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Im Bann des stolzen Wuestenprinzen

Im Bann des stolzen Wuestenprinzen

Titel: Im Bann des stolzen Wuestenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie West
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aufgelacht, doch sie hielt die Lippen fest zusammengepresst. Würdevoll drehte sie sich um und ging mit hoch erhobenem Kopf in das Zelt.
    Sie war gerade in den Vorraum getreten, als der Mann, den sie gestern mit Amir zusammen gesehen hatte, ihr entgegenkam – mit der schweren Kette. Ihr Puls begann zu rasen, sie drängte sich an die Zeltwand zurück.
    Der Mann blieb stehen. „Keine Angst, Miss Denison“, sagte er in fließendem Englisch. „Darüber werden Sie sich keine Sorgen mehr zu machen brauchen. Dafür wird Seine Hoheit sorgen.“ Und damit verließ er das Zelt, bevor sie noch einen Ton herausbrachte.
    Miss Denison . Die Anrede in ihrer eigenen Sprache erschien ihr geradezu lächerlich formell, verdeutlichte es doch nur den krassen Gegensatz zwischen der Sicherheit, die sie in Australien zurückgelassen hatte, und der Fremdheit dieses erbarmungslosen Ortes.
    Sowie auch ihre komplette Abhängigkeit vom Scheich von Tarakhar.
    Cassie musste sich am Zeltpfosten festhalten. Amir hatte etwas getan, das bisher noch niemand für sie getan hatte – er hatte die Schlacht für sie geschlagen, im wahrsten Sinne des Wortes. Er hatte sich schützend vor sie gestellt und die Meute niedergestarrt …
    Etwas tief in ihr rührte sich. Die Männer, die sie kannte, waren nicht gerade Musterbeispiele des Anstands. Schon früh hatte sie sich auf sich selbst verlassen müssen, hatte gelernt, niemandem zu vertrauen. Und nie hatte sie einen Mann nahe genug an sich herangelassen, um überhaupt herauszufinden, ob er anständig war oder nicht. Weil sie nicht mehr daran glaubte, dass es anständige Männer gab.
    Es beunruhigte sie, wie sehr sie glauben wollte, dass Amir ein Ehrenmann war. Er war zurückgekommen, hatte sie beschützt und sich selbst in Gefahr gebracht. Und trotzdem … Sie bedauerte aufrichtig, dass ihr Misstrauen blieb.
    „Cassie?“ Amirs tiefe Stimme strich wie Samt über ihren ganzen Körper. „Was ist mit Ihnen? Sind Sie verletzt?“
    Entsetzt riss sie die Augen auf, als er sie in die Arme nahm und an sich zog. Sie öffnete die Lippen, wollte ihm sagen, er solle sie loslassen, doch das unbekannte Gefühl von Geborgenheit ließ sie reglos in seiner Umarmung verharren.
    „Nein, mir geht es gut. Ich habe nur nachgedacht.“ Sie hätte sich keine Sorgen zu machen brauchen, denn sofort gab er sie wieder frei. Schaute sie prüfend an, so als wisse er genau, welche Schmerzen sie ertrug, aber er sagte nichts. „Und was ist mit Ihnen? Wie fühlen Sie sich?“
    Sein träges Lächeln beschwor ein seltsames Druckgefühl in ihrer Brust herauf. „Habe mich nie besser gefühlt.“
    „Gut.“ Sie presste die Handflächen zusammen. Als Schauspielerin war sie darin geschult, die Körpersprache ihres Gegenübers zu deuten, doch bei diesem Mann gelang es ihr nicht. „Danke, dass Sie zu meiner Rettung gekommen sind.“ Die Worte klangen so steif, als hätte er ihr nicht mehr als einen banalen Gefallen erwiesen. Dabei wussten sie beide, wie es ausgegangen wäre, wenn er nicht rechtzeitig aufgetaucht wäre.
    „Ich sagte doch, dass ich auf Sie aufpasse. Wieso haben Sie mir nicht geglaubt?“
    Sie konnte ihm kaum gestehen, dass die Erfahrung sie gelehrt hatte, niemandem zu glauben. „Ich konnte nicht sicher sein. Außerdem bin ich es gewöhnt, auf mich selbst aufzupassen.“
    „Sie haben ein Trauma durchlebt.“
    Cassie nickte, auch wenn sie dabei nicht allein an die Entführung dachte. „Als ich den ganzen Tag niemanden sah …“
    „Niemanden?“ Amir runzelte die Stirn. „Nicht einmal Dienerinnen, um Sie mit Essen zu versorgen?“
    Stumm schüttelte Cassie den Kopf und konnte mitverfolgen, wie die Linien in seinem Gesicht hart wurden. „Erzählen Sie weiter.“
    „Weiter gibt es nichts zu erzählen. Zuerst machte ich mir noch keine Sorgen, aber als es dann immer später wurde … Ich nahm den Dolch und schlüpfte unter der hinteren Zeltwand hindurch.“ Wenn sie doch nur auf ihn gehört hätte. Auf sein Wort vertraut und auf seine Rückkehr gewartet hätte. Aber mit jeder Minute, die verstrichen war, schwand ihr Glaube, dass er zurückkehren würde.
    „Ich trage die Verantwortung für Sie.“
    Er sagte es so nüchtern, und doch schwang ein grimmiger Unterton mit. Auch er war nicht gerade glücklich mit der Situation. „Ich …“ Cassie schloss lieber den Mund, bevor ihr heraussprudelte, dass niemand die Verantwortung für sie trug außer sie selbst. Nur war Unabhängigkeit in ihrer momentanen Situation reine

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