Im Bann seiner Küsse
wie sie sofort merkte, als wieder Sternchen vor ihren Augen aufblitzten und sie am Waschtisch Halt suchen musste.
Ha. Ha. Ha.
»Ich bleibe hier ... nur ... eine Minute stehen.«
Sie musste sich ohnehin einen Plan zurechtlegen. Sie konnte nicht einfach zur Scheune tänzeln, besser gesagt, humpeln, und Jack einfach entführen. Um sich seiner Hilfe zu versichern, bedurfte es eines Plans. Und bei Gott, er würde ihr helfen. Er würde als Teil dieser Familie agieren, ob es ihm passte oder nicht.
»Also«, sagte sie zu der strahlenden Schönheit im Spiegel, »wie soll man die Sache in Angriff nehmen? Leicht wird es nicht. Er wird nicht wollen.«
Nein, wurde ihr klar, das stimmte nicht ganz. Es war nicht so, dass er nicht wollte. Er hatte Angst hinzugehen. Was immer in der Ehe von Jack und Amarylis vorgefallen war - das Wort tsunami kam ihr in den Sinn -, es hinderte Jack daran, der Vater zu sein, der er sein wollte.
Er hatte Angst, Interesse an den Kindern zu zeigen.
Aber der alte Besen in der Schule hatte Katie faul genannt, eine Kränkung, die Tess nicht dulden konnte, da sie aus eigener Erfahrung wusste, dass man damit ein Kind für das ganze Leben brandmarkte.
Also, wie konnte sie sich Jacks Hilfe versichern, ohne einen Streit vom Zaun zu brechen?
Es musste ohne Konfrontation abgehen, entschied sie. Weder er noch sie durfte in Rage geraten. Keine Temperamentsausbrüche mehr. Keine zornigen Forderungen, wie sie sie heute geäußert hatte. Diese waren genau das, was er von seiner Frau erwartete, und Tess wusste, dass sie anders sein musste als erwartet.
Sie musste die Diskussion locker gestalten. Keine Andeutung von Zorn oder auch nur Verärgerung durfte spürbar sein.
Immer locker.
Ja, so würde es gehen. Egal, was er tat oder sagte oder nicht sagte, sie würde unbeirrt lächeln.
Tess hatte in den letzten Tagen nämlich eines gelernt: Ihr Lächeln traf Jack völlig unerwartet.
Tess sah es als großen Sieg an, dass sie die Scheune bei vollem Bewusstsein, wenn auch erst nach zwanzig Minuten, erreichte.
»Jack?«
»Ja?« Seine Antwort kam aus einem dunklen Winkel.
Sie fasste nach der spleißigen Kante der Werkbank, drehte sich langsam um und spähte angestrengt in die dunkle, mit Spinnweben verhangene Ecke. »Jack?«
»Hier bin ich. Was gibt es?«
»Ich warte darauf, dass du anspannst.«
Er trat aus dem Dunkel. Ein Zweig knackte unter seinem Absatz, ein lautes Geräusch in der stillen Scheune. »Da kannst du lange warten.«
»Soll das heißen, dass du mich nicht zur Schule bringst?«
»Ich sagte, du könntest lange warten, bis ich anspanne.«
Tess bezwang ihre Ungeduld. Immer locker. »Ja, ich hörte die Wörter, die du benutzt hast. Meine Frage galt aber ihrer Bedeutung.«
Jack stand im Nu vor ihr. »Wenn du zur Schule willst, dann nichts wie los. Du kannst Red nehmen.«
Tess spürte, wie ihr Mut sank. »Red?«
Jack wies mit dem Daumen auf die nächste Box. Ein großer Fuchs mit edlem Profil schnaubte als Antwort. »Big Red.«
Tess schluckte. »Reite ich?«
»Nur Vollblüter.«
»Irgendwie wundert mich das nicht. Also, sattle sie.«
Sein Lächeln verschwand. »Sie?«
»Ich reite doch nicht allein.«
»Ich komme nicht mit.«
»Natürlich kommst du mit. Wie sollte ich sonst zur Schule finden?«
Jack starrte sie an, als wäre sie etwas unendlich Lästiges, etwas, das sich nicht abschütteln ließ. »Du weißt nicht mehr, wo die Schule ist?«
Ihr schöner Plan schien sich unter ihren Händen aufzulösen. Vielleicht war jetzt ein wenig ... Herumreden angebracht, um Jack zur Mithilfe zu bewegen. »Wusste ich das jemals?«, fragte sie mit unschuldigem Augenaufschlag.
»Immer die Straße entlang, etwa ...«
Sie räusperte sich.
Er unterbrach sich mitten im Satz und sah sie an.
»Welche Straße denn?«, fragte sie.
»Lissa, ich schwöre dir ...«
Sie schüttelte den Kopf. »Bitte nicht. Ich möchte es lieber nicht hören.«
Jack kniff die Augen zu. Tess hatte den deutlichen Eindruck, dass er sich vorstellte, sie zu erwürgen. »Lissa.« Seine Stimme verriet jene nervöse Ruhe, die auf inneren Gefühlsaufruhr schließen ließ. »Willst du diese quäle...«
»Ich dachte, wir hätten nur eine Zisterne.«
Er zwinkerte. »Wie?«
Diesmal war ihr Lächeln von strahlender Helle. »Hörte ich nicht eben etwas von einer Quelle?«
Seine Augen wurden schmal. Einen Augenblick lang fürchtete sie, dass sie zu weit gegangen war.
»Also gut.« Die Wort schössen wie vergiftete Pfeile aus seinem
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