Im Bann des Vampirs: Fever Saga 1 (German Edition)
seiner eigenen Hochzeit ums Leben gekommen und hatte seine schwangere Braut praktisch schon vor der Trauung zur Witwe gemacht. Und mein Dad stand als Trauzeuge eines Toten vor dem Altar. Ich hatte aufgelegt, sobald ich Dads tiefe, verschwommene Stimme hörte – damit hätte ich nicht umgehen können. Ich brauchte selbst einen Fels in der Brandung und war nicht imstande, einer für jemand anderen zu werden.
»Nehmen Sie Ihren Verstand zusammen, Miss Lane«, raunte mir Barrons ins Ohr und riss mich von dem dunklen Fleck weg, auf dem ich gedankenversunken stehen geblieben war. »Sie werden ihn hier brauchen.« Er legte die linke Hand an meine Taille und die rechte auf meine Schulter, wobei seine Finger leicht über meine schwellenden Brüste streiften, und steuerte mich zum Eingang. Jeden Mann, der dumm oder kühn genug war, seinen Blick tiefer als in meine Augenhöhe schweifen zu lassen, starrte er nieder, bis sich der Betreffende abwandte. Eindeutiger hätte er mich nicht als seinen Besitz brandmarken können.
Sobald wir die Bar betraten, verstand ich. Hier waren die Frauen nichts anderes: schöne, makellos enthaarte, frisierte und gepflegte, leise lachende und strahlende Besitztümer. Trophäen. Sie waren keine eigenständigen Menschen, sondern schmückendes Beiwerk für ihre Männer, die in gewisser Weise nach ihren Frauen beurteilt wurden. Diese Frauen wurden genauestens überwacht, aber auch großzügig ausgestattet, sie funkelten und glitzerten wie Diamanten und zeigten der Welt, wie erfolg- und einflussreich ihre Männer waren.
Die Regenbogen-Mac wäre hier so fehl am Platze wie ein Stachelschwein im Streichelzoo. Ich straffte den Rücken, hielt den Kopf sehr hoch und tat so, als würde das kurzehautenge, rückenfreie und tief ausgeschnittene schwarze Kleid nicht zwei Drittel meines geschmeidigen jungen Körpers unbedeckt lassen.
Barrons war hier bekannt. Während wir durch die Bar gingen, nickte man sich zu und begrüßte sich – alles ging gedämpft und sehr gepflegt zu bei O’Bannion. Allerdings durfte man nicht allzu genau hinschauen, denn alle Männer trugen eine Waffe bei sich.
Ich lehnte mich an Barrons, um ihm eine Frage zuzuflüstern. Selbst mit den hohen Absätzen war ich einen Kopf kleiner als er. »Haben Sie eine Schusswaffe dabei?« Ich hoffte von Herzen, dass es so war.
Seine Lippen zuckten und streiften mein Haar, als er erwiderte: »Eine Waffe würde Ihnen an einem Ort wie diesem nur noch schneller den Tod bringen, Miss Lane. Aber keine Sorge, ich habe nicht vor, irgendjemanden gegen mich aufzubringen.« Er nickte einem kleinen, Zigarre paffenden, ungeheuer fetten Mann zu, der an jedem Arm eine wunderschöne Frau hatte. »Zumindest noch nicht«, murmelte Barrons, als wir außer Hörweite waren.
Wir setzten uns in eine Nische und bestellten etwas zu trinken und essen.
»Woher wissen Sie, dass ich mein Steak medium mag?«, erkundigte ich mich. »Oder dass ich Cäsar-Salat wollte? Sie haben mich nicht mal danach gefragt.«
»Sehen Sie sich um und lernen Sie, Miss Lane. Hier drin gibt es keinen Kellner, der eine Bestellung von einer Frau entgegennehmen würde. Bei O’Bannion essen Frauen, was für sie ausgewählt wurde, ob sie es mögen oder nicht. Willkommen in einer längst vergangenen Zeit, Miss Lane, in der Männer regieren und Frauen akzeptieren. Wenn ihnen das nicht gefällt, dann tun sie so, als ob.«
Wow. Und ich hatte geglaubt, der tiefe Süden wäre antiquiert.Zum Glück mochte ich Steak medium und konnte jede Art von Salat essen. Und ich war begeistert, dass ein anderer eine teure Mahlzeit bezahlte, also machte ich kurzen Prozess damit. Ich hatte den ganzen Tag nicht mehr gegessen als zwei Schälchen Müsli und war am Verhungern. Als ich fertig war, sah ich, dass Barrons’ Teller so gut wie unberührt war. Ich hob eine Augenbraue und schaute ihn an.
Er schob mir seinen Teller zu. »Ich hab bereits gegessen«, sagte er.
»Warum haben Sie dann was bestellt?«, erkundigte ich mich mit vollem Mund.
»Man geht nicht in ein Etablissement von O’Bannion, ohne Geld dort zu lassen«, erklärte Barrons.
»Wie’s scheint, hat er einen Haufen alberner Regeln aufgestellt«, murrte ich.
In diesem Augenblick kam ein Schrank von einem Mann mit grobknochigen Händen, einer platten Nase und Blumenkohlohren an unseren Tisch. »Schön, Sie wiederzusehen, Mr. Barrons. Mr. O’Bannion lädt Sie und Ihre Begleiterin ein, bei ihm hinten vorbeizuschauen und Hallo zu sagen.«
In Wahrheit
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