Im Bann des Vampirs: Fever Saga 1 (German Edition)
Jacke nach dem Speer, dann erinnerte ich mich, was Barrons über das Töten eines Vampirs gesagt oder besser nicht gesagt hatte. Mallucé war kein Feenwesen, also konnte ich ihn weder lähmen noch zustechen und darauf hoffen, dass es funktionierte. Laut Barrons würde es nichts nützen, das Herz zu durchbohren, also sah ich keinen Grund, dass mein Speer ihn töten würde. Ich nahm die Hand vom Speer. Ich wollte mein As im Ärmel erst präsentieren, wenn ich keine andere Wahl mehr hatte. Vielleicht, nur vielleicht kam ich ja nahe genug an den Lord Master heran, um ihn mit dem Speer zu töten. Und möglicherweise konnte ich dann alle Unseelie lähmen und vor einem Vampir fliehen. Das klang, wie ich fand, nach einem Plan. Dem einzigen, der mir einfiel.
Ich kam auf die Füße und wich zurück. Wie es schien, war das genau das, was der Vampir wollte. Ich hielt dem Blick aus seinen gelben Augen stand, während er mich immer weiter zu den in den Boden gemeißelten Runen vor dem Steintor und in den Kreis von Unseelie-Rhino-Boys und anderen Monstern drängte.
»Was ist das, Mallucé?« Obwohl er hinter mir stand und ich ihn nicht sehen konnte, würde ich die Stimme des Lord Masters immer und überall erkennen. Sie war voll, mehrtönig und melodisch wie die von V’lane.
»Ich glaubte, etwas hinter den Paletten gehört zu haben«, sagte Mallucé. »Sie ist eine Lun, Lord Master. Noch eine.«
Ich konnte mich nicht zurückhalten – ich musste es wissen. »Sie meinen Alina, stimmt’s? Die andere Lun war Alina Lane«, rief ich anklagend.
Die unheimlich gelben Augen des Vampirs wurden schmal. Er wechselte einen Blick mit dem Rotgewandeten hinter mir.
»Was weißt du über Alina Lane?«, erkundigte sich der Lord Master mit der sanften, melodiösen Stimme. Es war die Stimme eines übermenschlichen Wesens, vielleicht die eines gefallenen Erzengels.
»Sie war meine Schwester«, fauchte ich und wirbelte herum. »Und ich werde den Bastard umbringen, der sie getötet hat. Was wissen Sie von ihr?«
Der Lord Master lachte so sehr, dass die rote Kapuze bebte. Ich ballte die Fäuste, um mich davon abzuhalten, den Speer zu ziehen und mich auf die rot gewandete Gestalt zu stürzen. Ruhig, Mac, ermahnte ich mich. Vorsicht. Ich bezweifelte, dass ich mehr als eine Chance bekäme.
»Ich hab dir gesagt, dass sie kommen wird, Mallucé«, sagte der Lord Master. »Wir werden sie einsetzen, dass sie das vollenden kann, was ihre Schwester begonnen hat.« Er hob die Hände, als wollte er alle Anwesenden umfassen, und sprach sie alle an. »Sobald alles an Ort und Stelle ist, werde ich das Tor erneut öffnen und alle Unseelie-Gefangenen in diese Welt lassen, wie ich es euch versprochen habe. Nehmt sie gefangen. Sie kommt mit uns.«
»Das war in der Tat äußerst unklug, Miss Lane«, sagte Barrons kopfschüttelnd, als er mit seinem langen flatternden Mantel neben mir auf dem Boden landete. »Mussten Sie ihnen verraten, wer Sie sind? Sie wären ohnedies noch früh genug dahintergekommen.«
Ich blinzelte verblüfft.
Ich schätze, der Lord Master, Mallucé und alle anderen waren ebenso erstaunt über den unerwarteten Auftritt wie ich, denn alle gafften erst Barrons an und schauten dann nach oben – ich auch. Ich wollte lediglich sehen, woher Barrons so unvermittelt gekommen war. Die anderen waren meiner Ansicht nach mehr daran interessiert, ob sie noch mehr solche Überraschungen zu erwarten hatten. Barronsmusste in den Verstrebungen unter dem Dach gelauert haben. Fast zehn Meter über dem Boden. Allerdings entdeckte ich kein Seil, über das er sich heruntergelassen haben könnte.
Als wir die Blicke wieder senkten, hatte der Unseelie-Herrscher die rote Kapuze zurückgeschoben und funkelte Barrons durchdringend an. Ihm schien nicht zu gefallen, was er sah.
Ich schnappte erschrocken nach Luft.
Und starrte ungläubig und verwirrt Alinas Freund, den Lord Master, an. Der Anführer der Unseelie war kein Feenwesen! Sogar Barrons schien überrascht zu sein.
Der Lord Master bellte einen Befehl, dann drehte er sich in einem Wirbel von rotem Stoff um. Dutzende von Unseelie kamen auf uns zu.
Und nun ging alles rasend schnell und ich habe immer noch Mühe, die Abfolge der Ereignisse zu sortieren. Während seine Untergebenen uns jede Möglichkeit der Verfolgung abschnitten, befahl der Schweinehund, der meine Schwester benutzt und letztendlich getötet hatte und dasselbe mit mir vorhatte, mich lebend gefangenzunehmen und den anderen zu
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