Im Bann des stolzen Griechen
gekommen?“
„Nicht mehr lange.“ Als er beschleunigte, schoss das Boot übers Wasser.
Mit dieser Erklärung musste sie sich vorerst zufriedengeben. Ja, sie war glücklich, wie sie sich eingestehen musste. Obwohl sie nicht glücklich hätte sein dürfen, denn er wusste nicht, was Treue bedeutete. Sie wünschte, es wäre ihr egal und sie könnte ihrem Verlangen nachgeben, ohne an die Folgen zu denken.
Deline war stärker als sie. Sie hatte Leon seinen One-Night-Stand mit Thea verziehen. Bis sie von den Zwillingen erfahren hatte …
Gabi beschloss, zumindest bis zu ihrer Ankunft in Heraklion an etwas anderes zu denken, und hielt das Gesicht in die Sonne, während sie die Gischt auf der Haut spürte.
Das Problem war, dass sie sich unsterblich in Andreas verliebt hatte. Allerdings würde er niemals erfahren, dass er ihre große Liebe war. Ein Sterblicher, der nach dem Unerreichbaren griff, konnte sich den Zorn der Götter zuziehen.
„Ich möchte gern etwas von dir wissen, Gabi. Wie wichtig ist es dir, in deinen alten Job zurückzukehren?“
Seine Worte brachten sie abrupt auf den Boden der Tatsachen zurück. Gabi setzte sich auf und betrachtete Andreas aus zusammengekniffenen Augen, weil die Sonne sie blendete. „Sehr wichtig. Meine Arbeit erfüllt mich und ermöglicht mir einen hohen Lebensstandard. Warum fragst du?“
Daraufhin stellte er den Motor ab, sodass man nur noch die Wellen hörte, die sanft gegen den Bootsrumpf schlugen. Nachdem er zwei Getränkedosen aus der Kühlbox genommen und ihr eine gereicht hatte, setzte er sich wieder ans Steuer, wobei er sich halb zu ihr umdrehte.
„Danke. Ich habe gar nicht gemerkt, wie durstig ich bin.“
Über den Rand seiner Dose hinweg blickte er sie an. „Ich weiß, was du meinst.“ Sein Unterton deutete darauf hin, dass Andreas von etwas anderem sprach. Sofort musste Gabi an ihre Küsse am Strand denken und begann zu beben.
„Erinnerst du dich noch an meine Sekretärin? Wie war sie?“
Seine Frage überraschte sie ziemlich. „Ich fand sie energisch, aber nett …“
„Anna wird bald siebzig“, erzählte er. „Sie hat fünfundvierzig Jahre für meinen Vater gearbeitet und nie geheiratet.“
„Wahrscheinlich haben die beiden sich perfekt ergänzt.“ Vermutlich war die Frau unsterblich in seinen Vater verliebt gewesen.
„Als mein Vater aufgehört hat, habe ich sie erst einmal behalten. Ich wollte sie später bitten, eine neue Kraft einzuarbeiten, bevor sie geht. Aber die Idee habe ich sofort wieder verworfen, weil mir schon nach einem Tag klar geworden ist, wie unentbehrlich sie für mich ist.“
Gabi leerte ihre Dose. „Wäre sie nicht gewesen, hätten die Zwillinge ihren Vater nicht kennengelernt. Allein deswegen schätze ich sie.“
Andreas atmete scharf ein. „Anna ist nicht nur meine Sekretärin, sondern sozusagen die Wächterin der Flamme. Verstehst du, was ich meine?“
„Ich glaube schon. Sie verkörpert alle Tugenden, die du am meisten bewunderst.“
Er nickte ernst. „Aber sie muss so bald wie möglich in den Ruhestand gehen, damit sie endlich operiert werden kann. Sie braucht dringend ein künstliches Kniegelenk.“
„Ich habe gemerkt, dass sie humpelt.“
„Es wird von Tag zu Tag schlimmer. Leider habe ich keine Nachfolgerin für sie gefunden. Dann bin ich dir begegnet.“ Forschend betrachtete er sie und erinnerte sie an seine Worte.
Wenn Sie auf Jobsuche wären, würde ich Sie allein wegen Ihrer Verschwiegenheit als Assistentin einstellen.
Sie wusste genau, worauf er hinauswollte, und schüttelte in einem Anflug von Panik den Kopf.
„Sag bitte nicht gleich Nein“, lenkte er ein. „Ich wollte dir nur vorschlagen, auszuhelfen, bis ich unter meinen Mitarbeiterinnen eine gefunden habe, die sie ersetzen kann. Das könnte einige Monate dauern. Du hättest dein eigenes möbliertes Apartment auf der Etage unter meinem Büro. In dem Stockwerk darunter ist eine Kantine für die Angestellten …“
„Andreas“, fiel sie ihm beinah wütend ins Wort. „Was soll das alles?“
„Ich möchte, dass du in Griechenland bleibst, bis Kris seine Operation überstanden hat. Falls es Komplikationen gibt, möchtest du bestimmt in der Nähe sein.“
An diese Möglichkeit mochte sie nicht einmal denken. „Ich bete, dass alles gut geht, aber wenn nicht, fliege ich sofort hierher.“
„Das reicht nicht.“
Was ging nur in ihm vor? Sie wusste, dass er sie nicht aus persönlichen Gründen darum bat. „Und warum?“
Fasziniert
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