPITEL
Traurig schloss Gabi die Tür. Nachdem sie die Babys gefüttert hatte, legte sie sie ins Bett und sah dann auf die Uhr. Es war zehn Minuten nach zwei. Sie rief ihre Mutter an und hinterließ auf der Mailbox die Nachricht, dass sie ohne die Zwillinge nach Heraklion zurückkehren würde.
Während sie auf Leon wartete, erkundigte sie sich nach einer Verbindung nach Kreta. Einen Flug gab es erst am nächsten Tag, aber um halb sechs sollte eine Fähre nach Kimolos ablegen. Von dort würde sie mit einem anderen Schiff nach Heraklion fahren.
Sie brauchte noch einen Tag, um ihre Sachen zu packen. Dann würde sie nach Athen fliegen und von dort nach Washington D.C. Wenn sie die Zwillinge nicht mitnahm, musste sie so schnell wie möglich Abstand zu Andreas bekommen.
Ein Klopfen an der Tür riss sie aus ihren Gedanken. „Gabi? Bist du da?“
Es war Leon. Gabi eilte hin, um zu öffnen. Er sah noch schlechter aus als Deline, als hätte er seit Tagen nicht geschlafen. „Kommen Sie rein. Ihre Frau sagte, Sie würden später vorbeischauen.“
Er folgte ihr ins Wohnzimmer. „Ich habe bald keine Frau mehr.“
Es gab nichts, was sie hätte sagen können, um ihn zu trösten. Und er war so taktvoll, sie nicht nach ihrem Gespräch mit Deline zu fragen. „Aber Sie haben zwei Babys, die Sie brauchen. Was haben Sie jetzt vor?“
„Erst einmal werde ich sie hier bei mir in der Villa behalten. Estelle, unsere Haushälterin, wird sie betreuen, bis ich ein Kindermädchen gefunden habe. Mutter hat sich bereit erklärt, mir zu helfen. Die anderen
Weitere Kostenlose Bücher