Im Bann des Vampirs: Fever Saga 1 (German Edition)
sagen, dass ich weiterleben wollte.
»Also schön, Barrons«, sagte ich ernst. »Schließen Sie die Tür. Ich höre Ihnen zu.«
Neun
Feenwesen: auch als Tuatha De Danaan bekannt. Getrennt in zwei Feenvölker – die Seelie oder die Lichtfeen und die Unseelie oder die dunklen Feen. Beide Gesellschaften sind in verschiedene Kasten unterteilt, wobei die Angehörigen der vier königlichen Häuser die höchste Kaste bilden. Die Seelie-Königin und ihr auserwählter Gefährte regieren das Volk des Lichts. Der Unseelie-König und seine gegenwärtige Konkubine herrschen über die Finsternis.
Ich überflog, was ich gerade in mein Tagebuch geschrieben hatte, und schüttelte den Kopf. Den ganzen Tag war ich von einem Pub in den nächsten gezogen – dies hier war mittlerweile der vierzehnte – und hatte versucht, eine weitere Doppelvision heraufzubeschwören. Es war mir nicht gelungen und je länger ich keine dieser Visionen hatte, umso unwahrscheinlicher erschien mir die vom Abend zuvor. Genauso war es mit dem Irrsinn, den ich zu Papier brachte.
Schatten: eine der niedrigsten Kasten der Unseelie. Fühlende Wesen, aber zu keinerlei tieferen Empfindung fähig. Wenn sie Hunger haben, suchen sie sich Nahrung. Direktes Licht vertragen sie nicht, daher jagen sie nur nachts. Sie rauben Leben, wie der Graue Mann Schönheit stiehlt – sie saugen ihre Opfer mit vampirischer Schnelligkeit aus. Grad der Bedrohung: tödlich.
Jericho Barrons hatte mir in der letzten Nacht viel erzählt, ehe er mich in ein Taxi zum Clarin House setzte. Ich beschloss, all das niederzuschreiben, obschon mir durchaus bewusst war, dass es sich las wie ein Drehbuch zu einem miserablen Horrorfilm.
Königliche Jäger: Angehörige einer mittleren Kaste der Unseelie. Militant organisiert. Ihr Äußeres erinnert an die klassischen Darstellungen des Teufels – Pferdefüße, Hörner, lange, satyrähnliche Gesichter, lederne Schwingen, glühende orangefarbene Augen und Schwänze. Sie sind zwischen zwei und drei Meter groß und können sich sowohl zu Lande als auch in der Luft außerordentlich schnell vorwärts bewegen. Ihre Hauptaufgabe: die Jagd auf Sidhe-Seher. Grad der Bedrohung: tödlich.
Das führt uns zum Tollsten der ganzen Geschichte:
Sidhe-Seher: ein Mensch, der gegen Feen-Magie immun ist und die Fähigkeit besitzt, den »Glamour« und die Illusionen, mit denen die Feen das Wahre verschleiern, zu durchschauen. Einige sind sogar imstande, Tabh’rs, die Portale zwischen den Bereichen, zu sehen. Andere erspüren die Gegenwart von Objekten, die die Feen mit Macht oder besonderen Kräften ausgestattet haben. Die Fähigkeiten der Sidhe-Seher sind individuell verschieden, ebenso wie die Widerstandskraft gegen die Verlockungen durch die Feen. Einige Sidhe-Seher besitzen nur begrenzte Fähigkeiten, andere sind mit vielfältigen »Spezialtalenten« ausgestattet.
Ich schnaubte. Spezialtalente. Jemand hatte offenbar zu viele Fantasy-Serien gesehen und ich war das ganz bestimmt nicht. Der Hammer war, dass ich angeblich eine dieser Sidhe -Seherinnen sein sollte. Laut Barrons wurde die sogenannte Wahre Sicht in bestimmten Familien von Generation zu Generation weitervererbt. Er glaubte, dass Alina ebenfalls eine Sidhe -Seherin war und von einem Feenwesen, das sie gesehen hatte, getötet wurde.
Ich klappte mein Tagebuch zu. Es war bereits zu drei Vierteln vollgeschrieben. Auf den ersten Seiten hatte ich meiner Trauer Luft gemacht und in unzusammenhängenden Erinnerungen an Alina geschwelgt. Die nächsten dreißig Seiten füllten jede Menge Listen und Ideen, wie man dem Mörder meiner Schwester auf die Spur kommen könnte.
Und jetzt beschrieb ich Seite um Seite mit absolutem Unsinn. Mom und Dad würden mich auf der Stelle einsperren und professionelle Hilfe suchen, würden sie dieses Buch in die Hände bekommen. Wir wissen nicht, was geschehen ist, höre ich Dad fast sagen und sehe ihn vor mir, wie er dem Psychiater das Tagebuch überreicht. Sie ist nach Dublin geflogen und dort einfach verrückt geworden. Plötzlich verstand ich, warum Alina das ihre immer versteckt hatte.
Ich blinzelte und wiederholte den letzten Gedanken im Geiste – Alina hatte das ihre immer versteckt.
Natürlich! Warum war ich nicht gleich darauf gekommen?
Alina hat ihr ganzes Leben Tagebuch geführt. Seit wir Kinder waren, hatte sie keinen Tag versäumt, ihre Eintragungen zu machen. Ich beobachtete sie abends oft quer über den Flur, ehe wir schlafen gingen und unsere Zimmertüren
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