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Im Bann seiner Küsse

Im Bann seiner Küsse

Titel: Im Bann seiner Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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rollten, drang durch die halb offene Küchentür und brach den Bann.
    »Jim und Minerva bringen die Vorräte«, sagte Jack lahm. Ihr verständnisloser Blick ließ ihn hinzufügen: »Von der Nachbarfarm. Sei nett zu ihnen, ja?«
    »Natürlich.«
    Jack wandte sich zum Gehen, blieb aber an der Tür stehen. »Hm ... hübsch sieht das Haus aus«, sagte er rasch. Dann war er fort.
    Als wäre der Leibhaftige ihm auf den Fersen, lief Jack die Verandastufen hinunter und suchte Zuflucht beim Wagen der Hannahs.
    »Guten Morgen, Mr. Rafferty«, begrüßte Minerva Hannah ihn von ihrem Sitz aus. »Ich habe für Ihre Frau ein paar Sachen gebracht. Ich wäre schon eher gekommen, doch war ich erst vor kurzem bei Doc Hayes und hörte von dem Baby«
    »Sicher wird sie sich über Ihre Fürsorge sehr freuen, Mrs. Hannah. Darf ich Ihnen herunterhelfen?«
    »Danke.« Minerva streckte Jack die behandschuhte Hand entgegen.
    Jim rückte auf dem Sitz nach und sprang neben ihr auf den Boden. »Herrgott, für Mai ganz schön heiß«, stöhnte er und schob den Strohhut aus der Stirn. »Es ist alles dabei, was Sie wollten. Hinten auf der Ladefläche.«
    Minerva berührte lächelnd den Arm ihres Mannes. »Jim, mein Lieber, hol mir diese Lattenkiste herunter. Ich laufe rasch ins Haus, während ihr Männer alles besprecht.«
    »Aber sicher.«
    Jack starrte Minervas kleine Hand an und bemerkte, wie sanft und besitzergreifend ihre Finger auf dem rauen Wollstoff des Ärmels verharrten. Er stand ruhig da, reglos und ohne mit der Wimper zu zucken, plötzlich in eine eigene Welt versetzt, zu der nur er Zutritt hatte. Eine Welt, in der vor langer Zeit seine Frau ihn so berührt hatte.
    Unser. Tess hatte das Wort so leise ausgesprochen, dass er zunächst glaubte, er hätte es sich nur eingebildet. Unser.
    Wenn es nur wahr wäre ...
    Der Gedanke kam so rasch und so unerwartet, dass er sich dagegen nicht wehren konnte. In seinem Gefolge überkamen ihn Sehnsucht und Verzweiflung und die unvermeidliche Angst. Verlangen erfasste ihn mit ungeahnter Heftigkeit und schnürte ihm die Kehle zu.
    Was stellte sie nur mit ihm an?
    Plötzlich hatte er das Gefühl, auf einem glitschigen Abhang zu stehen anstatt auf festem Farmland und einen Kampf auszufechten, den er für längst gewonnen gehalten hatte.
    Sein Kampfgeist war gebrochen. Auch das Wissen, wie leicht sie ihn manipulieren konnte, hinderte ihn nicht daran, die unglaubliche Sanftheit in ihren Augen zu sehen. Die Sanftheit, die vor langer Zeit aus ihrem Blick verschwunden und nie wirklich zurückgekehrt war.
    Außer natürlich in seiner Erinnerung. Dort war sie nie verschwunden. Dort, an jenem verrückten, feigen, verwirrten Ort, wo nichts so war, wie es schien, und man nichts glauben konnte, was man sah, hatte sie ihn immer so angesehen.
    Nur verschwamm jetzt die Linie zwischen Realität und Phantasie. Er konnte nicht mehr sicher sein, ob auch nur etwas an ihr oder an ihnen real war ...
    Gott stehe ihm bei ... einen Augenblick in der Küche, als sie >unser< geflüstert hatte, hatte er ihr vorbehaltlos geglaubt.
    »Ein Narr bist du«, murmelte er.
    »Wie bitte, Mr. Rafferty?«
    Minervas Stimme versetzte ihn abrupt in die Wirklichkeit zurück. Jack schüttelte den Kopf, um ihn zu klären. Was zum Teufel war nur mit ihm los? Es war wieder nur ein Spiel, wieder nur eine Möglichkeit, ihm wehzutun. Sie legte es darauf an, ihn aus seiner Starre zu reißen, und sobald er etwas empfand, würde sie zuschlagen. Amarylis spielte dieses Spiel seit Jahren. Wie in jener Nacht, als Caleb gezeugt wurde. In jener wundervollen, verzauberten Nacht, der ein schrecklicher, demütigender Morgen folgte ...
    Er musste sich jene Nacht in Erinnerung rufen ... wie sie ihn erst manipuliert und dann beschämt hatte. Egal was sie tat oder wie sie sich gab, er musste sich ins Gedächtnis rufen, dass unbeirrbarer Hass sie eisenhart machte.
    Er kniff die Augen zu, als ihn eiskalte Ruhe überkam. Wenn nur diese verdammte Schwäche nicht gewesen wäre.
    Wenn er sie nur nicht so verdammt geliebt hätte ...
     
    Als das Pochen ertönte, strich Tess ihr Kleid glatt und sah sich rasch in der Küche um.
    Befriedigt lief sie zur Tür und öffnete. Eine schöne Frau, schmal und hoch gewachsen, stand auf der Schwelle. Ein blumengeschmückter Strohhut verbarg ihr Haar, blaugraue, kluge Augen blitzten unter der Krempe hervor. Die Frau lächelte schüchtern. »Guten Morgen. Mrs. Rafferty Ich störe Sie doch nicht?«
    »Soll das ein Scherz sein? Ich bin

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