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Im Bann seiner Küsse

Im Bann seiner Küsse

Titel: Im Bann seiner Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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vorhatte. Er war dabei, direkt in ihre verfluchte Falle zu laufen. Taumelnd blieb er stehen und wandte den Blick ab, um den Erdbeerbaum anzustarren. Dann drehte er sich ganz zum Baum um. »Ich setze mich hier hin.«
    Er glaubte zu hören, wie sie seufzte.
    »Na gut, Jack.«
    Er sah sie rasch an, erstaunt vom betrübten Klang ihrer Stimme. »Lissa? Alles in Ordnung?«
    Sie lächelte, aber irgendwie war auch ihr Lächeln ein trauriger Schatten ihrer selbst. »Mir geht es tadellos, Jack. Ich wollte den Mädchen beibringen, wie man Blumenkränze flicht. Möchtest du es lernen?«
    Er schüttelte den Kopf, zu erschrocken, um etwas zu sagen.
    »Na schön! Vielleicht lernst du es beim Zusehen.«
    Er ging zur Decke und ließ sich auf der unebenen Fläche nieder. Er zog die Knie bis zur Brust an, sah auf den schlafenden Caleb hinunter, dann wieder zu seiner Frau und den Mädchen.
    Tess zeigte ihnen, wie man die Löwenzahnstängel miteinander verflocht, damit ein Kranz entstand. Katie und Savannah sahen wie gebannt zu.
    Während er seine Frau beobachtete, fiel Jack ein, dass er sie Lissa genannt hatte. Er hatte von ihr nicht mehr als Amarylis gedacht.
    Veränderungen, dachte er mit grimmigem Zug um den Mund. Noch mehr Veränderungen.
    Ignoriere sie. Ignoriere sie, verdammt.
    Jack sagte sich die Worte immer wieder vor, doch brachte er es nicht fertig, sie zu befolgen, obwohl er es mit aller Kraft versuchte.
    Ihr Anblick nahm ihn gefangen, versetzte ihn in eine andere Zeit, an einen anderen Ort. Er starrte sie in stummer, herzzerreißender Bangigkeit an und wollte sie zwingen, sich nicht zu bewegen.
    Sie saß im hohen Gras, die mit Kletten gespickten Röcke achtlos um sich gerafft. Ihr Haar von der Farbe und Beschaffenheit gesponnenen Goldes bedeckte Schultern und Arme.
    Hellgelber Löwenzahn schmückte ihren Kopf wie eine edle Krone. Ihr unbefangenes Lächeln raubte ihm den Atem.
    Der weiße, mit Spitzen verzierte Schirm steckte neben ihr im Boden und schützte Calebs nackten Körper vor der hellen Mittagssonne.
    Die Mädchen plapperten munter. Hin und wieder bekam Jack Gesprächsfetzen mit, meist aber saß er in seine eigene, nebelhaft-unklare Welt versunken da. In eine Welt, die weit weg und längst vergangen war.
    Alles an seiner Frau war ganz neu und doch schmerzlich vertraut. Er hatte das Gefühl, in der Zeit zurückversetzt zu sein - in ihre gemeinsame Vergangenheit.
    Sie sah ... anders aus. Jünger. Fast wie das zärtliche, unbekümmerte Mädchen, um das er geworben hatte, als sie beide jünger waren und noch an Gott und die Liebe und aneinander glaubten.
    Und doch war auch das nicht ganz richtig. An ihr war eine Zärtlichkeit, die neu und bezwingend war. Er sah sie in jeder ihrer Bewegungen, sah sie, wenn sie Katie zulächelte oder Savannah ermutigend zunickte, wenn sie beim Sprechen geistesabwesend Calebs nackten Rücken rieb.
    Es war vor allem diese Sanftheit, die ihn staunen ließ und ihn fast bewogen hätte, an eine echte Veränderung zu glauben.
    Als spüre sie seine Beobachtung, schaute sie plötzlich auf. Ihre Blicke trafen sich. Ein freundliches Lächeln legte sich auf ihre Lippen.
    Ohne zu überlegen erwiderte er das Lächeln.
    Ihre Augen wurden groß vor Verwunderung. Ein rosiger Hauch färbte ihre pfirsichfarbenen, weichen Wangen auch dann noch, als ihr Lächeln langsam verging.
    Jack kam sich wie ein Idiot vor und schaute weg.
    »Nicht«, hauchte sie und schüttelte den Kopf.
    Widerwillig sah er sie an. »Nicht... was?« »Hör nicht auf zu lächeln. Mir ... mir gefällt es.«
    Wieder hatte Jack das Gefühl, sich im freien Fall zu befinden. Verlegen griff er nach der Tasse neben sich, nicht weiter erstaunt, dass seine Hand zitterte. Seine Finger umschlossen das sonnenwarme Gefäß und hielten es fest, und er fühlte sich wie ein Ertrinkender, der sich an ein rasch versinkendes Ruder klammert.
    Plötzlich fielen ihm die Worte von Doc Hayes ein: Könnte sein, dass Sie eine neue Frau bekommen haben.
    Jack fühlte etwas, was er seit sehr langer Zeit nicht mehr gefühlt und sich geschworen hatte, nie mehr zu fühlen. So sehr er sich auch bemühte, konnte er dieses Gefühl nicht verdrängen oder ignorieren.
    Gott stehe ihm bei, in ihm regte sich ein Funken Hoffnung.
     
    Tess lehnte an der rissigen Borke des Erdbeerbaumes.
    »Mama! Sieh doch! Das ist eine Dreh-Schote.« Katie kam zu Tess gelaufen und fiel, durch das hohe Gras rutschend, auf die Knie. »Ich habe sie ganz allein gefunden.«
    »Das ist ja großartig,

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