Im Bann seiner Küsse
kannst nicht...«
Sie brach in Gelächter aus. »Jack, so war es nicht gemeint.«
»Verdammt, Amarylis, du weißt, dass ich Unordnung hasse.«
Sofort wurde sie ernst und schaute ihn an. Er versuchte, das Verlangen in seinem Blick zu verbergen, hatte aber das sichere und unangenehme Gefühl, dass es ihr nicht entgangen war. Sie lockerte ihren festen Griff, mit dem sie das Handtuch hielt, und trat auf ihn zu. »Du hast Angst«, sagte sie leise und verwundert.
Jack erstarrte und versuchte auszuweichen, aber seine Füße blieben wie am Boden festgenagelt stehen. Er stand mit angehaltenem Atem da. Seine Sinne waren so lebendig, so empfindlich, dass er jeden Wassertropfen hörte, der ihre nackten Beine entlangglitt und ins Badewasser tropfte. Ihre leisen, raschen Atemzüge stachen wie heiße Nadeln in seinen Leib. Ein Schauer überlief ihn, als sich Verlangen und Schmerz in ihm mischten.
Er richtete den Blick auf eine Stelle hinter ihr und starrte ausdruckslos den Herd an, völlig reglos, wenn er auch das Gefühl hatte, seine Haut zöge sich zusammen, und er sich verzweifelt wünschte, einfach zu verschwinden.
Die Berührung war so leicht, dass er sie zunächst kaum wahrnahm. Und als er sie bemerkte, empfand er die sanfte Liebkosung wie eine Ohrfeige. Er fasste nach ihrer Hand und stieß sie fort. »Hör auf«, sagte er mit unangenehm heiserer Stimme.
Ihr Blick hielt seinen mit feuerheißem Griff fest. »Ich glaube, ich habe es geahnt.«
Ihre Stimme, sanft und von der Erinnerung an den Süden geprägt, glitt seine Brust hinunter und landete hart auf seinen Lenden. Er wollte etwas sagen, irgendetwas, doch brachte er nichts heraus.
»Und was deine Abneigung gegen Unordnung betrifft«, fuhr sie fort, »so gehörst du zu jenen Menschen, die Farbe auf eine baufällige Wand klatschen und das Renovierung nennen.«
Ihr sauberer Lavendelduft umgab ihn und lullte ihn ein. Seine feuchten Hände prickelten vor Verlangen, sie zu berühren, die seidige Weichheit ihrer Haut zu spüren.
»Ich bin anders«, flüsterte sie, ohne den Blick abzuwenden. »Ich mag vielleicht Unordnung machen, verdammt viel sogar, aber wenn ich fertig bin, steht eine nagelneue Wand da. Felsenfest und für immer.«
Jack hatte das Gefühl, über den Rand eines riesigen, brüchigen Felsvorsprungs gezogen zu werden. Wenn er sich nicht losmachte, würde er jeden Moment in den unauslotbaren braunen Tiefen ihrer Augen versinken und nicht mehr lebendig herauskommen. Diese Erkenntnis verlieh ihm die Kraft, sie an den Schultern zu packen und sie auf Armeslänge von sich zu schieben. »Bring das verdammte Durcheinander in Ordnung.«
»Okay«
Ihre lockere Bereitwilligkeit nervte ihn. Stirnrunzelnd fügte er hinzu: »Und lauf nicht herum und richte neue Mauern auf.«
Sie lächelte rätselhaft. »Keine Angst, Jack, erst muss ich einige einreißen.«
Stunden später, nachdem die Küche aufgeräumt war, stand Tess mit Caleb in den Armen unter der Eiche und wartete, dass die Mädchen von der Schule kämen. Ein kühles Spätnachmittagslüftchen bewegte das Gras und zupfte an ihrem Rocksaum. Die frischen Frühjahrsdüfte nach frisch umgegrabener Erde, neuem Gras und blühenden Blumen lagen in der Luft.
Die Schönheit ihrer Umgebung konnte Tess' Aufmerksamkeit nicht fesseln, weil sie in Gedanken noch immer bei ihrer Konfrontation mit Jack war.
Caleb sanft in den Armen wiegend, bewegte sie sich im Rhythmus des sacht wehenden Windes.
Heute war etwas mit Jack passiert. Etwas, das sie nie erwartet hatte. Als er sie in der Wanne überraschte, war sie sich ... sexy vorgekommen.
Tess hatte in ihrem Leben schon einiges erlebt und war keine Jungfrau mehr, aber sie hatte ihre Sexualität nie wirklich ausgelebt. Immer hatte sie geglaubt, sie sei nicht hübsch genug oder ihre Taubheit erschwere Intimität.
Jack hatte in ihr diesbezüglich Zweifel geweckt. Als ihre Blicke sich begegneten, war es, als hätte der Blitz sie getroffen. Starke und unleugbar erotische Schwingungen waren spürbar geworden und hatten eine gewisse Spannung zwischen ihnen geschaffen. Sie wusste, dass Amarylis äußerlich anziehend war.
Der Spiegel hatte es ihr verraten, doch bedeutete es Tess nicht viel, da sie vor langer Zeit gelernt hatte, dass Schönheit aus dem Inneren kommen musste.
Heute aber hatte sie in Jacks Augen ihre eigene Schönheit erkannt, hatte gesehen, dass sie begehrenswert war.
Die Erkenntnis, wie viel ihr das bedeutete und wie sie sich deshalb fühlte, verblüffte sie. Ohne
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