Im Bann seiner Küsse
Mund. »Du willst zur Schule, dann werden wir hingehen. Aber erwarte nicht, dass ich dort auch nur ein Wörtchen sage.«
Tess hätte ihn am liebsten umarmt. Stattdessen bildeten ihre behandschuhten Finger eine Faust. Er würde sie begleiten! Der Plan hatte funktioniert.
Sie hatte ihn dazu gebracht, wie ein Vater zu handeln, wenigstens diesmal.
Sie lächelte. Immerhin ein Anfang.
Wenig später starrte Tess ungehalten den Damensattel an und fragte sich, ob ihr Plan wirklich so gut war, wie sie geglaubt hatte.
»Ich soll... auf diesem Ding hocken?«
Jack nickte und machte sich gar nicht die Mühe, sein Lächeln zu verbergen.
Tess knirschte mit den Zähnen. »Hilf mir hinauf.«
»Ich weiß nicht, Lissa, möchtest du nicht lieber ...«
»Ich würde mich lieber ans Steuer meines Jeeps setzen, aber da dies nicht in Frage kommt, möchte ich Hilfe beim Aufsitzen.«
Jack ließ seine Zügel los und griff nach ihren. »Hier.«
Sie fasste nach den Zügeln und steckte sie in den Mund, um sie festzuhalten, dann griff sie nach dem Lederding, das auf dem Sattel aufragte. Einen Fuß vorsichtig auf Jacks verschränkte Finger stellend, schwang sie das andere Bein über den Sattel.
Jack räusperte sich.
Mit einer Grimasse zog sie die nach Staub schmeckenden Zügel aus dem Mund und schaute hinunter.
Er schob den alten schwarzen Stetson aus der Stirn. »Du wirst doch nicht so reiten, oder?«
»So ist es bequemer«, log sie. Es war das unbequemste Ding, das ihr je untergekommen war.
Er schüttelte den Kopf. In seinen grünen Augen lauerte ein Lächeln.
Sie wagte eine Vermutung. »Das wäre nicht damenhaft.«
»Nein, gar nicht.«
Sie beugte sich ein wenig zur Seite und studierte die zwei Lederschlaufen, die wie Hasenohren aus der Sattelseite sprossen. »Lass mich raten: Ich rutsche ein wenig hinunter und lasse mein rechtes Bein über dieses ... Ding hängen.«
Das Lächeln erfasste seinen Mund und wurde zu einem Grinsen. »Ganz recht.«
Sie hielt sich an Reds Mähne fest und ließ sich vorsichtig ein wenig hinuntergleiten. »Das kann nicht richtig sein. Ich fühle mich wie eine Wanze auf einer Autoantenne.«
Ihr Vergleich rief bei ihm ein Stirnrunzeln hervor. »Du sagst ja immer, eine Dame - eine Südstaatendame - fragt nicht nach Bequemlichkeit.«
Sie lächelte dünn. Es bedurfte großer Selbstbeherrschung, sich eine scharfe Antwort zu verkneifen. »Offensichtlich nicht. Reiten wir?«
Erst flammte Erstaunen, dann Wut in seinem Blick auf. »Du willst noch immer?«
»Natürlich.«
Mit einem halb verschluckten Fluch schwang Jack sich in den Sattel und lenkte sein Pferd zur Straße. »Komm, Türk, los.«
Es wurde ein langer und schweigsamer Ritt zur Schule.
Als sie die letzte Biegung der Portland Hill Road hinter sich brachten, sahen sie das einklassige Schulhaus vor sich.
Während Jack den kleinen, mit Brettern verschalten Bau anstarrte, der als Versammlungsort, Kirche und Sommerschule diente, erfasste ihn wieder Zorn auf die Frau, die es gewagt hatte, Katie faul zu nennen.
Nicht, dachte er. Lass nicht zu, dass du Wut oder Angst oder Schmerz empfindest.
Diesmal wirkte die wohl bekannte Litanei nicht. Er versuchte es immer wieder und wurde mit jedem Mal verzweifelter. Er brachte es nicht fertig, von seinen Gefühlen Abstand zu gewinnen, diesmal nicht. Sie brodelten in ihm wie flüssiges Feuer und brannten sich in seine Eingeweide.
»Was für ein hübsches kleines Haus. Ist das die Schule?«
Jack umfasste die Zügel fester. Anspannung ließ seinen Mund zu einem grimmigen, weißen Strich werden. »Ja.«
»Gut. Also, lass uns besprechen, wie wir die Sache angehen.«
Ihre Äußerung traf ihn wie ein kalter Windstoß. »Was sagtest du?«
»Wir brauchen einen Angriffsplan. Eine Möglichkeit, die alte Hexe zu bewegen, uns bei Katie zu helfen. Es hängt viel davon ab, dass wir ruhig und freundlich bleiben.« Sie wurde nachdenklich. »Vielleicht wäre es sogar ratsam, wenn man ihr ein wenig schmeichelt.«
Er erschrak. Sie konnte doch nicht wollen, dass sie gemeinsam die Lehrerin aufsuchten. Als Eltern. Er würde es nie schaffen, seine Gefühle unter Kontrolle zu halten, wenn er das Verdammungsurteil über seine Kleine hörte. »Wir machen gar nichts. Meine Aufgabe war es, dich zum Schulhaus zu bringen. Sie ist erledigt.«
»Tut mir Leid, Jack. Zum Tango gehören zwei.«
»Was soll das nun wieder heißen?«
»Es heißt, dass wir beide Katie in die Welt gesetzt haben. Und wir beide werden ihr helfen, diese Krise
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