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Im Bann seiner Küsse

Im Bann seiner Küsse

Titel: Im Bann seiner Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
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entzückt, endlich mit einem erwachsenen Menschen plaudern zu können. Treten Sie doch ein.«
    Minervas Blick verriet ihre momentane Verwirrung. Tess wurde an Jacks Mahnung erinnert, freundlich zu sein. Amarylis musste sich ihrer Nachbarin gegenüber sehr abweisend benommen haben.
    Tess zeigte ihr bestes ermutigendes Lächeln. »Bitte«, sagte sie und deutete auf den Küchentisch. »Kommen Sie herein.«
    »Danke, Mrs. Rafferty« Die Besucherin folgte Tess in die Küche.
    »Nennen Sie mich doch Lissa.«
    Minerva sah sie wachsam an. »Aber gern. Und Sie müssen mich Minerva nennen.«
    »Großartig. Nun, was haben Sie in der Kiste? Es riecht ja köstlich.«
    Minerva stellte die Lattenkiste auf den Boden. »Nicht viel. Nur einen kalten Fleischauflauf und Brot. Von Doc Hayes weiß ich, dass Sie eine schwere Zeit hinter sich haben. Ich dachte mir, ein Tag ohne Kocherei wäre Ihnen willkommen.«
    »Wie fürsorglich von Ihnen.« Lächelnd ging sie zum Herd und setzte Wasser auf. Ein leises Klicken zeigte an, dass die Tür geöffnet wurde. Als sie sich umdrehte, sah sie, dass Minerva gehen wollte.
    »Minerva, so warten Sie doch!«
    Mrs. Hannah warf einen Blick über die Schulter. »Ja, Mrs. ... Lissa?«
    »Habe ich Sie gekränkt?«
    Wieder zeigte sich Verwirrung in Minervas Blick. »Nein, natürlich nicht. Es ist nur ...« Es folgte ein Achselzucken. »Also, um ehrlich zu sein, früher wollten Sie immer, ich solle gleich gehen.«
    »Ach ...«
    »Bitte?«
    Tess lief zur Tür und legte Minerva eine Hand auf die Schulter. »Bitte, verzeihen Sie mein unhöfliches Benehmen von früher. Ich möchte einen Neuanfang machen. Seit diesem Baby habe ich mich innerlich verändert.«
    Minerva sah Tess unverwandt in die Augen. Dann lächelte sie. »Ja, das wäre nett.«
     
    Jack wollte seinen Ohren nicht trauen. Aus der Küche drang Lachen, flutete durchs offene Fenster und tanzte auf der leichten Maibrise.
    Jim hievte den letzten Hafersack vom Wagen und warf ihn über die Schulter. »Hört sich an, als hätten die Mädchen Spaß miteinander«, sagte er und ließ den schweren Sack neben der Eiche zu Boden plumpsen.
    Jack fuhr sich mit dem Hemdsärmel über die feuchte Stirn und starrte zum Fenster hin. Gedämpftes Gemurmel, hin und wieder von einem Auflachen unterbrochen, weckte seine Neugierde. Er wollte es ignorieren, versuchte so zu tun, als ließe es ihn kalt.
    Aber er schaffte es nicht ganz. Früher hatte sie für ihre Nachbarn nichts übrig gehabt. Wer nicht einer reichen Südstaatenfamilie entstammte, war für sie armes weißes Gesindel. Den Inselbewohnern war sie mit ausgesuchter Schroffheit begegnet, als hätte sie Angst, hier glücklich zu sein.
    »Der Kaffee duftet aber verlockend«, sagte Jim.
    Jack blickte auf, erstaunt, dass Jim etwas gesagt hatte. Dieser sah sofort weg und griff nach dem nächsten Sack.
    Er glaubt wohl, ich wäre nicht ganz richtig im Kopf, dachte Jack. Warum auch nicht? Nach dem letzten vierten Juli hielt die ganze verdammte Insel ihn für nicht zurechnungsfähig. Warum die Hannahs ihn nicht wie alle anderen mieden, war ihm ein Rätsel.
    »Und wie«, antwortete Jack. »Wie wär's, wenn wir uns eine Tasse genehmigen?«
    Sie gingen über den Hof und nahmen zwei Verandastufen auf einmal. Jack zögerte nur einen Moment, bevor er den Knauf drehte und die Tür öffnete.
    Tess, die am Tisch saß, blickte erstaunt auf. Der hauchdünne Rand der Tasse berührte ihre volle Unterlippe. Dampf stieg aus der Tasse hoch und umspielte die zarten goldenen Strähnen an ihrer Stirn.
    »Hi, Jack.« Ihre Stimme war so warm und voll wie das Kaffeearoma, das im Raum hing.
    Jack kam sich vor wie in die Vergangenheit versetzt. Er musste die Sanftheit in ihren Augen träumen. Es musste so sein.
    Als er auf sie zuging, spürte er die Bewegungen seines Körpers und konnte sie doch nicht kontrollieren. Ehe er wusste, wie ihm geschah, stand er neben ihr. Sie lächelte ihm zu. Mit schmetterlingsweicher Leichtigkeit landete ihre Hand auf seinem Unterarm und blieb dort.
    Oh Gott, bist du schön. Gerade noch rechtzeitig verkniff er sich die Worte und wich ihr mit einem Ruck so jäh aus, dass er stolperte.
    »Jack?« Alle drei Stimmen riefen gleichzeitig seinen Namen, und sofort kam er sich wie ein Idiot vor.
    »Tut mir Leid«, sagte er. »Ich bin wohl gestrauchelt.«
    »Kein Wunder, so schwer wie ihr beide euch abgerackert habt«, sagte Minerva leichthin.
    »Setzt euch«, sagte Tess. »Ich habe eben Kaffee gekocht und muss selbst sagen, dass

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