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Im Bann seiner Küsse

Im Bann seiner Küsse

Titel: Im Bann seiner Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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anvertrauen können, doch es war sinnlos. Mama würde nur lachen. Sie würde Katies Befürchtungen bestätigen und sagen, sie sei dumm. Savannah glaubte keine Sekunde, dass ihre Mutter sich verändert hatte.
    Daddy würde helfen. Wie immer kam der Gedanke rasch und brachte einen Herzschlag Hoffnung mit sich.
    Ebenso rasch war er vergangen und stürzte Savannah in die Tiefen ihrer Hoffnungslosigkeit zurück. Einmal hätte sie es ihm beinahe gesagt. Sie war ganz nahe daran gewesen, so nahe, bei Katies Geburtstagsparty: Katie hatte über etwas gelacht - alle drei hatten gelacht, wie sie noch genau wusste -, und Savannah hatte über den Tisch hinweg ihren Vater angesehen und in seinen Augen etwas entdeckt, das ihr wie ein Wunder erschien.
    Damals hatte sie es für Liebe gehalten, und ihr Herz hatte einen Schlag ausgesetzt. Von freudiger Erwartung und Hoffnung erfüllt, war sie aufgestanden, zu ihm gegangen und hatte ihn leise angesprochen. Er hatte aufgeschaut und sie angesehen. Die Wahrheit über Katie hatte ihr auf der Zunge gelegen. Die Wahrheit über so viele Dinge ...
    Plötzlich war das Lachen verstummt und einer Stille gewichen, dass Savannah ganz elend zumute wurde.
    Er war aufgesprungen und hatte sich umgedreht, um hinauszulaufen und auf dem Hof zu verschwinden. Savannah hatte Stunden auf seine Rückkehr gewartet, bis sie schließlich erschöpft auf dem Sofa eingeschlafen war.
    Sie war in ihrem Bett erwacht. Der Augenblick der Nähe zu ihrem Vater war vorüber, und sie hatte sich gefragt, ob sie sich alles nicht nur eingebildet hatte. Das lag nun etwa fünf Monate zurück. Damals hatte sich Katies Problem erstmals bemerkbar gemacht.
    Niemals wieder war Savannah so nahe daran gewesen, jemandem etwas davon zu sagen.
    »Komm, Katie, gehen wir nach Hause«, sagte sie müde.
    Katie schaute sie an. Tränen ließen ihre Augen größer erscheinen. »Ich will nicht«, flüsterte sie.
    Savannah ergriff die kleine, kalte Hand ihrer Schwester. »Ich weiß. Ich will auch nicht.«
    Den ganzen langen heißen Frühlingstag saßen sie da und warteten in lastender Stille, bis das Läuten der Schulglocke anzeigte, dass es Zeit für den Heimweg war.
    »Komm jetzt«, sagte Savannah, als das letzte metallische Gebimmel verklungen war.
    Katie nickte und zwinkerte die Tränen fort. Gemeinsam, Hand in Hand, rafften sie sich auf und gingen los. Die mit Gras gesprenkelte Staubstraße erstreckte sich vor ihnen und schien sich zwischen Farm und Schule unendlich dahinzuschlängeln. Keine der beiden wollte weitergehen, und doch taten sie es.
    Wo hätten sie sonst auch hingehen sollen? So einfach war das.
    Tess stand vor dem Herd und starrte die riesige schwarze Monstrosität aus Metall mit einer Mischung aus Angst und Erwartung an. Sie versuchte sich einzureden, es sei eine Herausforderung, und diese hatte sie immer geliebt.
    Aber diesmal klappte es nicht.
    Zwar stand für sie fest, dass die Kochkunst in diesem oder einem anderen Leben nie zu ihren Stärken zählen würde, doch hatte sie sich 1993 deswegen nicht den Kopf zerbrechen müssen. Eine reiche Auswahl an Imbisslokalen, Delikatessenläden, Restaurants und nicht zuletzt die Tiefkühlabteilung ihres Lebensmittelmarktes hatten dafür gesorgt, dass sie nicht zu kochen brauchte, aber 1873 blieb ihr nichts anderes übrig. Sie wollte Savannah entlasten, und sie wollte eine Mutter sein. Wenn sie kochte, erreichte sie beide Ziele. Und deshalb würde sie kochen. Sie hatte sich genug Zeit gelassen. Es war kurz nach Mittag. Die Mädchen würden erst in ein paar Stunden kommen. Sie musste nur anfangen.
    Sie kniete nieder und starrte durch das schwere, verrußte Gitter. Aus einem Haufen kalter grauer Asche ragten dünne, verkrümmte schwarze Reste. Beißender Geruch eines längst erloschenen Feuers drang durch die Eisenstäbe und brannte ihr in den Augen.
    Mit zwei Fingern zog sie die Herdklappe auf.
    Sie sollte sofort zu spüren bekommen, dass es ein Fehler war. Die Klappe, die eine Tonne zu wiegen schien, krachte herunter und traf sie schwer auf die gebeugten Knie, so dass sie aus dem Gleichgewicht geriet. Mit einem gestammelten Aufschrei fiel sie vornüber und schlug sich den Kopf am warmen Herd an.
    Als sie zu sich kam, lag sie ausgestreckt auf dem Küchenboden, ihr blaues Kleid bis zur Mitte hochgeschoben.
    Ein prüfender Blick, und sie brach in Gelächter aus. Zehn Sekunden in der Küche, und sie hatte es fertig gebracht, bewusstlos auf dem Boden zu landen.
    Sie rieb sich die Beule über dem

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