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Im Bann seiner Küsse

Im Bann seiner Küsse

Titel: Im Bann seiner Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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Veränderung, das Lächeln mussten Produkte seines kranken, verdrehten Bewusstseins sein.
    Nichts herankommen lassen. Nichts. Nichts.
    Entschlossen konzentrierte er sich auf diese Worte. Er konnte es schaffen. Er konnte dem Begehren widerstehen, das seinen Körper durchströmte.
    Er hatte ihm seit Jahren widerstanden.
    Jack starrte die geschlossene Tür an. Er wusste, dass er nicht hineingehen sollte. Ihm fehlte die Kraft, um sich wieder auf einen Streit mit ihr einzulassen. Er hätte sich sofort umdrehen und sich in die Geborgenheit der Scheune zurückziehen sollen. Nur war er müde vom Laufen, so müde. Die letzten zwei Stunden war er in der Finsternis auf und ab gegangen, er hatte gegen ein Verlangen angekämpft, das er längst vergessen hatte. Und jetzt war er so erschöpft, dass er kaum stehen konnte.
    Langsam, ganz vorsichtig öffnete er die Tür.
    Tess wartete neben dem Herd auf ihn. »Hi, Jack.«
    Wieder musste er sich in Erinnerung rufen, dass seine Frau nicht erleichtert war, ihn zu sehen, nur weil sie erleichtert aussah.
    Und sie sah auch atemberaubend schön aus. Wirres, loses Haar umgab ihr blasses, nach oben gewandtes Gesicht wie eine lichte Aureole. Ihre Wangen waren von der Hitze des Herdes gerötet. Er roch das süße Aroma von Zimt und Pfirsichen, das wie teures Parfüm an ihr haftete.
    Sie sah aus und roch ... nach Zuhause. Wider alle Vernunft ertappte er sich bei dem Gedanken an behagliche Nächte an einem Feuer und an frühe Morgen mit gedämpften Gesprächen.
    »Ich wusste, du würdest zurückkommen, wenn ich nur lange genug warte.«
    Jack wollte kein einziges Wort einfallen. Stumm stand er da, starrte in ihre leuchtenden braunen Augen und betete inbrünstig. Lieber Gott, lass nicht zu, dass sie mich jetzt anfasst. Nicht jetzt...
    Sie kam näher. Ihr Rocksaum strich wie eine Liebkosung über seinen Fußknöchel. Sie wollte nach ihm fassen. Er schrak zurück. Sie hielt inne. Langsam nahm sie ihre Hand von seinem Arm. »Ich habe ein Bad für dich vorbereitet. Savannah und Katie schlafen. Wir sind allein.«
    Allein. Das Wort bohrte sich wie ein Dolch in sein Herz. Er schüttelte den Kopf. »Nein.«
    Ihr Blick glitt beiläufig von seinem Gesicht. Plötzlich war er verlegen, weil ihm aufging, wie er aussehen musste. Zerrissene, alte, vor Schmutz starrende lange Hosen; schmutziges, schwarzes Haar, verdreckte, erdige Stiefel.
    Sie starrte in sein schmutziges Gesicht und verkniff sich ein Lächeln. »Möchtest du nicht baden?«
    Jack hatte das Gefühl zu ersticken. »Nein.«
    Ihre Blicke trafen sich. Einen Augenblick lang glaubte er, sie wolle sich über ihn lustig machen, doch das war nicht der Fall. Sie stand reglos da und sah ihn an. Er spürte, dass sie mehr sah, weit mehr, als ihm lieb war.
    »Deine Sachen sind schmutzig. Warum badest du nicht in ihnen?«
    Sie bemühte sich, ihm seine Befangenheit zu nehmen. Diese Erkenntnis verblüffte ihn dermaßen, dass er sie verdutzt anstarrte. Seine Frau bemühte sich um ihn.
    Sie kam mit ausgestreckter Hand näher. »Komm.«
    Er wollte etwas sagen, und wieder wusste er nicht, was, doch blieben ihm die Worte im Hals stecken, als ihre Finger seinen Ärmel streiften. Die Wärme ihrer Berührung ließ in seinem Inneren etwas Tiefes und Dunkles und verzweifelt Schwaches wie Wachs schmelzen. »Lissa, ich ...«
    »Morgen kannst du mich wieder hassen.«
    »Dich hassen?« Die Worte schienen dem letzten verbliebenen Teil seiner Seele entrissen. »Ich wünschte verdammt, es wäre so einfach.«
    Sie berührte seine Wange. »Ich weiß, dass du müde bist.«
    Er erbebte, von der Hitze ihrer Berührung erschreckt, und schloss die Augen. Es stimmte. Er war müde. So gottverdammt müde ...
    Sie umfasste sein Handgelenk. In einer sanften, aber festen Bewegung, die keinen Widerstand duldete, selbst wenn er die Kraft dazu aufgebracht hätte, führte sie ihn zu der bereits halb mit Wasser gefüllten Kupferwanne.
    »Setz dich hinein«, befahl sie. »Ich hole noch Wasser.«
    Es stand zweifelsfrei fest, dass er es nicht tun sollte. Ebenso wusste er, dass er es tun würde, und dieses Wissen machte ihn mutlos. Er war zu erschöpft, um sich gegen sie aufzulehnen. Seufzend und mit einem hoffnungslosen Gebet stieg er in die Wanne.
    Warmes Wasser umspülte ihn, leckte sanft an Leib und Schenkeln. Er schloss die Augen, lehnte den Kopf zurück und ließ die Arme über den Wannenrand hängen.
    Tess kam lautlos auf ihn zu. Sie blieb neben der Wanne stehen. Angespannt wartete er, dass sie

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