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Im Bann seiner Küsse

Im Bann seiner Küsse

Titel: Im Bann seiner Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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ist das Besteck?«
    Sie tat das Huhn mit den Kartoffeln auf eine kleine Platte, die sie auf den Tisch stellte. »Ich weiß es nicht sicher.«
    Er ging zum Tisch und setzte sich schwerfällig. »Du weißt nicht sicher, wo das Besteck ist? Es ist seit Jahren immer am selben Platz.«
    Sie setzte sich ihm gegenüber, stützte die Finger aneinander und legte das Kinn auf die Fingerspitzen. Ein herausforderndes Lächeln blitzte in ihren Augen und legte sich um ihre vollen Lippen. »Das ist richtig.«
    »Ich bringe dir etwas, Daddy, es ist in ...«
    »Dein Daddy kann sich sein Besteck selbst holen, Savannah«, sagte Tess in einem sachlichen, keinen Widerspruch duldenden Ton.
    Jack warf einen raschen Blick zum Wohnzimmer. Die Mädchen standen Seite an Seite vor dem Sofa und starrten ihn an, offenbar bereit, sich sofort zu verkriechen.
    Er seufzte müde, plötzlich von allem erschöpft. Von den Veränderungen, dem Lächeln, dem Lachen. Von allem.
    »Also, Lissa, was geht hier vor?«
    »Die Mädchen und ich haben Verstecken gespielt. Wir waren sicher, du würdest mitmachen wollen.«
    Er schnaubte vor Wut über die Lüge. »Nun, ich will nicht. Das Spiel ist aus, wir wollen essen.«
    »Wieso glaubst du das?«
    Er furchte die Stirn. Hinter seinen Augen flammte Kopfschmerz auf. »Was soll ich glauben?«
    »Dass das Spiel aus ist.«
    Wieder sah er die Mädchen an, dann seine Frau. »Wer versteckt sich jetzt... Caleb?«
    Sie lächelte. »Wir verstecken nicht Leute, wir verstecken Dinge.«
    Jack wusste, dass er nicht fragen sollte. »Was für Dinge?«
    Ihr Lächeln wurde zu einem spitzbübischen Grinsen. »Das Besteck.«
    Jack war nahe daran, zu explodieren. Am Ende eines harten Tages war ein Versteckspiel mit Besteck das Allerletzte, was er brauchte.
    Er kniff die Augen zu, rieb sich die dröhnenden Schläfen und konzentrierte sich darauf, Ruhe zu bewahren. Er wollte ihr nicht die Genugtuung gönnen, ihn in Rage gebracht zu haben.
    »Jack?«, sagte sie in lockendem Singsang. »Geht es dir gut?«
    Er riss die Augen auf und durchbohrte sie mit seinem Blick. »Ja«, stieß er hervor. »Mir geht es gut.«
    »Gut, dann könnten wir ins Wohnzimmer gehen und nach ...«
    »Nein.«
    Er schnitt ihr das Wort ab. Sie sah auf, offenkundig erstaunt ob seiner Weigerung.
    Ihre Blicke trafen sich über dem Tisch. Er atmete schwerer, als ihm lieb war, hatte aber den Eindruck, verdammt ruhig für einen Mann zu wirken, der knapp davor stand, die Fassung zu verlieren.
    »Wir haben das ganze Besteck versteckt«, sagte sie mit einer gewissen Genugtuung.
    Nun konnte er ein Schmunzeln nicht unterdrücken. Nach dem Hähnchen greifend, riss er eine saftige, noch heiße Keule ab. »Dann ist es ja gut, dass es Huhn gibt.«
    Sie schien überrascht, und als sie ihn einen Moment länger ansah, hätte er geschworen, einen Anflug von Respekt in ihrem Blick zu entdecken. Dann zuckten ihre Lippen leicht, und sie drehte sich um.
    Jack erlaubte sich ein triumphierendes Grinsen. Zum ersten Mal seit Jahren hatte er Amarylis Paroli geboten. Ein verdammt gutes Gefühl.
    Noch besser hätte er sich freilich gefühlt, wenn sie nicht gelacht hätte.

Hewlett-Packard
    9
    Jack lag zitternd auf dem Sofa und wälzte sich im Kampf gegen den grässlichen Griff des Albtraumes hin und her. Ein leises jämmerliches Stöhnen entrang sich ihm, als er die dünne Wolldecke ans Kinn zog. Immer wieder hörte man seine Zähne laut aufeinander schlagen.
    Roter Nebel kroch über seine geschlossenen Augen und verwandelte seine Welt in einen brodelnden Morast aus triefendem Blut und zähem Schlamm. Die Schreie der Toten und Sterbenden hallten in seinem Schädel wider. Geschützfeuer dröhnte.
    Plötzlich war er wach.
    Die Dunkelheit drang auf ihn ein. Oh Gott, immer näher. Er fühlte sich wie von hungrigen Wölfen umzingelt, immer enger, ehe der Angriff kam. Todesangst erfasste ihn und drückte ihm die Kehle zu. Sein heißer Atem kam schmerzend. Gekrümmt wie ein Fötus lag er keuchend da und betete, es möge diesmal vorübergehen. Betete um Vergessen ...
    Regen prasselte auf die Fensterscheibe hinter ihm und ließ das Haus erbeben. Das Geräusch erschütterte Jack bis ins Innerste seiner Seele. Er schlang die zitternden Arme um sich, verzweifelt um Fassung ringend, bis sich das Unwetter verzogen haben würde. Es nützte nichts. Er spürte die Finsternis, spürte ihren kalten, eisigen Hauch im Nacken, fühlte ihre Fingerspitzen über den Arm streichen. Sie kam.
    Donner grollte durch die Nacht

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