Im Bann des Vampirs: Fever Saga 1 (German Edition)
ab.
Was hing davon ab? Ich hatte die böse Vorahnung, dass die Antwort auf diese Frage etwas mit dieser Feen-Geschichtezu tun hatte. Das stand nicht in meiner Jobbeschreibung. Ich zapfte Bier und mixte Drinks, wischte Tresen ab und spülte Gläser. Und nach der Schicht fegte ich die Bar aus.
Hatte Alina gewollt, dass ich das Dunkle Buch finde, weil auf den gefährlichen, verschlüsselten Seiten ein Weg aufgezeigt wurde, wie man den Lord Master vernichten und das Unseelie-Portal zerstören konnte? Wieso sollte ich mich darum scheren? Ich war in Dublin, nicht in Georgia! Dies war Irlands Krieg. Und die Iren konnten allein mit ihren Schwierigkeiten fertig werden. Außerdem – selbst wenn ich das Unmögliche vollbringen und dieses blöde Dunkle Buch finden könnte, wie sollte ich übersetzen, was darin stand? Barrons besaß zwei der vier zur Entschlüsselung nötigen Steine, aber mir war nicht klar, in welchem Team er spielte. Und ich hatte keine Ahnung, wo die beiden restlichen Steine sein könnten, wie ich sie finden oder gar benutzen sollte.
Was hatte Alina von mir erwartet? Sollte ich für immer in Dublin bleiben, nach all dem Hokuspokus-Zeug suchen und in ständiger Angst leben? Mein ganzes Leben ausschließlich dieser Sache widmen? Bereit sein, dafür zu sterben?
Für ein kleines Barmädchen war das ein bisschen viel. Viel zu viel. Ich hätte erbost geschnaubt, wenn ich nicht seit einer halben Stunde kurz davor gewesen wäre, mir vor Angst in die Hose zu machen.
Alina war dafür gestorben.
Ich biss die Zähne zusammen und kniff die Augen noch fester zu.
Ich hatte Alina nie das Wasser reichen können, und das würde mir auch nie gelingen. Ich verspürte nicht das geringste Verlangen, die Augen zu öffnen. Ich könnte noch etwas sehen, wofür ich Alinas Meinung nach die Verantwortungübernehmen soll, dachte ich aufgebracht. Ich wollte nur weg von hier und so viel Distanz wie möglich zwischen mich und dieses Gefängnisportal sowie den rot gewandeten Lord Master und die ganze dunkle Zone bringen.
Ich seufzte.
Ich wollte wirklich weg, sobald ich einen kleinen Blick um die Ecke geworfen hatte, um nachzusehen, ob da noch etwas war, was ich wissen sollte. Obwohl ich nicht vorhatte, irgendetwas mit dieser Information anzufangen. Ich dachte nur, dass ich genauso gut alles mitkriegen könnte, wenn ich schon mal da war. Vielleicht könnte ich das, was ich wusste, an diese lästige alte Frau weitergeben oder an V’lane, dann konnte sich einer von ihnen um alles Weitere kümmern. Falls V’lane tatsächlich einer von den guten Jungs war, dann sollten er und seine Königin sofort zur Tat schreiten und dieses Loch zwischen unseren Welten verstopfen. Hatte Barrons nicht von einem Pakt zwischen Menschen und Feen erzählt? Verletzte diese Invasion nicht eine Vereinbarung?
Ich öffnete die Augen.
Und scheiterte kläglich bei dem Versuch, aus meiner Haut zu schlüpfen, und den Bemühungen, im Boden zu versinken.
Barrons und ich hatten gerätselt, wo Mallucé abgeblieben sein könnte. Jetzt wusste ich es.
Er stand keine fünf Meter mit gefletschten Zähnen und flankiert von sechs kleinäugigen Rhino-Boys vor mir.
Vierundzwanzig
Mich in Luft aufzulösen hatte nicht funktioniert, also sprang ich auf, fauchte, trat um mich und legte meine Hände auf alles, was ich zu fassen kriegte.
Anders als neulich nachts, als ich versucht hatte, dem Grauen Mann den Garaus zu machen, blieb mir nicht viel Zeit zum Überlegen, ich handelte instinktiv.
Meine Instinkte erwiesen sich als erstaunlich.
Ich ließ die Speerspitze im Hosenbund stecken, damit ich beide Hände frei hatte. Irgendetwas in mir arbeitete wie das Zielsuchsystem eines Tarnkappenbombers, ortete und zielte auf jedes Feenwesen, das in meine Nähe kam.
Als Mallucé zurücktrat und seine sechs Rhino-Boys vorschickte, stieß ich mit den Handflächen in alle Richtungen, traf zwei von ihnen auf die fassartige Brust. Dann wirbelte ich herum, stieß wieder zu, schlug zwei anderen in die Rippen, dann ließ ich mich fallen und startete meinen dritten Angriff.
Noch auf den Knien schleuderte ich mir das Haar aus dem Gesicht und sondierte die Lage. Ich hatte alle sechs in zwei Sekunden gelähmt.
Aber wie lange blieben sie bewegungsunfähig? Das war die entscheidende Frage.
Mallucé beobachtete erschrocken das Geschehen – ich schätzte, er hatte noch nie eine Lun in Aktion gesehen –,dann glitt er auf seine ihm eigene sinnliche Art auf mich zu. Ich fasste unter meiner
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