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Im Bann seiner Küsse

Im Bann seiner Küsse

Titel: Im Bann seiner Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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linken Auge, das die Größe eines Gänseeis hatte, und kniete sich hin. Beim Anblick der kalten, toten Asche drohte Mutlosigkeit sie zu überwältigen, doch sie schaffte es, sich aufzurichten. Zuversichtlich und sehr bemüht, sich wie eine Köchin zu fühlen, stellte sie sich wieder an den Herd.
    Es war, als ob man sich vor den Augen der Verkäuferin in Größe 38 zwängen musste.
    »Na schön«, sagte sie laut. »Ich werde jetzt das Abendessen kochen.« Sie hielt inne und überlegte. »Als Erstes muss ich Feuer machen.«
    Sie lächelte, weil sie sich schon besser fühlte. Ja, das war die vernünftigste Vorgehensweise, wenn man zum Kochen entschlossen war. Feuer machen.
    Neben dem Herd befand sich ein kleiner, ordentlich aufgehäufter Brennholzstapel. Sie öffnete die Gittertür und hielt sie mit dem Knie auf. Dann beugte sie sich zur Seite, bekam ein paar Scheite zu fassen und warf sie in die stählerne Öffnung.
    Eine rasche Durchsuchung der Küche förderte kein Papier zu Tage. Deshalb setzte sie das Küchentuch in Brand und ließ es auf den Holzstapel fallen.
    Dichte, grauschwarze Rauchschwaden stiegen spiralen förmig vom brennenden Lappen zur Decke. Sie fächelte sie beiseite und spähte in die Öffnung. Das kleinste Scheit hatte Feuer gefangen. Die Sache sah gut aus.
    Ob ihres Erfolgs fröhlich pfeifend, durchstreifte sie die unaufgeräumte Küche auf der Suche nach einem Kochbuch. Diese Suche nahm sie beträchtlich ernster als jene nach Papier und öffnete einen Schrank nach dem anderen. Dann nahm sie sich die Schubfächer vor. Als sie sich dabei ertappte, dass sie das Besteck anhob, um zu sehen, was sich darunter befand, wusste sie, dass sie in Panik geraten war.
    Kochbücher waren nicht vorhanden.
    Wie zum Teufel sollte sie ohne Anleitung kochen?
    Sie riss die Tür zur Speisekammer auf und sah säuberlich voll geräumte Regale vor sich. Sofort meldete sich wieder tiefe Niedergeschlagenheit. Die Lebensmittel waren in zugebundenen Riesensäcken übereinander gestapelt. Daneben sah sie Einmachgläser, Hunderte davon, mit farbigem Inhalt, die an ein Labor für höhere Semester erinnerten. Jedes Glas trug stolz ein Datum ... als ob man Speisen nach dem Datum und nicht nach dem Inhalt auswählen würde.
    Verzagtheit setzte Tess' Selbstsicherheit stark zu, so dass sie mit geschlossenen Augen um göttlichen Beistand flehte. Okay, ich glaube an die Wiedergeburt. Deshalb musste auch ASW wirklich sein, außersinnliche Wahrnehmung. Mum, gib mir ein Rezept ein. Oder du, Carol. Los, nicht so schüchtern. Macht schon.
    Etliche Minuten verstrichen. Keine Antwort.
    Offenbar waren verstorbene Angehörige und Schutzengel wie Bullen. Wenn man sie brauchte, waren sie nicht zur Stelle.
    Sie öffnete die Augen. Ein praller Mehlsack stand genau in ihrem Blickfeld.
    Mehl. Na schön, aber was fing man mit Mehl an?
    Brot. Sofort ließ sie den Gedanken wieder fallen. Als Köchin nur mäßig, war sie eine umso routiniertere Einkäuferin. Brotbackautomaten kosteten zweihundert Dollar, und was so teuer war, musste wohl Schwerstarbeit ersetzen. Es galt also, klein anzufangen.
    Kleine Brote. Brötchen! Das war machbar.
    Zufrieden lächelnd suchte sie alles zusammen, von dem sie glaubte, dass sie es benötigen würde: Mehl, Salz, Eier und Milch. Sie tat die Zutaten auf den Tisch und machte sich an die Arbeit.
    Zwei Stunden später hatte sie zwei sorgsam ausgeschnittene Teigkreise von Pfannkuchengröße inmitten eines Mehlberges fertig vor sich. Mit einer Grimasse zwackte sie ein Stückchen vom größeren ab und kostete. Der Teig traf wie eine Bleikugel in ihrem Magen auf.
    »Das reicht«, murmelte sie. Ihr war übel, weil sie bereits einiges gekostet hatte. Sie war bereits bei Serie Nummer sechs, und aus der Teigmenge, die sie vertilgt hatte, hätte man eine große Pizza machen können.
    Sollten die Brötchen doch nach Schuhleder schmecken - sie war fix und fertig. Punktum.
    Mit dem Handrücken wischte sie sich den Schweiß von der Stirn und steckte eine mehlige Haarsträhne hinters Ohr. Dann richtete sie sich auf, legte das Nudelholz aus der Hand und klopfte Mehlreste von den Händen. Zum ersten Mal seit zwei Stunden blickte sie vom Tisch auf.
    Und zuckte zusammen. Die Küche war ... ein Abfallhaufen. Ein anderes Wort gab es nicht dafür. Dutzende von Töpfen und Pfannen, deren Existenz sie bei der Suche nach Backpapier vergessen hatte, waren über den Boden verstreut. Mehl bedeckte den Tisch und lag wie frisch gefallener Schnee auf den

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