Im Bann des Vampirs: Fever Saga 1 (German Edition)
zurückzog, hielt er meine Kreditkarte zwischen den Fingern. »Natürlich nicht …«, er warf einen Blick auf die Karte …, »Miss Lane. Wie ich sehe, ist Ihre Visa-Karte von der SunTrust ausgestellt. Ist das nicht eine Bank im Süden der USA?«
»Vielleicht.« Ich riss ihm die Karte aus der Hand.
»In welchem Südstaat sind Sie zu Hause?«
»Texas«, log ich.
»Tatsächlich? Und was führt Sie nach Dublin?«
»Das geht Sie nichts an.«
»Es geht mich durchaus etwas an, wenn Sie in mein Geschäft kommen und sich nach shi-sadu erkundigen.«
»Dann wissen Sie also, was es ist! Sie haben es gerade zugegeben.«
»Ich gebe gar nichts zu. Dennoch sage ich Ihnen eins: Sie, Miss Lane, bewegen sich auf dünnem, sehr dünnem Eis.Nehmen Sie meinen Rat an und verschwinden Sie von hier, solange es noch möglich ist.«
»Es ist zu spät. Ich kann nicht.« Seine herablassende, anmaßende Art machte mich wahnsinnig und in einem solchen Zustand gebe ich nie auch nur einen Millimeter nach.
»Ein Jammer. Sie werden sich keine Woche halten, so dilettantisch, wie Sie hier herumtapsen. Sollten Sie sich doch entscheiden, mir zu erzählen, was Sie wissen, könnte ich Ihre Chancen auf ein Überleben vergrößern.«
»Kommt nicht in Frage. Es sei denn, Sie sagen mir zuerst, was Sie wissen.«
Er schnalzte ungehalten mit der Zunge und kniff die Augen leicht zusammen. »Sie verdammte Närrin haben keinen blassen Schimmer womit Sie …«
»Hat hier jemand ein Taxi bestellt?« Die Türglocke bimmelte.
»Ja, ich«, rief ich über die Schulter.
Jericho Barrons machte Anstalten, nach mir zu greifen, als wollte er mich mit Gewalt zurückhalten. Bisher war es zu keinerlei Tätlichkeiten gekommen, obwohl Bedrohung und Aggression die Luft zum Knistern brachten. Anfangs war ich verärgert gewesen; jetzt hatte ich sogar ein bisschen Angst. Unsere Blicke begegneten sich und wir standen uns einen Moment lang wie erstarrt gegenüber. Ich konnte förmlich sehen, wie er überlegte, welche Bedeutung – wenn überhaupt – der unerwartete Zeuge hatte.
Dann schenkte er mir ein sardonisches Grinsen und neigte den Kopf, als wollte er sagen: Diesmal haben Sie gewonnen, Miss Lane. »Bauen Sie nicht darauf, dass das ein zweites Mal geschieht«, raunte er.
Gerettet durch ein Türglöckchen! Ich schnappte mir die Tüte mit den gerade erstandenen Büchern und wich zur Tür zurück, ohne Jericho Barrons aus den Augen zu lassen.
Vier
Etagenbäder in Hotels waren nichts für mich.
Ich bekam meine heiße Suppe, aber die Dusche war eisig. Als ich ins Clarin House zurückkam, machte ich die traurige Entdeckung, dass offenbar alle Bewohner der Pension bis zum frühen Abend abgewartet hatten, um vor dem Ausgehen zu duschen. Rücksichtslose Touristen. Das Wasser war so kalt, dass ich Abstand davon nahm, meine Haare zu waschen, also bat ich den Portier telefonisch um einen Weckruf um sechs Uhr morgens. Dann würde ich erneut mein Glück versuchen. Ich hatte den Verdacht, dass einige Gäste dann erst von ihren nächtlichen Unternehmungen zurückkommen würden.
Ich zog meine Klamotten aus und ein pfirsichfarbenes Spitzennachthemd mit dazu passendem Höschen an. Das war eine andere Plage an Gemeinschaftsbädern – man musste sich nach der Dusche wieder richtig ankleiden, wenn man keine Lust hatte, halbnackt durch den Flur und an etlichen Türen, die jeden Moment aufgehen konnten, vorbei zum eigenen Zimmer zu flitzen. Ich hatte mich fürs Ankleiden entschieden.
Erst jetzt packte ich meine Koffer ganz aus. Ich hatte ein paar Sachen mitgebracht, die mich in der Fremde trösten sollten – ein paar nach Pfirsich und Vanille duftende Kerzen von Alina, zwei Hershey-Riegel, meine heißgeliebte, ausgewascheneund abgeschnittene Jeans, die Mom schon seit langem wegschmeißen wollte, und ein kleines gerahmtes Foto von meiner Familie, das ich an die Lampe auf der Kommode lehnte.
Dann kramte ich in meinem Rucksack, beförderte das Notizbuch zutage, das ich mir vor ein paar Wochen gekauft hatte, und setzte mich im Schneidersitz aufs Bett. Alina hatte seit der Kindheit Tagebuch geführt. Als freche kleine Schwester hatte ich oft die geheimen Plätze, an denen sie es vor mir versteckte, ausfindig gemacht – zuletzt hatte ich es hinter einem losen Brett in ihrem Schrank aufgespürt und sie gnadenlos mit den Jungs, für die sie schwärmte, aufgezogen; und um sie richtig auf die Palme zu bringen, machte ich dabei schmatzende Kussgeräusche.
Bis vor kurzem hatte ich
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