Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann seiner Küsse

Im Bann seiner Küsse

Titel: Im Bann seiner Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
Vom Netzwerk:
er sehr gut ist.«
    Jim warf ihr einen fragenden Blick zu, als er sich setzte. »Das klingt aber ziemlich verwundert. Warum sollte ...«
    »Keine Fragen, Jim«, sagte Jack und setzte sich neben ihn. »Befolge den Rat eines Freundes und trinke den Kaffee nicht.«
    Tess schenkte zwei Tassen ein. Sie stellte sie vor die Männer hin und setzte sich Jack gegenüber. »Mein Mann hegt bezüglich meiner Kochkünste große Zweifel.« Sie blickte zu Jack auf. »Soll ich unseren Gästen ein Stück Kuchen anbieten?«
    Jack hätte fast seinen Kaffee ausgespuckt. Er sah von seiner Tasse auf und starrte über den Tisch hinweg in ihre Augen. Widerspenstiges Haar umgab ihr Gesicht wie eine honig-goldene Aura. Ihr Blick lag auf ihm, nur auf ihm, und einen Augenblick lang hätte er geschworen, sie sähe ihn mit aufrichtiger Zuneigung an. Als sie geistesabwesend eine Locke hinters Ohr zurückstrich, tat sie es mit unnachahmlicher Anmut.
    Jim sprach von der Schafschur. Die Worte verschmolzen miteinander und verloren jeden Sinn für Jack, der seine Frau anstarrte. Sie war an den Rand des Stuhls vorgerückt, als wäre sie ganz Ohr. Ihre Ellbogen waren - für eine Südstaatenlady ungeheuerlich - aufgestützt, ihr Kinn ruhte auf den Knöcheln der linken Hand. Der Ehering, den er ihr vor so langer Zeit angesteckt hatte, blinkte matt an ihrer hellen Haut.
    »Jack? Jack?«
    Er starrte seine Frau so intensiv an, dass er einen Moment brauchte, um zu merken, dass Jim zu ihm sprach. »Was? Ach, ich dachte an die Westweide. Was sagten Sie eben, Jim?«
    »Ich sprach von der Evakuierung der Insel durch die Briten. Ich hörte, dass...«
    Jacks Aufmerksamkeit schweifte wieder ab. Er konnte sich einfach nicht auf Jims Worte konzentrieren, weil er nur an Lissa und ihre liebevolle Berührung dachte. Jetzt noch vermeinte er die Wärme ihrer Finger auf seinem Arm deutlich zu fühlen. Er starrte die Blumen auf dem Tisch an, bis ihre Farben verschwammen.
    »Jack?«
    Sein Name war wie eine geflüsterte Liebkosung, die heiße Glut durch seinen Körper jagte. Er erstarrte.
    Sie stand hinter ihm, den Arm um seine Schulter. Er spürte die Wärme ihrer Berührung durch das Hemd, roch den süßen Lavendelduft ihrer Haut.
    Wann war sie aufgestanden?
    Sie beugte sich über ihn. Eine Locke löste sich hinter ihrem Ohr und strich über seine Wange. »Möchtest du noch Kaffee?«
    Er räusperte sich. Jim und Minerva schauten ihn an, und er merkte, dass ihnen das sonderbare Benehmen gar nicht aufgefallen war. Sie hatten sich beim Reden nicht stören lassen, als sei es ganz normal, dass eine Frau aufstand und ihren Mann mitten im Gespräch berührte.
    »Nein, danke. Ich habe noch zu tun.«
    Jim stand sofort auf. »Ich auch, Jack. So gern ich noch bliebe ... ich muss eine kaputte Tür reparieren, und Minerva ist gern zu Hause, wenn die Kinder von der Schule kommen. Also, Mrs. Rafferty, vielen Dank für den Kaffee.«
    Minerva tat es ihm gleich. »Ja, Lissa, es war wunderbar.«
    Tess lächelte. »Wie schön, dass Sie gekommen sind. Es freut mich, Sie kennen ... ich meine, Sie wiederzusehen.«
    Gemeinsam gingen sie zum Wagen hinaus. Jack und Tess standen Seite an Seite da, als die Hannahs losfuhren.
    »Was für nette Menschen«, sagte Tess, als der Wagen um die Biegung verschwand.
    Jack warf ihr einen verwunderten Seitenblick zu. »Ja, allerdings«, sagte er gedehnt.
    Er drehte sich um und ging zurück zur Scheune, wobei er sich bemühte, an die Schafe zu denken - nur an die Schafe. Doch er schaffte es nicht, die Erinnerung an Lissas Lächeln abzuschütteln, so sehr er sich auch bemühte.
    Sonderbar, er ertappte sich dabei, wie er über dieses angebliche zweite Leben nach dem Tode nachdachte, und plötzlich erschien es ihm nicht halb so merkwürdig wie die Veränderungen an seiner Frau.
     
    Auch am nächsten Tag bemühte Jack sich, zu vergessen, wie sie leise seinen Namen geflüstert und seinen Arm sanft gedrückt hatte. In der dunklen Abgeschiedenheit der Sattelkammer versuchte er sich einzureden, dass es wieder nur eine Täuschung war, mit der sie ihn kränken wollte. Aber diesmal konnte er es nicht glauben, nicht eine Minute lang.
    Tack. Tack.
    Aus seinen Gedanken gerissen, horchte Jack auf.
    Tack. Tack.
    Er legte das schwere schwarze Zaumzeug und den Tiegel Klauenfett aus der Hand.
    Wieder das dumpfe, schlagende Geräusch.
    Jack warf den mit Öl durchtränkten Putzlappen auf die Werkbank und lief aus der Scheune. Er ging dem stetigen dumpfen Geräusch nach, über den Hof

Weitere Kostenlose Bücher