Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann seiner Küsse

Im Bann seiner Küsse

Titel: Im Bann seiner Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
Vom Netzwerk:
eng um ihn scharten, war es für Jack ein überwältigendes Gefühl.
    Sie waren eine Familie ... zum ersten Mal.

Hewlett-Packard
    An jenem Abend saß Tess auf der Schaukel, die An jenem Abend saß Tess auf der Schaukel, die Finger locker um die groben Seile geschlungen, und schwang langsam hin und her, wobei sie die bloßen Füße über die kalte dunkle Erde gleiten ließ.
    Sie schloss die Augen. Die Geräusche der Nacht wirkten geradezu hypnotisch auf sie. Das ferne, hallende Tosen der See gegen Klippen und Sand, das luftige Rauschen einer frühabendlichen Brise, das Rascheln der Schafe, die sich zur Nachtruhe niederließen.
    Kein einziges dieser Geräusche nahm sie als selbstverständlich hin; während sie sich jeweils auf eines konzentrierte, staunte sie über alle und über das Wunder, dass sie sie hören konnte.
    »Lissa?«
    Tess fuhr auf und sah ihn auf der Veranda stehen, ein großer schwarzer Schatten, der sich vom Dunkelgrau des Hauses abhob.
    Sein Anblick genügte, um ihr Herz schneller schlagen zu lassen. Ihre Kehle war wie ausgedörrt. Sein Name glitt von ihren Lippen und war im Wind verloren. Sie umfasste das kratzige Seil fester.
    »Ich ...« Er bewegte sich. Seine Schritte klangen leise und dumpf auf den Brettern. Dann blieb er stehen. »Ich gehe zu Bett.«
    Nimm mich mit. Tess schluckte schwer und versuchte, ihren rasenden Herzschlag zu beruhigen. »Warum sagst du mir das?«
    Es dauerte eine Ewigkeit, bis er antwortete. Tess beugte sich vor und wartete. Frage mich, Jack. Reich mir einfach deine Hand...
    »Ich wollte gute Nacht sagen.«
    »Ach.« Tess ließ die Seile los und legte die Hände in den Schoß. »Gute Nacht.«
    Er blieb noch eine ganze Weile stehen. Tess spürte seinen Blick auf sich und wusste, dass er seinen ganzen Mut zusammennehmen musste, um zu bleiben. Vielleicht sogar, um näher zu kommen.
    »Na ... dann gute Nacht.« Er drehte sich um und verschwand im Haus. Die Tür schloss sich leise quietschend hinter ihm.
    Tess seufzte enttäuscht. Sie stand auf, schlug die Arme um sich und ging müßig um den Baum herum. Winzige Kiesel hafteten an ihren nackten Füßen, als sie den Sandweg überquerte und weiter ins Gras ging. Dünne, schwankende Halme kitzelten ihre Fesseln.
    Sie richtete den Blick unverwandt auf die tief unter ihr liegende Meerenge, deren grauschwarz schimmernde Fläche von einem einzigen, schwankenden, blauweißen Mondscheinfinger gestreift wurde. Sterne funkelten wie Diamantsplitter am Nachthimmel.
    Sie wusste, was sie jetzt machen wollte, hatte aber Angst davor. Diese Erkenntnis reizte sie teuflisch. Nie im Leben war sie feige gewesen und ausgerechnet jetzt, angesichts der größten Chance ihres Lebens, schlich sie herum wie ein verängstigtes Kätzchen. Wartete.
    Es ergab keinen Sinn. Widrigkeiten hatten sie stets angespornt, immer größere Herausforderungen anzunehmen. Als sie zu hören bekam, ein taubes Mädchen könne nicht Ärztin werden, hatte sie ihnen das Gegenteil bewiesen. Als man ihr sagte, sie könne zwar studieren, würde aber nie Arbeit bekommen, hatte sie abermals alle eines Besseren belehrt, und als es hieß, gegen Krebs gäbe es kein Heilmittel, hatte sie ihr Leben dem Ziel gewidmet, eines zu finden.
    Aber irgendwie verblassten all diese Herausforderungen gegen diese. Damals hatte sie riskiert, ausgelacht zu werden oder schlimmstenfalls zu versagen, wo wenigen jemals Erfolg beschieden war. Aber hier, bei Jack, stand etwas Größeres auf dem Spiel, etwas unendlich Kostbareres.
    Ihre Chance, jemandem anzugehören.
    Was, wenn er sie auslachte oder sie abwies? Was, wenn die liebevollen Blicke und das stille Lächeln nur Einbildung waren, Hirngespinste ihrer liebeshungrigen Phantasie?
    Dann wirst du eine Kränkung erleben. Die Antwort kam so leicht wie die Frage und wirkte erstaunlicherweise beruhigend.
    Sie hatte schon oft Verletzungen hinnehmen müssen und hatte sie immer überlebt. Wenn heute das Schlimmste eintrat und Jack sie abwies, würde sie auch darüber hinwegkommen.
    Jemand musste hier die Chance ergreifen. Das stand fest. Beide hatten sie Angst, verletzt zu werden, und beide waren sie von dieser Angst wie gelähmt.
    Jetzt nicht mehr, entschied Tess plötzlich. Sie hatte hier eine Chance - eine, auf die sie ihr Leben lang gewartet hatte. Sie hatte sterben müssen, um diese Chance zu bekommen, und gedachte nicht, sie wegen flatternder Nerven und alter Ängste auszuschlagen.
    Ließ Jack sie jetzt abblitzen, würde sie einfach eine andere Gelegenheit

Weitere Kostenlose Bücher