Im Bannkreis Des Mondes
betrügen würde, war ich vor Neid völlig außer mir, weil er anscheinend bei dir das fand, was er in mir nie gesehen hat – den Partner, der ihm von Gott bestimmt ist, sein Gefährte zu werden.«
»Seine Liebe zu dir hat nie gewankt.«
»Geheimnisse«, sagte Niall darauf bloß mit schmerzlichem Gesichtsausdruck.
Sie beugte sich zu dem Mann hinunter, der ihr erster Freund bei den Chrechten war, und küsste ihn auf die vernarbte Wange. »Ich vergebe dir und hoffe, du wirst auch mir vergeben, weil ich mein Geheimniss vor dir verborgen hielt.«
»Das werde ich. Immer.«
»Freunde?«
»Bis in den Tod.«
Sie nahmen sich zwei Tage Zeit für ihre Rückkehr zur Festung. Talorc und Niall bestanden darauf, auf die Jagd zu gehen und für das leibliche Wohl ihrer Seelengefährten zu sorgen. Es machte Abigail nichts aus, weil ihr so etwas Zeit blieb, um in Ruhe mit Guaire zu reden.
»Wie hat Niall dir erklärt, dass er Una geküsst hat?«, fragte sie, sobald sie glaubte, die beiden Krieger seien außer Hörweite.
»Er hat gesagt, sie habe ihn geküsst. Und er ließ es zu, weil er aus dem Augenwinkel sah, dass ich aus der Küche trat. Er dachte, so könne er mich eifersüchtig machen. Aber dann ging ihm auf, wie dumm sein Verhalten war. Doch dann war es schon zu spät. Er sah den schmerzlichen Ausdruck auf meinem Gesicht, und er sagt, das war der Moment, in dem er das erste Mal Hoffnung schöpfte, seit ihm bewusst geworden war, dass ich sein Seelengefährte bin.«
»Wann ist ihm das bewusst geworden?«
»Vor sehr, sehr langer Zeit.« Guaires Haltung drückte seinen Frust aus. »Meine Angst, mich ihm zu offenbaren, und seine, ich könne mich vor ihm fürchten oder ihn als zu erdrückend empfinden, hat uns lange voneinander ferngehalten.«
»Man sagt von der vollkommenen Liebe doch immer, sie könne jede Angst besiegen.«
»Ich vermute, das vermag sie auch – wenn man sie sich eingesteht.«
»Aber wenn du gezwungen bist, sie zu verbergen …«
»… bringt das nur Schmerz.«
Abigail nickte nachdenklich. Dann sagte sie: »Lass uns einen Pakt schließen. Wir werden die Vergangenheit nicht bereuen, sondern von Stund an nur noch in der Gegenwart der Zukunft entgegenleben.«
»Einverstanden.« Guaire hielt ihr die Hand hin.
Abigail schüttelte seine Hand. »Abgemacht.«
Als sie zur Burg zurückkehrten, gab Niall sich keine Mühe, seine tief empfundene Zuneigung zu Guaire vor irgendwem zu verbergen. Abigail freute sich für die beiden, zumal die Highlander die Liebe zwischen den beiden Männern viel leichter akzeptierten, als ihre Eltern oder andere Menschen jenseits der Grenze es vermocht hätten.
Alle außer Una freuten sich für die beiden.
Abigail wusste, nun war endgültig der Moment gekommen, etwas gegen die Frau zu unternehmen. Aber das musste dann doch noch aufgeschoben werden, als Talorc ihr sagte, er müsse ihr etwas zeigen. Sie wartete in der großen Halle auf ihn, während er und Barr die Aufgaben der Soldaten für diesen Tag festlegten.
Schließlich waren alle anderen verschwunden, und sie war mit Talorc in der großen Halle allein.
Er blieb vor ihr stehen, betrachtete sie von oben bis unten. Sein Blick ließ sie erschauern. »Ich kann es einfach nicht glauben. Du bist meine Seelengefährtin … Du passt perfekt zu mir.«
»So geht es mir auch.«
Sie küssten sich, doch ehe der Kuss zu leidenschaftlich wurde, löste Talorc sich von ihr. »Komm mit.«
»Ich begleite dich überallhin.«
Er lächelte und umfasste fest ihre Hand. Talorc führte sie in einen der Vorratsräume. Abigail schaute sich in dem dunklen Raum um, konnte aber nichts entdecken. Schon gar nichts, das ihr Mann ihr zeigen könnte. Er entzündete eine Fackel, obwohl es kaum so dunkel war, dass dies notwendig wäre. Sie verstand aber sein Vorgehen besser, nachdem er die Tür verschlossen und den Riegel vorgeschoben hatte.
Wie merkwürdig, dass die Tür eines Vorratsraums innen einen Riegel hatte … Abigail hätte ihn gern danach gefragt, doch Talorc wirkte so entschlossen, dass sie zögerte, irgendwas zu sagen.
Er ging zu der gegenüberliegenden Wand und drückte etwas auf dem Regal, auf dem Vorräte für den Bergfried lagerten. Das Regal schwang wie ein schweres Tor zur Seite und gab eine Öffnung in der Wand frei, die ungefähr vier Fuß hoch und zwei Fuß breit war.
Talorc nahm die Fackel in die linke Hand und hielt Abigail seine Rechte entgegen. »Komm.«
Sie ergriff seine Hand und ließ sich von ihm in das Dunkel hinter der
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