Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann seiner Küsse

Im Bann seiner Küsse

Titel: Im Bann seiner Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Hannah
Vom Netzwerk:
fast sein halbes Leben gewesen. Er hatte sie seit seiner Knabenzeit geliebt. Und er liebte sie auch jetzt.
    Sie beugte sich zu ihm, so nahe, dass er den Hauch ihres Atems an seinen Lippen spürte. Er spürte, wie es um seine Lenden eng wurde und sich in seiner Kehle ein staubtrockenes Gefühl ausbreitete.
    Sie fuhr sich mit der Zunge über die Unterlippe, ohne den Blick von ihm zu wenden. »Vielleicht ...« Sie zögerte, und Jack hatte nun plötzlich das Gefühl, dass nun sie es war, die Angst hatte. Sie wollte sich abwenden.
    Entschlossen fasste er nach ihrem Kinn und zwang sie sanft, aber fest, ihn anzuschauen. »Vielleicht was?«
    »Vielleicht könnten wir ... uns wieder verlieben.«
    Jack wusste nicht, was er als Antwort erwartet hatte, aber das war es nicht. Er kannte sie schon sehr lange ... seit der
    Zeit, als sie, Kinder noch, auf der Baumwollplantage seines Vaters herumtollten, und nie, nicht ein einziges Mal, hatte sie von Liebe gesprochen. Ja, sie hatte ihm ihre Liebe gezeigt. In ihren Anfängen, vor dem Krieg und dem Schrecklichen, das ihm folgte, hatte sie es ihn immer spüren lassen. Aber niemals hatte sie es in Worte gefasst. Als junger Mann hatte er sehnsüchtig auf den simplen Satz gewartet. Und jetzt stellte sie kühn die Frage, ob sie sich verlieben könnten. Wieder.
    Er schüttelte den Kopf. »Wo könnten wir anfangen?«
    Sie lächelte. »Jack.« Sein Name klang weich und zärtlich und schien eine köstliche Verheißung zu bergen. »Wir haben schon angefangen.«
     
    Wir haben schon angefangen. Tess sagte die einfachen Worte und hielt den Atem an. Angst erfasste sie und ließ ihr Herz in der Brust hämmern. Als sie nun auf seine Erwiderung wartete, fühlte sie sich bloß und verletzlich. Und ihr schwindelte vor Verlangen.
    Bitte, dachte sie verzweifelt, bitte, weise mich nicht ab. Bitte...
    »Wir dürfen nichts überstürzen«, sagte er leise. »Ich bin nicht... allzu vertrauenswürdig.«
    Erleichterung erfasste Tess. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. »Wie du willst, Jack ...«
    Er schüttelte den Kopf. Bedauern und Scham verdunkelten seine Augen. »Ich habe dich und die Mädchen oft enttäuscht.«
    Liebe durchströmte Tess und füllte jeden Winkel ihrer Seele mit Licht. Sie wusste, wie viel ihn dieses Eingeständnis kostete.
    »Oh Jack.« Sie beugte sich zu ihm, strich ihm die Haare aus den Augen. »Vielleicht haben wir einander wehgetan.«
    Ihre Blicke begegneten sich und verharrten. Die Kerze neben ihnen flackerte.
    »Ich brauche Zeit, Lissa«, sagte er ruhig. »Ich habe lange gebraucht, um mich zu entlieben, und ehrlich gesagt bekomme ich es teuflisch mit der Angst zu tun, wenn ich mir vorstelle, ich müsste wieder an den Ausgangspunkt zurück.«
    »Ich möchte nicht in die Vergangenheit einer anderen Frau zurück. Ich möchte vorwärts ... in eine Zukunft, die uns gehört.«
    »Oh Gott, Lissa.« Er schloss die Augen und fuhr sich durchs Haar.
    Tess starrte seinen Mund an und spürte einen scharfen, fast schmerzlichen Stich des Verlangens. Küss mich, dachte sie. Jetzt, bevor ich mein Versprechen breche ...
    Doch er rührte sich nicht, schien gar nicht zu atmen.
    Oh Gott, wie sehr sie sich wünschte, dass er sie jetzt küsste. Seit jenem Tag auf den Stufen der Schule hatte sie davon ständig geträumt. Wie ein Kind, das nach einer verbotenen Süßigkeit auf dem Ladentisch greift, beugte sie sich vor. Voller Verlangen und Sehnsucht.
    Und noch immer rührte er sich nicht.
    »Jack ...« Sein Name war eine geflüsterte Frage, eine Aufforderung. »Liebe mich, Jack.«
    »Ach ... verdammt.« Seine Stimme klang rau und besiegt, als er die Augen öffnete und sie anschaute. Seine Hände glitten ihren Hals hinauf und höher, bis seine Finger in ihre goldene Haarflut fassten und sie zu sich zogen.
    Ihre Lippen trafen sich. Der Kuss war langsam und zögernd, erfüllt von dem stillen, verzweifelten Verlangen eines Mannes, der so lange unglücklich verliebt gewesen war, dass er sich nichts anderes vorstellen konnte, und einer Frau, die noch nie geliebt hatte.
    Es schien eine Ewigkeit zu dauern, so lange, bis Tess ganz schwindelig war und ihr ganzer Körper prickelte. Sein Kuss verriet ein Verlangen, das Tess den Atem raubte.
    Dann zog er sich langsam zurück und sah sie an. »Wie schön du bist.«
    Sie holte bebend Luft und lächelte. »Du auch.«
    Seine Hand glitt ihre Kehle hinunter, langsam, als koste er das samtweiche Gefühl ihrer Haut aus. Seine Finger schlüpften unter den dünnen Batist ihres

Weitere Kostenlose Bücher