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Im Bann seiner Küsse

Im Bann seiner Küsse

Titel: Im Bann seiner Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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Frau. Das war ganz die alte Amarylis und ließ Ärger erwarten.
    Krk-krk-krk.
    Jedes Mal, wenn ihr Absatz auftraf, zuckte er zusammen.
    »Jack?«
    Auf alles gefasst, drehte er sich langsam um. »Ja?«
    Sie blieb knapp vor ihm stehen und streckte ihm die Hand mit einem kleinen weißen Stück Papier entgegen, dessen Ränder vom nervösen Druck ihrer Hand zerknittert waren. »Sieh dir das an.«
    »Was ist das?«
    »Lies es.«
    »Sag mir, was da steht.«
    Sie zog die Hand zurück und hielt das Papier näher ans Gesicht. »Liebe Mrs. Rafferty, ich muss Sie wegen Mary Katherines bedauerlicher Unaufmerksamkeit und Faulheit sprechen. Mir wäre jeder Nachmittag für eine Unterredung recht. Ihre Rebecca Arnes.«
    Fassungslosigkeit und Wut überfielen Jack so heftig, dass er einen kalten harten Knoten in seiner Brust zu spüren vermeinte. Seine Finger umklammerten den Hammer so fest, dass es schmerzte.
    Sofort dachte er an das letzte Mal, als Miss Arnes eine Benachrichtigung geschickt hatte. Die Erinnerung an die Reaktion seiner Frau hatte sich in sein Gehirn eingebrannt.
    Auch jener Brief war kurz und freundlich gewesen. Liebe Mrs. Rafferty, ich denke, Sie sollten erfahren, dass Mary Katherine mit den Anfängen des Lesens größte Schwierigkeiten hat. Wenn Sie mit mir über ihre Faulheit sprechen wollen, nehme ich mir gern Zeit dafür. Ihre Rebecca Arnes.
    Oh Gott, wie Amarylis gelacht hatte. Auch jetzt noch glaubte er, die krächzenden, fast hysterischen Laute zu hören. Sie hatte den Brief zerrissen und in den Kamin geworfen.
    »Worüber soll ich mit ihr reden, Jackson? Über die Dummheit unserer Tochter?« Ihr Blick hätte Stahl durchbohren können. »Das Blut lässt sich ja doch nicht verleugnen ...«
    »Sag schon etwas, verdammt noch mal«, schrie Tess.
    Er sah sie misstrauisch an. Was mochte sie jetzt von ihm wollen? »Was denn?«
    »Was denn? Der alte Drachen beschimpft deine Tochter als dumm!«
    Jack starrte sie verwirrt an. Das hörte sich ja an, als wäre sie ... wütend. Aber das konnte nicht sein. Katie war ihr völlig gleichgültig.
    Abscheu ließ sie die Augen zusammenkneifen. »Du bist wirklich das Allerletzte, Jack Rafferty Gehen wir.«
    »Gehen? Du willst...«
    Sie zerknüllte das Papier in der Faust und stieß mit dem Zeigefinger gegen seine Brust. »Wir fahren zur Lehrerin.«
    Blanke, eisige Verzweiflung erfasste ihn. Er wich zurück und schüttelte den Kopf. Nur das nicht.
    »Spann ein. Erst stille ich Caleb, dann können wir fahren.«
    Panik durchstieß seine erzwungene Ruhe. Er konnte nicht mit ihr gehen. Nicht jetzt. Nicht, ehe er eine Möglichkeit gefunden hatte, seine Gefühle zu kontrollieren. Bei Gott, wenn er hörte, wie dieses Weibsstück seine kleine Katie dumm nannte, würde er die Frau womöglich mit dem Riemen verprügeln.
    Amarylis würde seine Schwäche sehen, seine Liebe zu Katie, und würde sie benutzen, um ihnen allen Schmerz zuzufügen.
    »Ich fahre nicht.«
    »Nein?« Ein grimmiges Lächeln legte sich um ihre Lippen. Es war ein Ausdruck, den er gut kannte. Entschlossenheit machte ihre Augen kalt und hart. »Eine halbe Stunde, Jack.« Dann drehte sie sich um und ging aus der Scheune.
    »Verdammt, Amarylis, ich kann nicht.«
    Sie drehte sich nicht einmal um.
     
    Tess hielt den Atem an, zog mit zitternden Fingern die verdammten Korsettschnüre zusammen und verknotete sie.
    Ein leiser Quiekser wurde hörbar, als sie auszuatmen versuchte.
    Seitlich taumelnd umfasste sie den Bettpfosten und versuchte auf den Beinen zu bleiben. Sengender Schmerz durchschoss ihren Brustkorb und drückte zu, bis ihr schwindelte und sie nach Luft rang.
    Sie brach auf dem Bett zusammen und lag reglos da. Wie lange konnte es ein Mensch ohne Luft aushalten?
    Ha. Ha. Ha. Jeder vorsichtige Atemzug klang im stillen Raum wie ein Lachen.
    Allmählich verschwanden die weißen Pünktchen aus ihrem Blickfeld, und das Brennen in den Lungen ließ nach. Vorsichtig rollte sie sich auf die Seite. Dann richtete sie sich Zentimeter um schmerzenden Zentimeter auf, bis sie saß.
    Ha. Ha. Ha.
    Mit Trippelschritten schleppte sie sich zum Schrank und zog sich an. Das hübsche grüne Batistkleid, auf das ihre Wahl gefallen war, schmiegte sich anmutig um ihre Schultern und fiel in üppigen Falten zu Boden.
    Schon etwas leichter atmend ging sie zum Spiegel. Hätte sie noch Atem übrig gehabt, hätte ihr Spiegelbild ihn ihr nun geraubt. Sie sah ... schön aus.
    Trotz ihres großen Unbehagens lächelnd, drehte sie sich rasch um. Zu rasch,

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