Im Bann des stolzen Wuestenprinzen
erhellt von einer einzelnen Sturmlampe. Auf der Schwelle blieb Cassie mit aufgeregt hämmerndem Herzen stehen.
Das tiefe Bett war riesig, vier Erwachsene hätten hier Platz gefunden. Doch obwohl nur ein Mann darin lag, schien es Cassie zu wenig Platz zu bieten.
Amir hatte ihr sein Wort gegeben, dass sie bei ihm in Sicherheit sei. Trotzdem konnte sie unmöglich das Bett mit ihm teilen.
Auf bloßen Füßen schlich sie, um ihren Umhang zu holen. Dann zog sie mit angehaltenem Atem ein Kissen vom Bett. Amir rührte sich nicht, atmete weiter tief und regelmäßig. Halb war sie erleichtert, halb war sie empört. Scheinbar ließ er sich von ihrer Entführung nicht den Schlaf rauben!
Cassie wickelte sich in den Umhang und streckte sich neben dem Bett auf dem Seidenteppich aus.
„Sie können nicht dort unten schlafen.“
Die Stimme drang zischelnd durch das Dunkel.
„Ich ziehe es vor, allein zu schlafen.“
„Das haben wir doch schon besprochen, Cassie.“ Hörte sie da etwa einen Seufzer? „Vertrauen Sie mir noch immer nicht?“
„Das hat nichts mit …“ Natürlich, es hatte alles mit Vertrauen zu tun. Wie sollte sie einem Fremden so komplett vertrauen können, wie er es erwartete? Selbst wenn es sich um einen Fremden handelte, der ihre zerrütteten Nerven beruhigt hatte und ihr seine Hilfe anbot?
Ihre Gedanken brachen abrupt ab, als starke Arme sie hochhoben. In Panik versuchte sie sich zu wehren, doch es hatte keinen Sinn. Sie wurde an einen nackten männlichen Torso gepresst – und dann schlug es ihr auch schon die Luft aus den Lungen, als sie mit dem Rücken hart auf der Matratze landete.
„Das reicht jetzt. Sie sind sicher bei mir.“ Amir drückte ihre wedelnden Arme auf das Bett. „Sie können nicht auf dem Boden schlafen. Und wenn die Diener Sie morgen früh neben mir liegen sehen, dann machen Sie gefälligst den Eindruck einer zufriedenen Frau. Haben Sie das verstanden?“ Seine Augen, funkelnd wie schwarze Jade, bohrten sich in ihre. „Cassie, verstehen Sie das? Es ist wichtig, dass es so aussieht, als hätten wir uns in der Nacht geliebt – zu Ihrer eigenen Sicherheit.“
Sie schluckte, ihre Kehle war rau wie Sandpapier, ihr Atem ging schwer und rasselnd. Aus Wut, wie sie sich in Gedanken versicherte. „Sie lassen mir ja keine andere Wahl.“ Sie zweifelte nicht daran, dass er sie zurückholen würde, sollte sie wieder aufstehen.
„Gut.“ Amir beugte sich vor und hob etwas vom Boden auf. „Hier, das ist mein Geschenk für Sie.“ Er schloss ihre Finger um etwas Kaltes.
Mit gerunzelter Stirn starrte Cassie auf den Dolch, dessen Schneide im schwachen Lichtschein aufblitzte. „Das meinen Sie nicht ernst“, entfuhr es ihr.
„Behalten Sie ihn, bis Sie wieder in Sicherheit sind. Er ist sehr viel effektiver als ein Schälmesser.“
Völlig verblüfft schaute sie in Amirs Gesicht, und plötzlich glaubte sie ihm. Sie vertraute ihm.
„Schlafen Sie damit. Sollte Sie während der Nacht irgendetwas ängstigen, erinnern Sie sich daran, dass Sie ihn haben, und nutzen Sie ihn.“ Mit leichtem Druck senkte er ihre Faust, die den Dolch hielt, neben ihren Kopf auf das kühle Laken. „Schlafen Sie jetzt. Ihnen wird nichts geschehen.“ Sacht strich er ihr über die Wange, bevor er seine Hand wegzog.
Abrupt stand er auf und schaute eine Weile auf sie hinunter, dann zog er die Bettdecke über sie und ging auf seine Seite. Cassies Blick folgte ihm. Sein Oberkörper war so mächtig, und seine muskulösen Schenkel zeichneten sich selbst unter der weiten Pluderhose ab, die ihm tief auf den Hüften saß. Nie zuvor war ihr ein Mann mit einer so ursprünglich männlichen Aura begegnet.
Jetzt legte er sich auf seine Seite des Betts und rollte sich herum, den Rücken zu ihr.
Wie lange Cassie dalag und auf seinen breiten braunen Rücken starrte, hätte sie nicht sagen können. Irgendwann, trotz ihres festen Entschlusses, wurden ihr die Lider schwer, und ihr Halt um den Dolchgriff lockerte sich. Und während die Erschöpfung schließlich die Oberhand gewann, wurde Cassie sich bewusst, warum sie sich so sicher fühlte. Es lag nicht an Amirs Zusicherung, auch nicht an dem Dolch, den er ihr zu ihrer Verteidigung – sogar gegen ihn – überlassen hatte, sondern an seiner unbewussten und doch so tröstenden Geste: Wie lange war es her, seit jemand sie fürsorglich im Bett zugedeckt hatte?
Das Gefühl wärmte sie, und sie glitt in einen tiefen, traumlosen Schlaf. Sie nahm nicht mehr wahr, dass der Mann
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