Im Bann seiner Küsse
sprühte in der Dunkelheit auf.
Sie atmete erleichtert auf. »Ein Feuerwerk«, sagte sie lächelnd. »Ich wusste gar nicht, dass das so laut sein kann.«
Da stieß Jack einen markerschütternden Schrei aus.
Sie fuhr herum. Jack stand ein Stück weiter breitbeinig da und hielt sich die Ohren zu. Aus seinen Wangen war jegliche Farbe gewichen.
»Neeeiiin!«, brüllte er.
Die Leute wichen langsam zurück, raunten miteinander und schüttelten die Köpfe.
Angst erfasste Tess. »Schluss mit der Knallerei!«, rief sie energisch. Als sich niemand rührte, packte sie den nächstbesten Ärmel und riss eine erschrocken aussehende Frau an sich. »Bitte«, flehte Tess. »Bitte ...«
Der Frau sprangen die Augen fast aus dem Kopf. »Meinetwegen.« Sie wandte sich an den Mann neben ihr. »Frank, geh und mach dem Getöse ein Ende.«
Wieder schrie Jack auf, stürmte los und schob sich durch die stumme Menge, als sähe er niemanden vor sich.
Tess starrte ihm fassungslos nach. Sie war so erschüttert, dass ihre Beine unter ihr nachzugeben drohten und eisige Furcht von ihr Besitz ergriff. Was ging da vor? Sie führte eine zitternde Hand an den Mund. Oh Gott, was war das?
Jack drängte sich zur Tür hinaus und verschwand.
Da erwachte sie aus ihrer Starre und lief ihm nach. »Jack! Warte!«, rief sie verzweifelt.
Er stolperte über die Schwelle und fiel die wackligen Stufen fast hinunter. Er richtete sich auf, lief weiter durch das kniehohe Gras und verschwand in einer Ahorngruppe.
Tess rannte schneller, sie ruderte mit den Armen, ihr Atem kam stoßweise.
Vor ihr ertönte ein dumpfer Aufprall, dann ein Krach.
Tess erreichte die Baumgruppe und blieb bebend stehen. Sie war allein.
»Oh Gott«, wimmerte sie. »Jack?«
Sie vernahm ein Ächzen.
Tess riss ihre Röcke hoch und stürzte sich auf ihn. Er entzog sich ihrem Zugriff und wollte davonlaufen.
Wieder stürzte sie sich auf ihn, packte seine Hand und hängte sich mit beiden Händen daran. »Jack?« Sie wollte seinen Namen laut herausschreien, aber ihr gelang nur ein bebendes Flüstern.
Er schien sie nicht zu hören.
Tess sah ihn mit wachsendem Entsetzen an. Steif wie ein Brett und schwer atmend stand er da und schien sie nicht wahrzunehmen, während er totenbleich und mit glasigen Augen verwirrt vor sich hin starrte. Ein Anfall, ausgelöst von einer Psychose, war ihr Eindruck.
In ihr krampfte sich Angst zu einem bebenden Knoten zusammen. In psychiatrischen Abteilungen hatte sie Zusammenbrüche dieser Art miterlebt, und immer hatte sie es zutiefst erschüttert. »Jack?«, flüsterte sie. »Was ist? Was hast du?«
Er sah sie gar nicht an.
Sie schrie vor Angst auf. »Oh Gott, Jack ... was ist nur los?«
Wieder stieß er einen Schrei aus. Ihr stockte das Blut in den Adern, eine solche Angst lag in diesem Schrei. Er drehte sich um und wollte davonlaufen.
Tess klammerte sich so fest an seine Hand, dass er sie durch das feuchte Gras schleifte. »Nein, Jack«, rief sie von Schluchzen geschüttelt. »Bitte ...«
Nun stieß er einen Schrei aus und fiel auf die Knie. »Johnny ...« Der Name kam verzerrt über seine Lippen.
Tess holte tief Atem und hielt seine Hand fest. Das warme, feste Gefühl beruhigte sie und erinnerte sie daran, dass er hier war, neben ihr, und solange sie zusammen waren, gab es Hoffnung.
Sie packte ihn an den Schultern und wollte ihn zwingen, sie anzusehen, aber er schaute mit glasigen Augen an ihr vorüber ins Leere.
»Jack, ich weiß, dass du mich hören kannst. Bitte ...« Sie sagte die Worte immer wieder. Mit jeder Wiederholung spürte sie, dass er weiter von ihr forttrieb.
Verzweiflung gesellte sich zu ihrer Angst, machte sie fast unerträglich.
»Bitte, Jack, schau mich an. Du musst mich sehen. Bitte ...« Schluchzen erfasste ihren Körper und glitt als stummer Hauch über ihre Lippen. Ihre Finger krallten sich in den weichen Stoff seines Hemdes.
Sie schloss die Augen ganz fest. Erinnerungen schössen durch ihr Bewusstsein. Beim nächsten Kuss, Jack Rafferty, ergreifst du die Initiative ...
Meine kleine Katie. Niemand hat jemals ihre Tränen getrocknet, ihr übers Haar gestrichen oder ihr gesagt, dass sie geliebt wird. Wenn du etwas ändern kannst, Lissa, dann ändere das...
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Liebe dich, liebe dich, liebe dich. Die Worte kreisten in einem Kaleidoskop des Schmerzes durch ihren Kopf. Er verließ sie. Nach allem, was sie getan und nicht getan hatten, nach allen Liebesschwüren verließ er sie ...
»Nein!« Sie schrie
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