Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann seiner Küsse

Im Bann seiner Küsse

Titel: Im Bann seiner Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
Vom Netzwerk:
gut.«
    Jim zog einen Zahnstocher aus der Tasche und stocherte damit bedächtig zwischen seinen Zähnen. »Es gibt nichts Besseres als Liebe, um jemanden zum Lächeln zu bringen.«
    »Ja. Ich ... sie hat mir die ganze Woche sehr gefehlt.«
    »Zu schade, dass wir noch rechtzeitig zum ersten Tanzabend nach Hause kommen. Ich hätte nichts dagegen gehabt, die Nacht mit meiner Frau im Bett zu verbringen.«
    Plötzlich aufflammende Angst durchschnitt Jacks Entschluss. Er starrte über die unruhigen blauen Wellen, deren Kämme von der hellen Sonne vergoldet wurden. »Ach, den Tanz habe ich völlig vergessen.«
    »Gehen Sie diesmal hin?«
    »Ich kann mir nicht denken, dass ich nach dem Tanz am vierten Juli dort noch willkommen wäre.«
    »Ach was, Jack, das ist doch schon fast ein ganzes Jahr her. Außerdem nehmen Sie die ganze Sache zu wichtig. Sie sind damals eben ein wenig ausgerastet. Na wenn schon ... Wenn Hector Jones zu viel Whiskey intus hat, benimmt er sich viel schlimmer. Geben Sie sich eine Chance.«
    Geben Sie sich eine Chance.
    Jack umfasste das Paddel fester. Das Holz fühlte sich warm und glatt an. Der Wellenschlag gegen den Bootsrumpf klang in seinen Ohren wie Donner.
    »Lissa und die Mädchen würden sicher gern hingehen.« Er sprach seine Gedanken laut aus, zur Probe sozusagen.
    Jim lehnte sich zurück und ließ die Arme über die Seiten des Kanus baumeln. »Kann ich mir denken. Minerva und Lissa zerbrechen sich im Moment vielleicht schon die Köpfe, was sie anziehen sollen.«
    Jack stellte sich Lissas Gesicht vor, wenn er ihr sagen würde, dass sie zum Tanz gehen würden. Ein Lächeln voller Vorfreude umspielte seine Lippen.
    Ein Neuanfang war ein Neuanfang.
    Tess verlagerte ihr Gewicht und verschob Katie auf ihrem Schoß ein wenig nach links. Vor ihnen auf dem Küchentisch lag aufgeschlagen McGuffey's Erstes Lesebuch. Helles, flackerndes Kerzenlicht fiel auf seine gelblichen Seiten.
    »Was bedeutet dieser Buchstabe, Katie?«, murmelte Tess, auf den ersten Buchstaben des Satzes deutend.
    Katie stützte die Ellbogen auf den Tisch und legte das Kinn in eine Hand. »Ich glaube, es ist a-b. Oder a-d.«
    Tess strich ihr über den Hinterkopf. »Hier, schau mal.« Sorgfältig zeichnete sie ein großes B in die Luft.
    Katie sah ihr aufmerksam zu. »Ist es ein B?«
    »Sehr gut. So, und der nächste?«
    Tess hob den bereits verschwimmenden Blick vom Buch und sah ins Wohnzimmer. Savannah saß auf dem Sofa, über ihr altes Kleid aus billigem Wollstoff gebeugt.
    »Na, wie wird es, Savannah?«, fragte sie leise.
    Savannah hob den Kopf. Sogar von weitem konnte Tess sehen, dass die Augen des Mädchens gerötet waren. »Nicht gut. Das Kleid ist nie nicht...«
    »Wird nie«, korrigierte Tess automatisch.
    Savannah seufzte. »Das Kleid wird nie gut aussehen.«
    Tess konnte es ihr nachfühlen. Sie wusste, wie wichtig es für ein junges Mädchen war, beim ersten Tanz gut auszusehen, aber Tess konnte ihr nicht helfen. Sie konnte nicht nähen, außerdem hatte sie keinen Stoff und keine Zeit. Sie wussten ja nicht einmal sicher, ob Jack sie hingehen lassen würde.
    »Ich wünschte, ich könnte dir helfen ...«
    Savannahs Hand sank in den Schoß. Sie sah Tess an. »Glaubst du wirklich, Daddy wird es uns erlauben?«
    Tess benetzte nervös die Lippen. »Ich hoffe es. Aber dein Daddy sieht die Sache anders. Ich glaube, er hat Angst davor, und ich möchte ihn nicht zu sehr drängen.«
    Savannah verzog kläglich den Mund. »Ja, ich weiß.«
    Tess zwang sich zu einem Lächeln. »Aber man weiß ja nie ... hier sind schon die seltsamsten Dinge passiert.«
    Savannah seufzte verzagt und machte sich wieder ans Nähen. »Ich kann ohnehin nicht tanzen und würde mich nur blamieren.«
    Tess starrte Savannah an. Das Mädchen arbeitete so eifrig an seinem Kleid, um es rechtzeitig fertig zu haben, obwohl nur wenig Hoffnung bestand, dass Jack sie gehen lassen würde. Eigentlich nicht die geringste Hoffnung.
    Bitte, Jack, betete Tess, enttäusche sie nicht. Bitte ...
     
    Am nächsten Abend war Jack wieder auf der Insel, die Taschen voller Geld, und Jim Hannahs Scheune war mit den Vorräten angefüllt, die sie für die Schafwolle eingetauscht hatten.
    Von der Straße aus sah er auf das Haus hinunter, das wie eine vollkommen weiße Perle in der immer dunkler werdenden Dämmerung schimmerte.
    Er drückte die Päckchen an die Brust und fing an zu laufen. Seine Absätze knirschten über Steine und Staub der Straße, sein Atem ging schneller. Er lächelte

Weitere Kostenlose Bücher