Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann seiner Küsse

Im Bann seiner Küsse

Titel: Im Bann seiner Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
Vom Netzwerk:
Gewalt. Mit Lissa an seiner Seite konnte ihm nichts Schlimmes und Peinliches zustoßen.
    Anders als im vergangenen Jahr...
    Er zwang sich, nicht an den Tanz am vierten Juli des Vorjahres zu denken, und konzentrierte sich stattdessen auf das warme Gefühl, das die Frau an seiner Seite ihm verlieh, indem sie sich liebevoll an ihn schmiegte. Der Schafschurtanz würde kein solcher ... Auslöser sein wie der Abend des vierten Juli. Er würde ihn gut durchstehen.
    Außerdem war die Vergangenheit vergangen. Vergessen. Es ging ihm jetzt besser. Er war gesünder. Jetzt konnte ihm nichts mehr passieren.
    Er wünschte sich verzweifelt, daran glauben zu können.
     
    Mattes Licht fiel aus Fenstern und Türen der Halle und wob ein goldenes Netz um das große, aus Holzbohlen erbaute Gebäude. Aus der Kaminröhre stieg gekräuselter Rauch auf, der als regloser Dunstschleier auf dem Dach liegen blieb. Der Vollmond hing wie eine vollkommene Perle am blaugrauen Nachthimmel.
    Tess vernahm schon von weitem Musik. Zuerst glaubte sie, sie hätte sich die herzzerreißend schönen Töne nur eingebildet.
    Mit angehaltenem Atem umklammerte sie Jacks Hand fester.
    »Musik.« Sie sagte die Worte andächtig. Gefühle drückten ihr die Kehle zu und trieben ihr Tränen in die Augen. Ihr Leben lang hatte sie sich vorzustellen versucht, wie Musik klang, hatte versucht, ihre Erinnerung zu aktivieren, aber sie war zu klein gewesen, als sie ihr Gehör verlor. Zu klein, um sich zu erinnern.
    Sie hatte Jahre damit verbracht, Musik als dröhnenden Rhythmus unter ihren Füßen zu spüren und ihre Wirkung auf Menschen zu beobachten. Und sich zu wünschen, ihren Zauber wirklich zu hören - nur für eine Sekunde.
    Und jetzt drang Musik durch die offenen Fenster und schwebte anmutig auf der kühlen Nachtluft daher. Die Musik schwoll in ihrer Seele wie eine Symphonie an.
    »Ach, Jack«, seufzte sie. »Wie schön das ist ...«
    Er schenkte ihr ein steifes Lächeln und zügelte die Pferde.
    Erregung erfüllte Tess. Sie sprang vom Wagen und organisierte rasch das Ausladen. Nachdem sie Jack den Behälter mit Schichtkuchen gegeben hatte, Savannah den Korb mit Hähnchen und Katie den kalten Kartoffelauflauf, nahm Tess Caleb in die Arme, und sie gingen los.
    Jack ging langsam, als sei jeder Schritt von Gefahr befrachtet. Sie stieß ihn sanft in die Seite. »Mach kein solches Gesicht. Wir werden zusammen großen Spaß haben.«
    Er bedachte sie mit einem leeren Lächeln.
    Sie stiegen die hölzernen Stufen hinauf und blieben im offenen Eingang stehen. Im hell erleuchteten Saal drängten sich lachende, schwatzende, tanzende Menschen.
    Tess starrte geradezu andächtig auf die Szene. Sie wusste, dass es nur ein altes Blockhaus mit ein paar Kerzen auf den Tischen und Streu auf dem Boden war, doch als sie dastand und den fröhlichen Klängen der Fiedel lauschte, war es für sie der prächtigste und zauberhafteste Ballsaal, den man sich nur vorstellen konnte.
    Überall sah man Leuchten und Kerzen, die ineinander verschmelzende, golden schimmernde Lichtkreise schufen. Begleitet vom Geräusch raschelnder Seide und lautem Getrampel, wirbelten die Paare über den improvisierten Tanzboden. Gerüche nach Brennholz, frischem Backwerk, nach Zimt und Schweiß kämpften in dem vollen Raum um die Vorherrschaft.
    Der Geiger stand hinter einer Reihe von Whiskeyfässern abgeschirmt von der Menge. Schweiß glänzte auf seiner hohen Stirn und glitt beim Spielen über die geröteten fleischigen Backen.
    Plötzlich blickte er auf und gewahrte Jack. Die Fiedel gab einen lauten Quietschton von sich, es folgte eine falsche Note, dann verstummte sie.
    Die Tanzpaare hielten mitten in der Bewegung inne. Alle drehten sich zur Tür um. Gespräche brachen jäh ab, Lachen verstummte.
    Die Stille wurde schwer und lastend. Irgendwo flackerte zischend eine Kerze, das einzige Geräusch in dem gedrängt vollen Raum.
    Minerva Hannah löste sich aus der Menge und kam auf Tess zu. »Da seid ihr ja«, sagte sie so laut, dass alle es hören konnten. »Wir haben euch schon erwartet.«
    Ihre Begrüßung machte der unnatürlichen Stille ein Ende. Jim folgte dem Beispiel seiner Frau und streckte Jack die Hand entgegen. »Hi, Jack. Schön, dass du es geschafft hast.«
    Jack zog spöttisch eine Braue hoch. »Ein Gefühl, das von allen geteilt wird, wie man sieht.«
    »Lass ihnen Zeit«, sagte Jim. »Sie werden es vergessen.«
    Wenn du es nicht wieder tust.
    Jack vernahm die Worte, als wären sie tatsächlich

Weitere Kostenlose Bücher