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Im Bann seiner Küsse

Im Bann seiner Küsse

Titel: Im Bann seiner Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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riesige gelbe Blume an, die sie auf seine Werkbank gepinselt hatte. Neben ihm stand ein großes, mit Bändern verziertes Fass, das alle seine Geräte enthielt.
    »Was zum Teufel hast du gemacht?«
    Tess zuckte zusammen.
    Er fuhr blitzartig herum. »Rede!«
    Tess biss sich auf die zitternde Unterlippe. Plötzlich erkannte sie den Fehler in ihrem Plan. Sie kannte diesen Mann nicht, wusste nicht, wozu er fähig war. Die Maus hatte den Löwen allzu kühn gereizt...
    »Jetzt!«
    »Ich habe deine Werkbank bemalt und dein Werkzeug neu angeordnet.«
    »Das sehe ich.« Er sagte es ruhig. Zu ruhig. Wieder strich Tess die Furcht kalt wie ein Eiszapfen über den stocksteifen Rücken. »Was hast du da gemalt, einen Löwenzahn?«
    »Eine Tulpe«, sagte sie leise und erstickt.
    Er packte sie an den Schultern und riss sie an sich. Sie schlug hart mit einem kleinen Hilfeschrei gegen seine Brust.
    Er starrte sie schwer atmend an, und sie sah zu ihm auf. Bleicher Laternenschein fiel auf sein hartes, kaltes Gesicht. »Das ist mein Revier, verdammt. Meines.«
    Tess wollte etwas sagen, ohne zu wissen, was, als sie es sah. Ganz tief in seinen Augen, hinter Wut und Unglauben, lag Furcht.
    Ihre Angst verpuffte und war vergessen. Jack litt. So sehr, dass er nicht genug Distanz aufbrachte, um es zu verbergen. Sein Schmerz rührte etwas tief in ihrer Seele an, etwas Kleines und Ängstliches, das nie zuvor berührt worden war. Er brauchte sie. Und sie brauchte ihn. Vielleicht konnten sie gemeinsam der Angst und Einsamkeit entfliehen, die ihre Seelen umgab.
    Sie berührte sein Gesicht, legte ihre Handfläche auf seine stachlige Wange. Die Berührung ließ sie erschauern. Ihr Blick wurde warm und fließend und verschmolz mit seinem. »Was ist denn?«
    Sein Griff an ihrer Schulter wurde fester und grub sich tief in ihr Fleisch. Ihr Atem ging schneller. Mit jedem Atemzug spürte sie, wie ihr Busen seine Brust streifte.
    »Jack ...«
    Er zuckte zurück. Ohne die Zornesröte in den Wangen sah seine Haut aschfahl und alt aus. Elender, verzweifelter Schmerz sprach aus seinen Augen.
    »Bitte«, sagte er heiser, »tu mir das nicht an, Lissa. Bitte.«
    »Was hat sie dir angetan?«
    Jack ließ sie los, als hätte er sich verbrannt. »Lass mich verdammt noch mal in Ruhe.«
    Er drängte sich an ihr vorüber und lief zur Tür.
    Sie sah ihm nach. »Ich glaube nicht, dass ich das kann, Jack.«
    Sein Schritt wurde langsamer. Schon glaubte sie, er würde sich umdrehen. Sie beugte sich erwartungsvoll vor.
    Da fasste er sich, ging weiter und verschwand in der Dunkelheit vor der Scheune.
    Er sah sich kein einziges Mal um.
     
    Nichts herankommen lassen. Nichts. Nichts. Die Worte kreisten in Jacks Gehirn und gewannen mit jeder Wiederholung an Kraft.
    Er wusste, es war die einzige Möglichkeit, ihr neues Spiel zu überleben. Das wusste er so sicher, wie er seinen Namen wusste.
    Er lief in der Finsternis hinter der Scheune auf und ab. Mondschein schob sich durch die graue Wolkenbank und warf sein fahles, bläuliches Licht auf die Weiden. Die Nacht war still, so still, dass er das Flüstern des Windes im hohen Gras hören konnte. Es klang wie die Atemzüge einer Frau.
    Wie ihre Atemzüge. Er ging an den Rand der Scheune und sah zum Haus.
    Sie war dort unten. Nur ein paar Schritte entfernt. Vielleicht wartete sie sogar auf ihn ...
    Stöhnend schloss er die Augen und lehnte sich müde an die rohe Holzwand. Doch die selbst auferlegte Blindheit half nicht. Er konnte noch immer ihr Gesicht sehen; und obschon es ein Gesicht war, das er seit seiner Kindheit kannte, sah es jetzt anders aus. Und es war dieser Unterschied, der ihn umbrachte. Langsam. Stück für Stück immer schmerzlicher.
    Er sah ihr Lächeln vor sich. Dieses Bild barg die traumhafte Anmutung einer Lieblingserinnerung. Langsam drehte sie sich um. Ihr Haar leuchtete wie die Strahlen des Sonnenlichts, als sie auf Katie hinunterblickte. Stolz und Liebe sprachen aus ihren braunen Augen und verliehen ihr eine Ausstrahlung, die sie zuvor nie besessen hatte. Eine Weichheit, die in ihm schmerzliches Verlangen weckte. Es war nicht so lange her - gar nicht lange -, seit sie ihn so angesehen hatte.
    Sie konnte sich nicht ändern, nicht wirklich. Egal, was er in ihren Augen sah oder zu sehen glaubte, sie konnte sich nicht wirklich ändern. Es war wieder nur ein Spiel, hinter dem die Absicht stand, ihn zu verletzen.
    Was sie auch sagte oder tat, er musste sich immer vor Augen halten, dass es wieder nur ein Spiel war. Die

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