Im Bann des Vampirs: Fever Saga 1 (German Edition)
helles Köpfchen, wie? Dahinter bin ich schon in Ihrem Laden gekommen. Wieso haben Sie so lange gebraucht?«
Das Schweigen dehnte sich so in die Länge, dass ich mich schon fragte, ob er gegangen war. »Es kommt so gut wie nie vor, dass ich um das, was ich haben will, bitten muss. Genauso wenig gehört es zu meinen Gewohnheiten, mit einer Frau zu feilschen«, bekannte er schließlich.
»Nun, dann sollten Sie sich schnell daran gewöhnen, wenn Sie es mit mir zu tun haben, denn ich lasse mir von niemandem etwas befehlen. Und ich gebe nichts ohne Gegenleistung her.«
Bluffen, Mac, immer nur bluffen. Aber davon wusste er zum Glück nichts.
»Haben Sie vor, mir die Tür zu öffnen, Miss Lane, oder sollen wir uns so unterhalten, dass jeder mitbekommt, worüber wir sprechen?«
»Sind Sie wirklich bereit, Informationen auszutauschen?«, fragte ich.
»Ja.«
»Und Sie fangen an?«
»Ja, mach ich.«
Ich atmete tief durch und zog die Hand vom Telefon zurück. Dann straffte ich die Schultern. Ich wusste sehr wohl, wie viel ein tapferes Lächeln auf einem traurigen Gesicht wert war – mit der Zeit gab es einem ein gutes Gefühl. Mit Courage war das nicht anders. Ich traute Jericho Barrons nicht weiter, als ich ihn werfen konnte, und das war gleichbedeutend mit einem großen »Gar nicht«. Aber er wusste, was dieses shi-sadu war und immerhin musste ich entgegen meiner Hoffnung ins Kalkül ziehen, dass sich sonst niemand finden ließ, der mir in diesem Punkt weiterhelfen konnte. Möglicherweise würde ich Wochen mit einer fruchtlosen Suche vergeuden. Zeit war Geld und von beidem hatte ich nicht unbegrenzt zur Verfügung. Wenn Barrons sich schon auf den Handel einließ, musste ich ihmdie Tür öffnen. Es sei denn … »Wir können uns durch die Tür austauschen«, sagte ich.
»Nein.«
»Warum nicht?«
»Meine Angelegenheiten sind nicht für die Ohren anderer bestimmt. Das ist nicht verhandelbar.«
»Aber ich …«
»Nein.«
Ich seufzte verärgert. Sein Tonfall machte deutlich, dass Argumente sinnlos wären. Ich stand auf und griff nach einer Jeans. »Wie haben Sie mich gefunden?« Ich knöpfte die Hose zu und fuhr mir mit den Händen durchs Haar. Es verhedderte sich immer im Schlaf, weil es so lang war. Ich hatte jedes Mal beim Aufstehen einen Out-of-Bed-Look der schlimmsten Sorte.
»Sie haben ein Verkehrsmittel zu meinem Etablissement bestellt.«
»Dort, wo ich herkomme, nennen wir so was ein Taxi. Und Ihr sogenanntes Etablissement wäre bei uns ein Buchladen.« Gott, war der antiquiert und spießig!
»Dort, wo ich herkomme, spricht man von Manieren, Miss Lane. Haben Sie welche?«
»Das fragt der Richtige. Es ist nicht meine Schuld. Drohungen scheinen meine schlimmsten Seiten ans Licht zu bringen.« Ich öffnete die Tür nur so weit, wie es die Sicherheitskette erlaubte, und funkelte ihn an. Ich konnte mir Jericho Barrons beim besten Willen nicht als Kind, das mit frisch geschrubbtem Gesicht, ordentlich gekämmt und mit der Lunchbox in der Hand in die Schule ging, vorstellen. Bestimmt war er durch ein kataklysmisches Naturereignis auf die Welt gekommen, nicht durch eine normale Geburt.
Er legte den Kopf schräg und taxierte mich durch den schmalen Spalt – jeder Einzelheit widmete er ein paar Sekunden:dem derangierten Haar, den verschlafenen Augen, dem Mund, dem Spitzenhemdchen, der Jeans und meinen nackten Füßen. Als er fertig war, fühlte ich mich, als hätte man mich auf eine CD gebrannt. »Darf ich reinkommen?«, fragte er.
»Ich hätte Sie nicht einmal hier heraufgelassen.« Ich war wütend auf den Portier. Im Grunde hatte ich erwartet, dass in diesem Hause mehr auf die Sicherheit der Gäste geachtet wurde. Morgen würde ich ein paar Worte mit dem Hotelmanager wechseln.
»Ich habe gesagt, ich sei Ihr Bruder.« Er las mir meine Gedanken vom Gesicht ab.
»Natürlich. Weil wir uns so ähnlich sehen.« Wenn er der Winter war, dann war ich der Sommer. Ich war der Sonnenschein, er die Nacht – eine besonders finstere, stürmische Nacht.
Kein Funken Belustigung schlich sich in diese dunklen Augen. »Also, Miss Lane?«
«Ich überlege.« Jetzt, da er wusste, wo ich untergekommen war, könnte er mir jederzeit etwas antun, falls er das vorhatte. Er hatte keinen Grund, das heute Nacht schon zu erledigen. Genauso gut könnte er mir morgen auf der Straße auflauern und sich auf mich stürzen. Ich wäre in Zukunft nicht sicherer vor ihm als jetzt, es sei denn, ich wäre bereit, von einer Pension in die
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